Читать книгу Andershimmel - Blickle Peter - Страница 10

3

Оглавление

Als Miriam und er noch im selben Zimmer schliefen, mussten sie, denn der Herr JEsus sah alles, ihre Sachen ordentlich auf den Stuhl legen. Außerdem sollten die Leute, falls der Herr JEsus sie in der Nacht zu sich in den Himmel heimholte, nicht sagen, sie wären unordentlich gewesen. Wenn es dunkel war, lauschte er hinüber. Atmete sie noch? Hatte der Herr JEsus sie schon zu sich geholt? War sie, wie die Eltern das sagten, heimgegangen?

Holte ER einen im Schlaf, dann hieß es, man sei entschlafen. Eingegangen in den Himmel, wo ER zur Rechten GOttes, des ALlmächtigen, des SChöpfers des Himmels und der Erde saß. Dort hinauf nahm ER einen. Eigentlich nahm ER nur das Atmen mit. Alles andere blieb zurück. Die körperliche Hülle blieb im Bett liegen. Deshalb konnte Miriam da liegen und schon entschlafen sein. Sie atmete so leise. Und das Heben und Senken ihres Brustkorbes konnte er unter der Bettdecke unter der dunklen Dachschräge nicht erkennen.

»Müde bin ich, Gehzuruh, mach die müden Äuglein zu.« Er stockte manchmal, denn zum Gehzuruh wollte er eigentlich nicht beten. Das war eine Sünde. Aber die Eltern beteten es vor. Also war es keine Sünde. Johannes und Miriam stellten sich Gehzuruh als einen Verwandten von Rübezahl vor: ein Riese mit Bart, der ihm lockig und verworren wie Moos bis auf die Erde hinunterreichte. »Müde bin ich, Gehzuruh.«

Miriam sagte: »Gehen Alche.«

»Was soll das heißen?«

»Ich weiß nicht. Aber mir gefällt es.«

Er sprach die Worte nach. »Gehen Alche.« Das klang weich. Das klang angenehm. Er sagte: »Arlorn.«

Das sagten sie, wenn sie abends noch wach im Bett lagen und das Licht aus war: »Gehen Alche.« »Arlorn.« »Ja, Arlorn.« »Ja, Alche.«

Arlorn war der Edelsteinschmuck, den Gehzuruh im Bart trug. Gehen Alche war das silberne Moos, das im Paradies von den Bäumen hing.

Sie hob den Unterarm an die Nase und sagte: »Der Fleck in meiner Haut riecht komisch.« »Wie?« »Wie ein Regenwurm.« »Gut oder schlecht?« »Das kommt drauf an. Willst du mal riechen?« »Pfui Teufel. Wer weiß, wo der schon überall rumgekommen ist.«

Johannes und Miriam.

»Müde bin ich, Gehzuruh, mach die müden Äuglein zu. VAter, lass die Augen dein über meinem Bette sein. Hab ich Unrecht heut getan, sieh es, lieber GOtt, nicht an. Mache DU durch CHristi Blut allen meinen Schaden gut.«

Das war auch eine Möglichkeit, dass mit Blut alles wieder gut gemacht wurde.

»Und wenn der Engel Gabriel kommt und uns mitnimmt?« Der Engel Gabriel hatte lange Haare und ein langes Schwert. Johannes sagte: »Er ist eine Frau.« Miriam sagte: »Er ist ein Mann. Sonst würde er Gabriele heißen, und ein Schwert hätte er auch nicht.« »Quatsch mit Soße und dreimal draufgeschissen.«

»Und wie stellst du dir das Entschlafen vor?« »Ich weiß nicht. Wie das Einschlafen.« »Oder wie auf einem Schlitten. Man schläft bis ans Ende. Dann kommt eine Mauer und das Gottesfeld.« Endschlafen. So hieß das für ihn in der Nacht, wenn das Licht aus war. Miriam schlug die Decke zurück und stand noch einmal auf. Sie stellte die Hausschuhe noch ordentlicher vors Bett. Das konnte sie in der Dunkelheit. Sie hatte Übung.

Andershimmel

Подняться наверх