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1.4 Anfänge psychoanalytischer Gruppentherapieforschung 1.4.1 Siegmund Heinrich Foulkes (1898-1976)
ОглавлениеFoulkes studierte u.a. in Frankfurt a.M. und arbeitete dort bis zu seiner Emigration 1933 als Psychoanalytiker. Er war Mitglied des Frankfurter Psychoanalytischen Instituts und passte seinen deutschen Nachnamen Fuchs nach der Immigration nach England der englischen Sprache an. „Dort entwickelte er mit dem ebenfalls immigrierten Soziologen Norbert Elias eine an der psychoanalytischen Methode angelehnten, aber in wesentlichen Aspekten hiervon abgegrenzten, eigenständigen Gruppenansatz, der inzwischen weltweit zu den Standartmethoden psychodynamischer Gruppenarbeit zählt“ (Brandes, 2008, 37).
Foulkes kannte die Arbeiten Lewins und Morenos und griff deren Erkenntnisse für seine eigene Theorie- und Praxisentwicklung der Gruppenanalyse auf. Er gilt zusammen mit Wilfred R. Bion als Begründer der psychoanalytischen Gruppentherapie. Pines schreibt „Zum ersten Mal fasste ein traditionell ausgebildeter Psychoanalytiker seine Patienten zu einer Gruppe zusammen, um die Kommunikation der Gruppenmitglieder zu beobachten und um ihnen zu helfen, sich besser zu verständigen“ (Pines, 1977, 719).
Auf der Grundlage seiner Forschungsarbeiten unterscheidet er drei Typen von Gruppen:
■ die funktionale Gruppe oder Arbeitsgruppe,
■ die natürliche oder Primärgruppe der Familie und Verwandtschaft,
■ die psychotherapeutische Gruppe.
[19] Das Verhalten, das einzelne Mitglieder in Gruppen zeigen, ist geprägt durch die frühen Erfahrungen in seiner Primärgruppe: Auf der Bühne der Gruppe inszeniert sich jeder selbst im biografischen Gewordensein. Nach Foulkes Untersuchungen umfasst der Gruppenprozess fünf Kategorien:
■ die aktuelle Ebene,
■ die Übertragungsebene,
■ die Projektionsebene,
■ die Körperebene,
■ die primordiale Ebene.
Bis auf die aktuelle Ebene, die sich auf Ereignisse der manifesten Verhaltensebene bezieht, also das Sichtbare, beziehen sich Übertragungsebene, Projektionsebene, Körperebene und primordiale Ebene auf das Verborgene, Unsichtbare und Unbewusste in Gruppen (vgl. Foulkes, 1978).