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Sport

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Jeden Freitagabend gingen Martina und ich zum Turnen in die große Turnhalle meiner Grundschule. Zuerst mussten die Geräte aufgebaut werden, also zum Beispiel das Reck, das Pferd, der Schwebebalken oder auch Matten für das Bodenturnen. Zu Anfang der Stunde liefen wir eine Weile im Kreis herum und machten Dehnübungen, um warm und beweglich zu werden. Dann übten wir an den Geräten und bekamen Rückmeldung und Verbesserungsvorschläge von unserer Trainerin Frau Göckler. Manchmal sprangen wir auch auf dem großen Trampolin oder übten auf dem kleinen mit Anlauf verschiedene Sprünge, zum Beispiel Strecksprung oder Hocksprung oder später auch Salto. Die anderen Kinder duzten Frau Göckler nach einiger Zeit und nannten sie liebevoll »Göcki«. Ich verstand, dass es gut wäre, wenn ich das auch täte, weil dieser Kosename eine gewisse Vertrautheit mit unserer Turnlehrerin ausdrückte. Um es den anderen Kindern gleichzutun und mich nicht ausgeschlossen zu fühlen, bemühte ich mich darum, Frau Göckler so anzusprechen, aber es fühlte sich immer fremd an, ich fühlte mich dabei fremd, und das blieb auch so.

Am Wochenende fuhren wir manchmal zu Wettkämpfen in unserer Region. Ich mochte diese Stimmung von Konzentration, Spannung und Leistungsbereitschaft sowie die Hallen mit den ganzen aufgebauten Geräten darin. Besonders aufgeregt war ich nicht bei Wettkämpfen, nur etwas angespannt und konzentriert.

Zu Pfingsten fuhr unser Turnverein immer mit allen Kindern, die daran teilnehmen wollten, ins Zeltlager nach Laubuseschbach. Auf dem dortigen Campingplatz wurden zwei oder drei sehr große Zelte aufgebaut, in denen wir zu mehreren schliefen. Einmal bin ich auch mit dabei gewesen. Ich fühlte mich dort aber sehr fremd, konnte mit den Spielen im Wald nicht wirklich viel anfangen. Die anderen Kinder meines Alters – Martina war auch mit dabei – massierten den älteren Mädchen, die im Turnen unsere Vorbilder waren, oft im Zelt den Rücken. Dazu konnte ich mich nun wirklich nicht durchringen, also beobachtete ich dieses Treiben aus sicherer Entfernung. Ich verstand auch nicht, wozu das gut sein sollte. Ich fühlte mich im Zeltlager verloren und völlig fehl am Platz. Einmal teilzunehmen reichte mir, ich bin danach nie wieder mitgefahren.

Ich, Birgit, Autistin und Psychotherapeutin

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