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Kapitel 4

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Der Wörthersee war für uns ein klassischer One-Night-Stand. Wir haben ihn benutzt, genossen und sind dann ohne ein Wort zu verlieren weitergezogen. He, tut uns leid, wir können derzeit JEDEN See haben.

Ab auf die Straße der Träume in Richtung Triglav. Diesem angeblichen kleinen Juwel Sloweniens. Stimmung im Camper auf Hochtouren. Gibt allerdings auch Schoko Croissants, also sollten wir das nicht zu hoch bewerten. Der Spannungsbogen wächst als uns allen bewusst wird, dass der Triglav seinen einzigen Zugang durch zwei Pässe zu schützen weiß. Ach was?

Wurzelpass heißt der erste und wir fühlen uns herausgefordert. Steigungen bis 25 % und ich habe in den Ohren wie „Fachleute“ bei der Inspektion unseres Campers munkelten: „Nur 130 PS? Ich dachte diese Dinger haben mittlerweile mehr unter der Haube.“ Wollen wir mal sehen, ob uns diese 130 Pferdestärken da hochbringen oder ob wir ein amüsantes Video davon bekommen, wie Matilda die Kiste anschiebt.

Emotionale Situation im Camper: Leopold unbeeindruckt, aber tendenziell fasziniert von einem bunten Stoffball, welcher vor seinem Gesicht baumelt. Kathi schweigsam besorgt. Matilda treibt die Frage um, wie lange diese ganze Sache wohl noch dauert und ich frage mich die ganze Zeit, wann der passende Zeitpunkt wäre ins Gespräch zu bringen, dass ich gerne kurz meine GoPro draußen anheften würde. So geht es in die ersten 25 %.

Jetzt wird Matilda wach: „Oh!“ Genau Matilda, da wollen wir mal sehen, was uns der dritte oder der zweite, gerne in Kurven auch mal der erste Gang bringt.

Er bringt uns voran und das erstaunlich gut. Für richtige helle Freunde des Führerscheins, haben die Slowenen einige eindrucksvolle Hinweisschilder am Straßenrand aufgestellt. Dort sieht man auf einer schönen Grafik dargestellt, wie man vom 4 Gang schwungvoll in den ersten zurückschaltet. Wurzelpass geschafft, alle jubeln. Wir haben eine Bergziege gekauft!

Niemand ahnt, dass der wahre Eingang zum Triglav erst noch bevorsteht. Wie schön, dass man nicht immer um seine eigene Zukunft weiß.

Was folgt ist ein Abenteuer mitten in Europa, praktisch vor der Haustür. Was bitte ist das denn? Als ich diesen Sommer den Stelvio hoch geradelt bin, sprach man von einer Legende, wegen der 48 Kehren, die das Ding hat. Sind doch 48? Lass es großzügige 50 sein, auch darüber lacht der Triglav. Unzählig! Und es sind so enge Dinger, auf jeder Kehre Kopfsteinpflaster. Andere Welt. Flashback ins Jahr 1930, keep on! Jetzt sind wir aber alle hellwach im Camper. Selbst Leo scheint zu merken, dass es jetzt aufregend wird. So ganz ohne Leitplanke vor dem schönen Panorama. Anderseits, letzteres ist atemberaubend. Was für ein Naturspektakel. Slowenien! Warum sagt einem denn so etwas niemand? Wundervoll!

Irgendwann wage ich das Zusatzlevel und schwinge den Camper rechts in eine Parkbucht rein. Alle Mann von Bord! I love it! Was für ein Anblick! Jetzt mal ganz ehrlich, der ganze Park hat etwas vom Yosemite in den USA, aber total. Abends werden wir eine andere kleine Familie aus Österreich kennenlernen und die sagen von selbst genau das Gleiche. Das ist gigantisch! Drohne startklar machen und abheben. Leute ich bin 40, mit ferngesteuerten Autos kannst Du mich nicht nervös machen, aber so ein Teil im Sportmodus durch eine 400 Meter Schlucht fliegen??? YES! Kathi nötige ich noch zwei Familienbildern ab, welche sie an den Rand der Fallsucht bringen. „Ich gehe da keinen Schritt näher als 3 Meter an den Abgrund! NEIN! Halt Matilda fest, halt sie FEST!“

„Schatz, sie spielt vor der Aussichtsplattform.“

„HALT SIE FEST!“

Bilder machen, Videos zelebrieren und dann wird eingepackt und zurück zum Camper. Matilda steht vor einem großen Schild: „Papa, was ist das?“ Ich schaue mir an worauf sie zeigt. In einer langen Reihe von Verboten taucht eine Drohne auf. Sie ist mit einem roten Balken durchgestrichen und mit dem Vermerk „Militärische Sperrzone“ versehen.

„Nun Matilda, das bedeutet, dass wir jetzt alle mal ganz schnell einpacken und weiterfahren sollten.“

„Heißt das, dass fliegen verboten ist?“

„Das heißt, wir besprechen das im Camper.“

„Pappa, vielleicht meinen die auch Flugzeuge. Dann ist es gar nicht schlimm.“

„Einsteigen!“

Meine ersten Schritte im ehemaligen Ostblock, dass läuft ja alles ganz wunderbar. Wir fahren den Pass wieder runter, Kurve um Kurve und mittlerweile ist nur eines klar: Naturerlebnis pur. Wundervoll! Im Park dann unser Campingplatz. Sehr einfach, ABER mit Strom und Dusche. 25 Euro die Nacht, aber was soll es? Heute ist die 25 Euro Nacht.

Nun sitzen wir hier an diesem herrlichen Fleck und genießen eine laue Sommernacht. Beim Abendessen hat es mal gedonnert. Einmal, zweimal und: „Ha, ich habe einen Tropfen abbekommen.“. Als pflichtbewusste Camper haben wir direkt alles sauber verstaut und regensicher gemacht. Aber völlig klar ist: Sobald alles seinen Platz gefunden hatte, zeichnet sich draußen eine herrliche Sommernacht ab. „Kann man die Liegestühle eigentlich einfach so rausziehen? Oder ist das ein großer Akt?“

Wein, jetzt!

Auf einen Café über den Balkan

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