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EPIGENETIK – WIESO GENE KEIN SCHICKSAL SIND

Unsere DNA ist flexibler als lange Zeit gedacht. Der richtige Lebensstil ruft chemische Veränderungen an unserem biologischen Programm hervor, die sogar vererbbar sind.

Gene sind keine Einbahnstraße. Sie prägen zwar Augenfarbe oder Blutgruppe und erhöhen mitunter das Risiko für Krankheiten wie etwa Diabetes – aber die Informationen zum Bauplan des Körpers sind keineswegs in Stein gemeißelt. Regelmäßiger Sport, gezielte Ernährung oder wiederholte Meditationsübungen können die Genfunktion ändern.

EPIGENETIK

Diese relativ neue Erkenntnis liefert ein Fach, das sich Epigenetik nennt. Die »Neben-« oder »Zusatz-Genetik« beschreibt den Mechanismus, dass sich Zellen binnen kurzer Zeit – Wochen, Tagen oder auch Stunden – an Veränderungen anpassen. Diese Epigenetik kann laut aktueller Forschung teilweise an die Nachkommen vererbt werden. Auf molekularer Ebene bedeutet das beispielsweise, dass DNA-Abschnitte durch das Anhängen von sogenannten Methylgruppen markiert und damit stummgeschaltet werden. Das betrifft auch Gene, die für den Alterungsprozess von großer Bedeutung sind wie das FOXO-Gen (Forkhead-Box-Protein 03). Es ist sowohl für die Erhaltung der Stammzellen als auch für den Energiehaushalt der Zellen wichtig. Wird das Methusalemgen aktiviert, steigt die Energieeffizienz der Zelle – ihre Leistung nimmt zu, obwohl sie weniger Ressourcen dafür verbraucht. Wie Bonner Forscher entdeckten, aktiviert ein niedriger Insulinlevel den »FOXO-Transkriptionsfaktor«, der für das An- und Abschalten des Gens zuständig ist. Weil beim Fasten, aber auch beim Joggen der Insulinlevel sinkt, lässt sich auf diese Weise die Genregulation auf Anti-Aging programmieren.

DER MTOR-MECHANISMUS

Ein zweiter Signalweg, der zu einer verbesserten Effizienz der Zellen führt und ebenfalls einer epigenetischen Steuerung unterliegt, ist der mTOR-Mechanismus (siehe >). Diese neuen Erkenntnisse zur Genetik und Epigenetik werfen ein neues Licht auf die Wissenschaft des Alterns: Sie zeigen, dass die biologische Entwicklung nicht mit dem Erwachsenwerden aufhört, sondern dass sich der Körper im tiefsten Inneren – in den Zellen und ihrer DNA – durch einen gesunden Lebensstil nachhaltig verändern lässt.