Читать книгу Souveräne Impulskontrolle bei Hunden - Benedikt Wittner - Страница 12
Verminderte Impulskontrolle im Zusammenhang mit körperlicher Betätigung
ОглавлениеEine gestörte Impulskontrolle steht häufig im direkten Zusammenhang mit einem Mangel an Bewegung. Jedenfalls für Außenstehende, die immer einen gut gemeinten Rat auf den Lippen tragen. Sie legen dem Hundehalter nahe, den Hund systematisch zu beschäftigen. Dabei ist das oft genau der falsche Weg.
Nicht selten fallen gerade die Hunde durch störendes Verhalten auf, die besonders gefördert werden. Leistungsorientierte Halter treiben ihre Vierbeiner zu Hochleistungen an und entwickeln ein Sportkonzept, das den Hund an seine körperlichen Grenzen bringt. Das Problem: Ein konstant hohes Erregungslevel widerspricht dem Naturell des Hundes. Dadurch kann er sich zu einem aufgedrehten und überreizten Tier entwickeln, das dem ständigen Drang unterliegt, auf Umweltreize zu reagieren.
Der Halter steht damit in der Verantwortung, seinen Hund von ebendiesen Reizen abzuschirmen und ihm einen erholsamen Schlaf zu ermöglichen. Und das nicht nur in den Abendstunden, sondern über den ganzen Tag verteilt.
Abgesehen davon setzt sich der Hundehalter selbst unter Druck, wenn er die sportliche Betätigung seines Gefährten allzu streng taktet. Schließlich muss er seinen Hund dabei begleiten, ganz gleich, vor welchen beruflichen oder privaten Herausforderungen er steht und in welchem gesundheitlichen Zustand er sich selbst befindet. Kann er die Anforderungen zeitweise nicht erfüllen, kommen Schuldgefühle auf und die eigene Erziehungstauglichkeit wird infrage gestellt.
Die Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten beim Hund verlaufen manchmal konträr. So kann ein unruhiger Hund sowohl an zu viel als auch an zu wenig Bewegung leiden. Gerade Wohnungshunde, die den ganzen Tag darauf warten, dass ihr Mensch nach Hause kommt, nur um dann schnell in den Garten geschickt zu werden, um dort die Notdurft zu verrichten, verlangen nach Beschäftigung. Sie sind physisch und kognitiv unterfordert und jagen neuen Impulsen freudig hinterher. Der Hund hilft sich selbst aus der Eintönigkeit hinaus, indem er monotone Bewegungsmuster durchbricht und stattdessen offensiv mit seiner Umwelt interagiert.
Das Gute daran: Unterbeschäftigte Hunde lassen sich leicht in ihrem Verhalten korrigieren, indem der Alltag spannender gestaltet wird. Gemeinsame Spieleinheiten und abwechslungsreiche Laufrunden können schon zu einer spürbaren Veränderung beitragen. Aber wieder ist es der Hundehalter, der in der Verantwortung steht. Er muss sein Bedürfnis nach situativem Komfort zurückstellen und seinem Hund stattdessen neue Betätigungsfelder erschließen.