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Veränderungen der Gehirn- und Sinnesleistungen

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Haben Gehirn und Sinne durch die Domestikation an Leistungsfähigkeit und Schärfe verloren? Dies festzustellen ist bei den Katzen nicht so einfach wie bei den älteren Haustieren, die bereits eine viel längere Domestikationszeit hinter sich haben.

Verkleinerung der Gehirnmasse: Ein Hausschwein beispielsweise hat gegenüber seinen wilden Vorfahren fast die Hälfte seiner Gehirnmasse eingebüßt. Bei Hauskatzen hingegen liegt der Verlust an Gehirnmasse gegenüber der Falbkatze in einer gerade noch messbaren Größenordnung.

Dieses »Messen« ist aber schon deshalb schwierig, weil ganz ähnliche Gehirnmassenverluste generell auch bei in Gefangenschaft groß gewordenen Wildtieren auftreten, und zwar in umso stärkerem Maße, je eintöniger deren Umwelt gestaltet ist. Im Laufe der Jugendentwicklung, während der das Gehirn noch wächst, ist offenbar eine rege Auseinandersetzung des Tiers mit seiner Umwelt nötig, um das Gehirnwachstum zu stimulieren. Das gilt für die Hauskatze ebenso wie für die Wildtiere.

Verluste an Sinnesschärfe: Wahrscheinlich betrifft die Domestikationsveränderung sämtliche Sinne. Selbst der unzivilisierteste Haustiger sieht, hört, riecht und fühlt nicht ganz so viel, so intensiv, so detailliert wie die Falbkatze. Das rührt einfach daher, dass seine Sinnesorgane weniger Reize aufzunehmen und an das Gehirn weiterzuleiten haben. Aber auch hier lässt sich das Ausmaß nur schwer abschätzen.

Verarbeitung der Sinneseindrücke: Und nicht zuletzt ist auch die Verarbeitung der Sinneseindrücke im Gehirn eines Haustiers einfacher als bei einem Wildtier – bei der Hauskatze allerdings wiederum nur ein ganz klein wenig einfacher.

Nur die Kombination aller drei Effekte ist bei einer frei laufenden Hauskatze direkt erkennbar. Das hängt mit ihrer kurzen Domestikationszeit und mit der noch viel kürzeren Zeit gezielter Züchtung zusammen. Deshalb ist die Kurzaussage richtig: Sinne und Gehirn der Hauskatze sind fast so gut wie die der Wildform.

Sind Hauskatzen dümmer?

Was sich aber auch bei der Katze deutlich verändert hat, ist die qualitative Verarbeitung der Sinneseindrücke im Gehirn, also das, was als Reaktion auf einen Sinneseindruck erfolgt. Hierbei wirkt angeborenes Verhalten mit persönlichen Erfahrungen der Katze zusammen. Einzelne angeborene Verhaltensweisen sind bei der Hauskatze stärker, andere hingegen schwächer ausgebildet als bei der Wildform, und die persönlichen Erfahrungen liegen bei der Hauskatze ja sowieso in der Regel ganz anders als bei jeder Wildkatze.

Kurz gesagt: Die Hauskatze ist nicht dümmer als ihre wilde Ahnfrau. Sie denkt nur ein wenig anders.

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