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Geldwesen

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Auch wenn die Münzprägung nach dem Ende des Weströmischen Reichs zurückging, lässt sich der frühmittelalterliche Handel keinesfalls als eine Tauschwirtschaft charakterisieren. Geld spielte, wenngleich mit Abstrichen, unverändert eine gewichtige Rolle, doch unterschied sich das mittelalterliche Geldwesen von unserem gravierend. Schon deswegen und weil eine Wirtschaftsgeschichte nicht zu schreiben ist, ohne Geld und Münzwesen einzubeziehen, stellen wir einige Bemerkungen hierzu voran.26 Unter den Merowingerherrschern fand zunächst noch unverändert die Prägung von Goldmünzen in römischer Tradition statt, wenngleich später mit verändertem Münzbild. Im 7. und verstärkt im 8. Jahrhundert ließen dann zahlreiche Münzmeister in Eigenregie Geldstücke schlagen, womit das einheitliche Münzwesen vorerst ein Ende fand. Zudem lösten Silbermünzen die Goldprägungen seit der Mitte des 7. Jahrhunderts zunächst in England und in Skandinavien, dann auch im Fränkischen Reich ab; in Byzanz liefen die Goldprägungen dagegen ununterbrochen weiter. Die Bemühungen zur erneuten Vereinheitlichung des Münzwesens gipfelten schließlich in den Frankfurter Beschlüssen des Jahres 794, mit denen Karl der Große unter Zustimmung der Großen die königliche Münzhoheit vorerst wieder durchsetzte; geschlagen wurden im Frankenreich aber nunmehr ausschließlich Silbermünzen. Das 794 festgelegte Zählsystem sollte für Jahrhunderte Bestand haben: Ein Pfund (libra lb) entsprach 20 Schilling (solidus, ß) bzw. 240 Pfennigen (denar, d), von denen aber nur die Pfennigmünzen ausgeprägt wurden. Das Gewicht der Pfennige legte die Versammlung auf – in unser Gewichtssystem umgerechnet – je 1,701 Gramm fest. Diese Festlegung senkte die Transaktionskosten durch den Wegfall komplexer Umrechnungen zwischen verschiedenen Münzen mit variierendem Gewicht und Feingehalt. Bei den Schillingen handelte es sich zunächst um eine reine Zähleinheit (12 Pfennige), während das Pfund als Gewichtspfund Verwendung fand, denn aus einem Pfund Silber (etwa 408 Gramm) sollten ebendiese 240 Pfennige geschlagen werden.27

Die seit dem späten 9. Jahrhundert einsetzenden Verleihungen von Münzrechten an regionale und lokale Herren führten in den nächsten beiden Jahrhunderten zu einer Aufsplitterung des Münzwesens, denn regional oder sogar nur lokal gültige Pfennigmünzen bestimmten nunmehr den Geldverkehr. Zudem sanken das Gewicht und der Feingehalt der Prägungen zum Teil deutlich, weshalb solche Münzen nur noch einseitig gestempelt werden konnten, als Brakteaten oder Hälblinge bezeichnet. In Italien galten in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts beispielsweise die Münzen aus Pavia, Verona, Lucca oder Venedig überregional.28 Nördlich der Alpen sind in dieser Hinsicht der relativ wertbeständige Kölner Pfennig ebenso wie der Regensburger Pfennig zu nennen. Von beiden wurden zudem für den täglichen Marktverkehr Hälblinge oder Viertelpfennige ausgebracht, was eine gewisse Bedeutung des Geldwesens in diesen Jahrhunderten unterstreicht. Daneben dienten Barren- und Bruchsilber dem Zahlungsverkehr. Allerdings belastete bis in die Frühe Neuzeit hinein die Ausbringung unterwertiger Münzen den Handel sowie den täglichen Marktverkehr immer wieder massiv, da schlechtes Geld gutes Geld verdrängt (sogenanntes Gresham’sches Gesetz), die höherwertigen Münzen also, wenn möglich, gehortet oder wieder eingeschmolzen wurden. Denn die zahlreichen Münzverrufungen der weltlichen und geistlichen Regalinhaber, mittels derer die regionale Münze verboten und eingezogen wurde, hatten in der Regel zum Ziel, anschließend Münzen mit niedrigerem Silbergehalt und Gewicht, aber gleichem Nominalwert auszugeben. Dieses Vorgehen führte in vielen Fällen schon mittelfristig zu Abwertungen. Spätestens im Spätmittelalter erfuhr es massive theoretische Kritik.

Als im 12. Jahrhundert eine Ausweitung des Handels einsetzte, begleitet von einer Monetarisierung des geschäftlichen Lebens sowie des Alltags, genügten schließlich die Pfennigmünzen nicht mehr. Zunächst ließ Venedig am Ende des 12. Jahrhunderts die Grossi (2,19 Gramm; Groschen) als Pfennigvielfache prägen, gefolgt von Genua, weiteren oberitalienischen Städten und Tirol. Für England sind die Sterlingmünzen zu nennen, in Frankreich ließ Ludwig IX. erstmals 1266 Tournosen schlagen (4,22 Gramm), die in den Niederen Landen und im Rheingebiet vielfach Nachahmung fanden. Im Reich nördlich der Alpen zielte Friedrich I. Barbarossa wieder auf eine königliche Münzpolitik und ließ neben den neun bestehenden wahrscheinlich zwölf neue herrschaftliche Münzstätten gründen. Doch konnten auf Dauer die Territorialherren ihre Münzhoheit gegenüber den Herrschern durchsetzen.29 Die wohl noch vor 1200 aufgenommene königliche Hellerprägung, benannt nach der Münzstätte (Schwäbisch) Hall, einem wichtigen staufischen Stützpunkt, erwies sich dagegen als Erfolg. Gerade einmal 0,6 Gramm wogen die Münzen, ihr Silbergehalt betrug die Hälfte oder lag etwas darüber. Um 1220/30 stieg die Zahl der dort geschlagenen Münzen deutlich an, ihr Umlaufgebiet wuchs schnell. Wenn Speyer seine Pfennigmünzen bereits 1238 an dem Wert von zwei Hellern orientierte, zeigt dies den zügigen Bedeutungsgewinn der neuen Münze. Die Pfennig-Heller-Relation von eins zu zwei begegnet noch in den folgenden Jahrhunderten häufig. Wie sich die rasche Verbreitung des Hellers erklären lässt, muss aber letztlich aufgrund fehlender Überlieferung offen bleiben. Sicherlich eignete sich der Heller als Kleinmünze für die alltäglichen Geschäfte, dazu trat die grundsätzlich hohe Nachfrage nach Bargeld, denn längst nicht alle Münzstätten konnten den steigenden Bedarf decken. Auch behielt der Heller bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts hinein sein Gewicht bei und galt als wertstabil. Im Reichsgebiet setzte sich zudem während des 13. Jahrhunderts nach und nach die Kölner Mark mit einem Gewicht von knapp 234 Gramm (normiert 233,812 Gramm, Bandbreite 229 bis 235 Gramm) als Münzgrundgewicht anstelle des Pfunds durch, was aber erst in den Reichsmünzordnungen des 16. Jahrhunderts festgeschrieben wurde. Derartige Normvereinheitlichungen und Leitgewichte ermöglichten weiträumige Vergleiche und die Festlegung eigener Münzen in Gewicht und Feingehalt mithilfe konstanter Größen.30 Für den überregionalen Handel bestimmten dagegen Feingehalt und Gewicht der Prägungen letztlich den Wert der Münzen, und für ihre Geschäftstätigkeit benötigten insbesondere die Fernkaufleute schon aufgrund der ausgeprägten, heute kaum mehr vorstellbaren Münzvielfalt präzise Kenntnisse über die jeweiligen Währungsverhältnisse.

Im 13. Jahrhundert erfolgte eine Renaissance der Goldmünzen, worin die grundlegende Neuerung im Geldwesen des Spätmittelalters zu sehen ist. Seit 1231 ließ zunächst Friedrich II., damit antikem Vorbild folgend, in Brindisi und Messina Goldmünzen aus nordafrikanischem Gold prägen. Diese sogenannten Augustalen gelangten in unbekannter, vermutlich aber großer Anzahl in den Handelskreislauf. Sicherlich dienten die Augustalen der kaiserlichen Selbstdarstellung, doch als viel wichtiger erwies sich ihre Funktion im Großhandel vornehmlich zwischen Sizilien und Oberitalien. Hohe Bedeutung für den europäischen Handel sollten dann die 1252 gleichfalls mit Münzmetall aus Nordafrika aufgenommenen Goldprägungen von Florenz (Floren, Gulden) und Genua (Genovino) erlangen, die zudem als Vorbild für weitere Prägungen dienten. Der Genovino wog 3,53 Gramm reines Gold, der Floren ein hundertstel Gramm mehr, wobei das Gewicht der Münzen aufgrund der verfügbaren Prägetechniken ohnehin stets in geringem Umfang differierte. Die vergleichsweise günstige Versorgung mit Gold aus Nordafrika basierte auf den unterschiedlichen Relationen zwischen Gold und Silber in Italien und Nordafrika. Galt in Genua eine Gold-Silber-Relation von acht bis neun zu eins, betrug diese in Tunis nur sechseinhalb zu eins. Eine Einheit Gold entsprach hier mithin deutlich weniger Einheiten Silber als in Italien. Allgemein lagen die Relationen in Europa zwischen eins zu zehn und zwölf, im Maghrebgebiet hingegen bei eins zu sechs bis acht. Allerdings verschärfte der einsetzende Bimetallismus in der Münzprägung die ohnehin schon komplizierten Geldwechselgeschäfte, denn es handelte sich um Parallelwährungen ohne ein konstantes Wertverhältnis. Wenn im Reich nördlich der Alpen der Heller als Kleinmünze vorerst die wichtigste Neuerung im Geldwesen bildete, während in Italien die Goldprägung einsetzte, verweist dies im Übrigen auf die noch gravierenden wirtschaftlichen Entwicklungsunterschiede nördlich und südlich der Alpen.

Venedig nahm seine Goldprägung (Dukaten) 1285 mit ungarischem Gold auf, Ungarn wiederum prägte seit 1325 Guldenmünzen, die als wertstabile Münzen weit umliefen, so in größerer Anzahl beispielsweise in Franken mit Nürnberg als dem dortigen Handels- und Produktionszentrum. Erste Versuche in England und Frankreich mussten hingegen wegen fehlender regelmäßiger Goldeinkünfte zunächst wieder aufgegeben werden. Ab 1337 ließ dann die französische Krone den Ecu à la chaise bzw. den Ecu d’or prägen (ca. 4,18 Gramm). Unter der Herrschaft Eduards III. begann in England in den 1350er-Jahren die Prägung des Nobel, einer mit 8,97 Gramm ausgesprochen schweren Münze. Ein nicht unerheblicher Teil des für die Prägung benötigten Goldes entstammte dem Lösegeld, das für den 1356 in der Schlacht bei Maupertuis gefangenen französischen König Johann II. gezahlt wurde. Im Reichsgebiet ließen die rheinischen Kurfürsten ab 1348 nach florentinischem Vorbild Goldmünzen schlagen. 1386 begannen sie die gemeinschaftliche Prägung der rheinischen Gulden (florenus rhenensis, fl. rh.), welche bis in das frühe 16. Jahrhundert hinein den Fernhandel zumindest im Rheingebiet und in Oberdeutschland dominierten und als eine Art Leitwährung fungierten. Die Versuche der Herrscher, eine eigene Reichsguldenproduktion – die sogenannten Apfelgulden – gegen die Interessen der rheinischen Kurfürsten aufzubauen, verliefen hingegen weitgehend im Sande.31 Für den Norden und Nordosten übernahm die lübische (Silber-)Währung eine Leitfunktion. Das Recht zur Goldprägung gestand die Goldene Bulle von 1356 ausschließlich den Kurfürsten zu; außer ihnen verfügte nur noch Lübeck über dieses Privileg (1340), nutzte es aber nur vorübergehend. Um auch einmal konkrete Zahlen zu nennen: Der flandrische Graf Ludwig von Male, nicht dem Reich zugehörig, ließ während seiner knapp 40-jährigen Herrschaft (1346–1384) etwa 15 Millionen Gold- sowie ungefähr 135 Millionen Silbermünzen prägen.

Einen tief greifenden Wandel im Münzwesen brachte dann erst wieder das 16. Jahrhundert, denn das Aufkommen höherwertiger Silbermünzen neben den groschenartigen Silbermünzen führte dazu, dass die Talerprägungen selbst in Oberdeutschland nach 1536 die Guldenmünzen aus ihrer Leitwährungsfunktion verdrängten. Die Bezeichnung Taler fungierte allerdings als Oberbegriff für zahlreiche Großsilbermünzen, deren Wert bei ihrer ersten Prägung dem eines Goldguldens entsprach, was zu einem hohen Gewicht der Münzen führte. Allgemein bezeichnet Michael North die durch die gesteigerte Silberförderung begünstigte Produktion von Großsilbermünzen als Einleitung der geldgeschichtlichen Neuzeit.32 Die seit ca. 1540 ins Spiel kommenden Silbervorkommen der Neuen Welt sollten aber erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das europäische Münzwesen beeinflussen, wobei ihre Auswirkungen auf das Reichsgebiet in der Forschung äußerst umstritten sind. Allerdings drangen seit den 1560er-Jahren über die südlichen Niederlande spanische Philippstaler ins Reichsgebiet vor. Bereits die letzten Jahre des 16. Jahrhunderts kennzeichnete dann eine teils drastische Kleingeldverschlechterung, da den Scheidemünzen steigende Mengen an Kupfer zugefügt wurden. Ihren Gipfel erreichte diese Münzpolitik in der Kipper- und Wipperkrise zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, bevor sich die Währungsverhältnisse ab 1623 wieder stabilisierten.

Eng mit dem Geldwesen verbunden erfolgte eine weitere Neuerung, bei der es sich tatsächlich um eine echte Innovation ganz ohne Vorbilder handelte, die langfristige Wirkungen entfaltete: Im Verlauf der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts lassen sich zunächst in Genua Wechselgeschäfte und damit Ansätze zu einem bargeldlosen Zahlungsverkehr erkennen. Diese bestanden im Kern zunächst nur aus dem Versprechen, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine festgelegte Summe Geldes zu zahlen; als Termine fungierten in der Regel bedeutende Märkte oder Messen mit Zahlungszielen von zumeist einem halben oder einem Jahr. Daneben zahlten Kaufleute aber auch Geld bei Wechslern ein, die zum vereinbarten Zeitpunkt die Mittel auf ein weiteres Konto, beispielsweise bei einem anderen Wechsler, transferierten. Gleichfalls für Genua lassen sich Überweisungen zwischen den „Banken“ der Stadt im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts belegen. Mittels der Wechsel konnten nunmehr bei einem nur langsamen Warenumlauf Zeiten mit Bargeldmangel überbrückt werden, denn Wechsel schufen den nötigen zeitlichen Freiraum, um beispielsweise die auf der letzten Messe erworbenen Waren bis zur nächsten abzusetzen. Bank- oder Buchgeld erleichterte mithin den Geldfluss sowie den Handel in erheblichem Maße und erhöhte die einsetzbare Geldmenge deutlich. Hohe Bedeutung bei diesen Zahlungsversprechungen und Abmachungen besaß neben der persönlichen Bekanntschaft der Beteiligten das Vertrauen in den Schuldner und in dessen prinzipielle Zahlungsfähigkeit. Seine volle Wirksamkeit entfaltete das Instrument allerdings erst, als die Wechsel mittels des Indossaments handelbar wurden, weitere Kaufleute also den gezogenen Wechsel quasi als Bargeld akzeptierten.

Die Händler waren nun zumindest teilweise davon entlastet, große Mengen an Gold- und Silbermünzen mit sich zu führen, und ein unterwegs geraubter Wechsel dürfte für den Täter kaum in bare Münze umsetzbar gewesen sein. Schließlich kannten sich Kaufleute und Wechsler zumeist und ein den beteiligten Parteien Unbekannter ohne zusätzliche Legitimation besaß nur geringe Chancen auf den Erhalt der Summe. Zeitlich parallel zu dem weiteren Anwachsen des Wechselverkehrs begannen die Städte zudem, sich untereinander über gestohlene oder geraubte Wechsel zu informieren mit dem Ziel, den jeweiligen Überbringer festzusetzen. Außerhalb Italiens und Flanderns setzten sich die neuen Zahlungstechniken jedoch nur langsam durch, wenngleich Wechsler und Wechselstuben, zunächst sicherlich für den Wechsel von Silbermünzen, im Reichsgebiet nördlich der Alpen bereits für das 12. und 13. Jahrhundert belegt sind.33 Als Vermittler dieser kaufmännischen Praktiken dienten für das westliche Reichsgebiet und die Britischen Inseln vornehmlich die Champagnemessen; oberdeutsche Kaufleute eigneten sich hier die südlich der Alpen entwickelten Techniken an. Insgesamt dürfte der Wechsel im Reich ansatzweise im 14. und deutlich verstärkt im 15. Jahrhundert als Möglichkeit der Giralgeldschöpfung zu einem verbreiteten Finanzierungsinstrument geworden sein. Im hansischen Bereich dominierten dagegen Schuldbriefe bzw. Inhaber-Schuldscheine sowie, in moderner Diktion, Clearing-Konten.

Die Kreditzinsen lagen um 1200 und in den Jahrzehnten danach noch sehr hoch. Für Genua sind Jahressätze von 20 Prozent bekannt, ebenso für Venedig, für Florenz nennt die Literatur sogar 22 Prozent. Doch im Lauf des 13. Jahrhunderts sanken die Sätze auf zehn Prozent und teilweise darunter. Diese Tendenz lässt vermuten, dass Kreditgeschäfte in den Städten zunehmend in den Alltag vordrangen. Allerdings beinhaltete der Geldhandel bzw. die Kreditvergabe einen möglichen Konflikt mit dem kanonischen Wucherverbot, wenngleich eine genaue Definition des Wuchers fehlte. Das kanonische Recht beanspruchte jedenfalls gegenüber dem jeweiligen Stadt- oder Landrecht weitreichende Geltung. In der Folge schlossen vertragliche Regelungen oder durch die kommunalen Räte erlassene Stadtrechtsmodifikationen vielfach den Gang an ein kirchliches Gericht aus. Auf diese Weise wollten sie Unwägbarkeiten reduzieren und verhindern, dass eine fremde Gerichtsbarkeit mit ungewissem Ausgang anstelle des eigenen Rechts Gültigkeit beanspruchte. Neben den Juden engagierten sich zunächst Lombarden und Karwertschen – benannt nach dem südfranzösischen Cahors, aber nicht nur von dort stammend – mit kurialer Billigung auf breiter Basis in Geldgeschäften. Im Reich nördlich der Alpen verbanden spätestens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Münzerhausgenossen (Geldwechslergemeinschaften), die häufig ministerialischer Abstammung waren, die Münzprägung mit dem bei der Vielzahl umlaufender Münzen unabdingbaren Geldwechsel. Als Kreditgeber dürften sie aber wie die Kaufleute vorerst nur vereinzelt in Erscheinung getreten sein.

1 Vgl. die zeitnahe, wenngleich nicht unproblematische Darstellung von Willibald Pirckheimer: Der Schweizerkrieg, ND Berlin 1988.

2 Vgl. umfassend mit Spätdatierung Carlrichard Brühl: Deutschland – Frankreich: Die Geburt zweier Völker, 2., verb. Aufl. Köln/Weimar/Wien 1995.

3 Reith: Umweltgeschichte, S. 3f.

4 Gerhard Fouquet: Netzwerke im internationalen Handel des Mittelalters, in: ders./Gilomen (Hg.): Netzwerke, S. 9–20, hier S. 19. Heinz Stoob betont den scheinbar unverzichtbaren Wert der „hermeneutischen philologisch-kritischen Methode“ noch vor systematisch vergleichenden Forschungen; ders.: Vorwort, in: Franz Petri (Hg.): Bischofs- und Kathedralstädte des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Städteforschung, A: 1), Köln/Wien 1976, S. XII. Zur Neuen Institutionenökonomik vg. Gerold Ambrosius: Staat und Wirtschaftsordnung. Eine Einführung in Theorie und Geschichte, Stuttgart 2001.

5 Bernd Herrmann: Umweltgeschichte. Eine Einführung in die Grundbegriffe, Berlin/Heidelberg 2013, S. 175. Grundlegend Glaser: Klimageschichte. H. H. Lamb: Klima und Kulturgeschichte. Der Einfluß des Wetters auf den Gang der Geschichte, Reinbek bei Hamburg 1989.

6 Rainer Schreg: Die Krisen des späten Mittelalters: Perspektiven, Potentiale und Probleme archäologischer Krisenforschung, in: Daim/Gronenborn/Schreg (Hg.): Strategien, S. 197–213, hier S. 207f. Nico Stehr/Hans v. Storch: Klima, Wetter, Mensch, Opladen 2010, S. 18, 25, 31, 102f. Hasel/Schwartz: Forstgeschichte, S. 18–20. Joachim Radkau: Nachdenken über Umweltgeschichte, in: Siemann (Hg.): Umweltgeschichte, S. 165–186, hier S. 171–181.

7 Vgl. auch die nicht unproblematischen Überblicke von Manfred Jabukowski-Tiessen: Umweltgeschichte als geschichtswissenschaftliche Disziplin in Deutschland, in: Heike Düselder/Annika Schmitt/Siegrid Westphal (Hg.): Umweltgeschichte. Forschung und Vermittlung in Universität, Museum und Schule, Köln/Weimar/Wien 2014, S. 23–36; und Gerrit Jasper Schenk: Der Mensch zwischen Natur und Kultur. Auf der Suche nach einer Umweltgeschichtsschreibung in der deutschsprachigen Mediävistik – eine Skizze, in: François Duceppe-Lamarre/Jens Ivo Engels (Hg.): Umwelt und Herrschaft in der Geschichte (Ateliers des Deutschen Historischen Instituts Paris, 2), München 2008, S. 27–51.

8 Vgl. z.B. Albert Zimmermann/Andreas Speer (Hg.): Mensch und Natur im Mittelalter (Miscellanea Mediaevalia, 21), Berlin/New York 1991. Mit ähnlichem Schwerpunkt Aberth: History, S. 10. Ernst Schubert: Scheu vor der Natur – Ausbeutung der Natur – Formen und Wandlungen des Umweltbewusstseins im Mittelalter, in: ders./Herrmann (Hg.): Angst, S. 13–58, hier S. 15.

9 Behringer: Eiszeit, S. 433. Vgl. zuletzt Detlev Arens: Der deutsche Wald, Köln 2010, S. 318–330. Alexander Demandt: Über allen Wipfeln. Der Baum in der Kulturgeschichte, Köln 2002, S. 232–265. Zur Weiterverbreitung dieses Bildes vgl. Albrecht Lehmann: Aspekte populären Landschaftsbewusstseins, in: Siemann (Hg.): Umweltgeschichte, S. 147–164, hier S. 147–156. Vgl. auch Günter Bayerl: Die Natur als Warenhaus. Der technisch-ökonomische Blick auf die Natur in der Frühen Neuzeit, in: Hahn/Reith (Hg.): Umwelt-Geschichte, S. 33–52, hier S. 34. Fumagalli: Mensch, S. 29.

10 Ulf Dirlmeier: Lebensmittel- und Versorgungspolitik mittelalterlicher Städte als demographisch relevanter Faktor?, in: Saeculum 39 (1988), S. 149–153, hier S. 152. Zur städtischen Vorratspolitik vgl. Dirlmeier: Untersuchungen, S. 51–60; für die Zeit um 1440 vgl. Jörg, Christian: Teure, Hunger, großes Sterben. Hungersnöte und Versorgungskrisen in den Städten des Reiches während des 15. Jahrhunderts, Stuttgart 2008, S. 212–222.

11 Chronik Deichsler, S. 149, 151, 153f., 176f., 286, 290, 315f., 368. Heinrich Deichsler’s Chronik 1488–1506, in: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 11 (Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg, 5), Leipzig 1874, ND Göttingen 1961, S. 545–706, hier S. 634–636. Zu Deichsler vgl. Joachim Schneider: Heinrich Deichsler und die Nürnberger Chronistik des 15. Jahrhunderts (Wissensliteratur im Mittelalter, 5), Wiesbaden 1991. 1438 brannte zudem in Nürnberg die Neue Mühle mit erheblichen Korn- und Mehlvorräten ab; Endres Tucher’s Memorial 1421 bis 1440, in: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 2 (Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg, 2) Leipzig 1864, ND Göttingen 1961, S. 9–30, hier S. 29. Müllner: Annalen, III, S. 233, 383, 415, 438, 619, 628, 648, 696.

12 Müllner: Annalen, III, S. 421, 429, 619. Kommunale Bevorratung mit Schmalz ebd., S. 500. Chronik aus Kaiser Sigmund’s Zeit bis 1434 mit Fortsetzung bis 1441, in: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 1 (Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg, 1), Leipzig 1862, ND Göttingen 1961, S. 344–414, hier S. 398.

13 Rainer Gömmel: Die Entwicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus 1620–1800 (Enzyklopädie deutscher Geschichte, 46). München 1998, S. 66. Ulf Dirlmeier: Zu Arbeitsbedingungen und Löhnen von Bauhandwerkern im Spätmittelalter, in: Rainer S. Elkar (Hg.): Deutsches Handwerk in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Sozialgeschichte – Volkskunde – Literaturgeschichte (Göttinger Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 9), Göttingen 1983, S. 35–54, hier S. 54. Vgl. Friedrich-Wilhelm Henning: Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Deutschland, Bd. 1: 800 bis 1750, Paderborn 21.985, S. 183f. Schulz: Handwerksgesellen, S. 436. Vgl. mit quantitativen Annäherungen Hildegard Weiß: Lebenshaltung und Vermögensbildung des „Mittleren“ Bürgertums. Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Reichsstadt Nürnberg zwischen 1400–1600 (Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, Beiheft, Reihe B, 14), Nürnberg 1980, S. 112–114.

14 Chronik Zink, S. 182. Vgl. Glaser: Klimageschichte, S. 70, 82, 87, 91.

15 Müllner: Annalen II, S. 577.

16 Pfister: Bevölkerungsgeschichte, S. 10–14, 73–76. Zu ausgeprägten Versorgungskrisen bzw. Hungersnöten vgl. Jütte: Teuerungen, S. 226. Landsteiner: Brot, S. 96–115. Manfred Jabukowski-Tiessen: Die Auswirkungen der „Kleinen Eiszeit“ auf die Landwirtschaft: Die Krise von 1570, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 58 (2010), S. 31–50, hier S. 32f. Vgl. auch Helmut Hildebrandt/Martin Gudd: Getreidebau, Missernten und Witterung im südwestlichen Unteren Vogelsberg und dem angrenzenden Vorland während des 16. und frühen 17. Jahrhunderts, in: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde, N. F. 49 (1991), S. 85–146; sowie Behringer: Eiszeit, S. 437f.

17 Richard van Dülmen: Theater des Schreckens. Gerichtspraxis und Strafrituale in der frühen Neuzeit, München 1985. Vgl. u.a. Wolfgang v. Hippel: Armut, Unterschichten, Randgruppen in der Frühen Neuzeit (Enzyklopädie deutscher Geschichte, 34), München 1995, S. 32–44, 88–101. Robert v. Friedeburg: Lebenswelt und Kultur der unterständischen Schichten in der Frühen Neuzeit (Enzyklopädie deutscher Geschichte, 62), München 2002, S. 23f., 69–72. Ernst Schubert: Räuber, Henker, arme Sünder. Verbrechen und Strafe im Mittelalter, Darmstadt 2007; trotz des Titels liegt ein Schwerpunkt auf dem 16. Jahrhundert.

18 Die Zahlenangaben folgen J. C. Russel: Die Bevölkerung Europas 500–1500, in: Carlo M. Cipolla/Knut Borchardt (Hg.): Europäische Wirtschaftsgeschichte, Bd. 1: Das Mittelalter, dt. Stuttgart/New York 1978, S. 13–43, hier S. 21. Den hohen Wert für 1500 errechnet Massimo Livi Bacci: Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte, München 1999, S. 18f. Vgl. zum Hochmittelalter Herrmann: Zugänge, S. 70.

19 Pfister: Bevölkerungsgeschichte, S. 10–14, 73–76.

20 Jäger, Helmut: Einführung in die Umweltgeschichte, Darmstadt 1994, S. 6–8. Vgl. Stephan: Solling: S. 423f.; die zahlreichen dortigen Wüstungen können durchaus in enger Verbindung zur Jahrtausendflut stehen, ohne dass dieser Bezug in dem angeführten Band explizit hergestellt wird.

21 Hans-Rudolf Bork/Arno Beyer/Annegret Kranz: Der 1000-jährige Niederschlag des Jahres 1342 und seine Folgen in Mitteleuropa, in: Daim/Gronenborn/Schreg (Hg.): Strategien, S. 231–242, hier S. 235f. Hans-Rudolf Bork u.a.: Landschaftsentwicklung in Mitteleuropa. Wirkungen des Menschen auf Landschaften, Gotha 1998, S. 230, 242, 244, 253. Hans-Rudolf Bork: Landschaften der Erde unter dem Einfluss des Menschen, Darmstadt 2006, S. 120f.

22 Müllner: Annalen, II, S. 374f.

23 Gerhard Fouquet/Gabriel Zeilinger: Katastrophen im Mittelalter, Darmstadt/Mainz 2011, S. 58–73. Gerhard Fouquet: Das Erdbeben in Basel 1356 – für eine Kulturgeschichte der Katastrophen, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 103 (2003), S. 31–49.

24 Helmold von Bosau: Slawenchronik, S. 338f. Dirk Meier: Land unter! Die Geschichte der Flutkatastrophen, Ostfildern 2005.

25 Glaser: Klimageschichte, S. 65f. Karl IV. Selbstbiographie, Hanau 1979, S. 94–97.

26 Zum Folgenden vgl. Michael North: Das Geld und seine Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1994. Ders. (Hg.): Aktie. Bernd Sprenger: Das Geld der Deutschen. Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart, 3., aktualisierte u. erw. Aufl. Paderborn u.a. 2002. Peter Spufford: Money and its use in medieval Europe, Cambridge u.a. 1988.

27 Harald Witthöft: Münzfuß, Kleingewicht, pondus Caroli und die Grundlegung des nordeuropäischen Maß- und Gewichtswesens in fränkischer Zeit (Sachüberlieferung und Geschichte, 1), St. Katharinen 1984.

28 Alfred Haverkamp: Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, Tl. II (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 1, II), Stuttgart 1971, S. 562.

29 Norbert Kamp: Moneta regis. Königliche Münzstätten und königliche Münzpolitik in der Stauferzeit (MGH-Schriften, 55), Hannover 2006. Zum 14. Jahrhundert vgl. Hendrik Mäkeler: Reichsmünzwesen im späten Mittelalter, Tl. I: Das 14. Jahrhundert (VSWG-Beihefte, 209), Stuttgart 2010.

30 Harald Witthöft: Die Währung in sich wandelnden Wirtschaftsordnungen im Fränkischen und Deutschen Reich zwischen dem 8. und dem 16./17. Jahrhundert, in: Jürgen Schneider (Hg.): Öffentliches und privates Wirtschaften in sich wandelnden Wirtschaftsordnungen (VSWG Beihefte, 156), Stuttgart 2001, S. 21–52. Harald Witthöft: Die Markgewichte von Köln und von Troyes im Spiegel der Regional- und Reichsgeschichte vom 11. bis ins 19. Jahrhundert, in: Historische Zeitschrift 253 (1991), S. 51–100. Ders.: Die Münzordnungen und das Grundgewicht im Deutschen Reich vom 16. Jahrhundert bis 1871/72, in: Eckart Schremmer (Hg.): Geld- und Währung vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart (VSWG Beihefte, 106), Stuttgart 1993, S. 45–67.

31 Vgl. u.a. Joachim Ehlers: Geschichte Frankreichs im Mittelalter, Darmstadt 2009, S. 232, 239. Jürgen Sarnowsky: England im Mittelalter, Darmstadt 2002, S. 226. Joachim Weschke: Die Reichsgoldprägung Deutschlands im Spätmittelalter bis 1450, Diss. Berlin 1955.

32 North: Geld (wie Fn. 26), S. 72.

33 Wolfgang v. Stromer: Funktion und Rechtsnatur der Wechselstuben als Banken in Oberdeutschland, den Rheinlanden und den mitteleuropäischen Montanzentren im Spätmittelalter, in: Bankhistorisches Archiv 5 (1979), S. 3–35.

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