Читать книгу Auf einen Café über den Balkan - Benjamin Jorga - Страница 3
Kapitel 1
ОглавлениеDiesmal war alles wesentlich besser geplant, direkt vom Start weg. Oder vielmehr der Start, der Start war besser geplant. Kein versehentlicher Nachtflug mehr zum Auftakt, wie es uns seinerzeit auf dem Weg nach Neuseeland passiert ist. Darum auch Camper, diesmal machen wir das mit dem Camper, und zwar ohne vorher irgendwohin anzureisen. Kurz kreisten unsere Gedanken bei der Wahl des Zieles um Kanada und Afrika. Ich persönlich wäre auch allein für den Café nochmal nach Neuseeland gefahren. Aber dann schwärmte uns, in einer lauen Berliner Sommernacht, ein Australier von Europa vor. Da sitzt man dann etwas bedröppelt als Europäer daneben und denkt sich: „Ja, stimmt. Gibt hier in der Gegend auch schöne Ecken.“
Diesmal ist die Reise also für unsere Verhältnisse ziemlich gut durchdacht. Wir starten am Bodensee. Das ist naheliegend, weil wir dort wohnen. Fahren dann über Österreich nach Istrien, nehmen Kroatien noch mit und hoffen anschließend darauf, dass es von dort Fähren nach Italien gibt, um uns durch dieses Land der wilden Ideen und des perfekten Espressos wieder hochzuarbeiten. Tja, das war es auch schon zur Reiseplanung. Wird am Ende völlig anders kommen, ahnt aber niemand.
Abreise in Konstanz am Montag. Seit 10 Tagen erzählen wir jedem der es hören will, dass wir am Montag fahren werden. Wenn es jemand nicht hören will, dann schreiben wir eine WhatsApp: „Wir fahren am Montag!“
Und dann ist Montag.
Matilda könnte im Kindergarten vielleicht nochmal „Tschüss“ sagen? Ich könnte mein MacBook aus der Reparatur holen. Mama könnte noch Windeln kaufen. Matilda könnte noch kurz Helene und Johann sehen. Mama könnte nochmal schlafen.
Um etwa 17:00 Uhr sprechen wir das Thema zum ersten Mal an: „Heute nicht, oder?“ „Nein, heute nicht.“
Und schon fühlen wir uns alle 5 Kilo leichter. Man muss die Dinge auch nicht erzwingen. Fangen wir mit dem einfachen Leben doch schon daheim an, nochmal Espresso.
Dann Dienstag und die Überraschung des Tages ist: Wir machen jetzt Ernst. Wir ziehen das jetzt durch, SOFORT. Um 09:30 Uhr sitzen alle (&Schokoladencroissants für den Fahrer) im Camper. Wir brechen auf zur Fähre. Nichts passiert, es läuft, die Sonne scheint. Wow!
Das Einzige was irgendwie noch nicht so richtig klar ist, dass ist unser Tagesziel. Meersburg scheidet aus, dass wäre etwas langweilig. Irgendwo in Bayern. Starnberger See? Ammersee? Chiemsee? Hat hier irgendwer eine Straßenkarte? Google, Apple, Autonavi, wir schmeißen alles an was geht. Aber als erstes will jedes dieser Geräte von UNS ein Ziel wissen. Ja, okay, gut … Chiemsee ist super. Da war niemand von uns bislang, LOS!
Kurz vor München setzen wir Matilda in die erste Reihe des Campers. Der ADAC gibt dafür grünes Licht. Ab jetzt Mama und Leopold hinten. Matilda Beifahrer und was für einer! „Ich sehe ein grünes Auto, was Du nicht siehst!“
„Ähm ja, … und?“
„Und was siehst Du?“
„Matilda, ich glaube das Spiel geht anders.“
„Ich glaube nein. Du bist.“
Leopold hinten überraschend friedlich, die Mutter überraschenderweise auch. Chiemsee. Wir lesen uns …