Читать книгу Souveräne Impulskontrolle bei Hunden - Benedikt Wittner - Страница 15
Warum das Training beim Menschen beginnt
ОглавлениеHunde orientieren sich stark an ihrer menschlichen Bezugsperson und übernehmen einige ihrer Charaktermerkmale. Gerade deshalb ist es wichtig, dass der Mensch mit gutem Beispiel voranschreitet. Er muss sich seiner Verantwortung gegenüber dem Hund bewusst werden. Sein eigenes Handeln und Innenleben werden von seinem Vierbeiner aufgesaugt und gespiegelt. Hektik und Stress können beim Hund Symptome wie Aggressionen verursachen. Sobald der Hund unerwünschte Verhaltensausprägungen zeigt, sollte der Halter deshalb die eigene Haltung reflektieren und überprüfen, ob er selbst vielleicht Anlass dazu gibt.
Als Leitfigur muss er zum einen ein besonderes Feingespür für die Bedürfnisse seines Hundes entwickeln. Er muss erkennen, wann dieser an seine Grenzen stößt und Unterstützung braucht. Zum anderen muss er diese Unterstützung auch zuverlässig bieten. Das kann er nur, wenn er Sicherheit vermittelt und seinem Hund dabei hilft, knifflige Situationen zu bewältigen. Der Hundehalter muss also erkennen, wann es an der Zeit ist, Veränderungsprozesse einzuleiten.
In vielen Fällen kann unangebrachtes Hundeverhalten mit dem richtigen Training vermieden oder zumindest gemildert werden.
Das Training muss sich an dem Hund orientieren, daran, welche Veranlagung er mit sich bringt und daran, welchen Anforderungen er im Alltag begegnet. Denn obgleich Gene und einzelne Charakterausprägungen der Hunde unveränderlich sind, kann auf die Intensität des Fehlverhaltens Einfluss genommen und eine lästige Gewohnheit durch sozialverträgliches Alternativerhalten ersetzt werden. Der Hund kann lernen, Frust zu ertragen und seine Emotionen anders zu kanalisieren, sprich, seine Impulse zu kontrollieren.
Aber: Kein Hund wird jemals zu 100 Prozent gehorchen. Fest verwurzelte Probleme und Verhaltensweisen, die sich über Jahre hinweg manifestiert haben, bleiben manchmal ein Leben lang. Das gilt erst recht dann, wenn die Schwierigkeiten krankheitsbedingt auftreten. Auch emotional aufgeladene Situationen, in denen besonders viele oder unbekannte Reize auf den Hund einwirken, stellen ein Risiko dar, das sich auch mit gutem Training nicht ganz vermeiden lässt.
Abgesehen davon kann es immer wieder zu Rückschlägen kommen. Wichtig ist dann, nicht nur selektiv all das wahrzunehmen, was nicht funktioniert, sondern zu hinterfragen, ob überhaupt etwas nicht funktioniert. Denn gemessen an den tierischen Bedürfnissen ist das Betragen, das wir als anstößig empfinden, völlig normal.
Das gemeinsame Training ist ein Prozess. Es erfordert Zeit und Einsatz, macht aber auch Spaß und stärkt das Band zwischen dem Hund und seinem Halter.