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ОглавлениеGemeinsam sagten sie: »Ich glaube, dass mich GOtt geschaffen hat; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter. Das ist gewisslich wahr.«
Sie wuchsen in einer Zeit auf, die glaubte, wenn man alle Nebenflüsse des Neckars auswendig aufsagen konnte, bekäme man eine Eins, die glaubte, wer eine Eins bekam, war sehr gut, die glaubte, darauf könne man sich verlassen und auch darauf, dass wer eine Eins bekam, sich nicht mit dem Messer in die Unterarme schnitt.
Miriam versteckte die roten Linien unter langen Ärmeln. »Wenn es weh tut, tut es gut«, sagte sie.
Im Beten gaben sie sich hin. Wenn sie beteten, waren sie eins. Sie hörten sich. Sie erfuhren den VAter, den SOhn und den HEiligen Geist. ER fühlte sich seltsam an. Wie etwas, das sie gegessen hatten. ER war in ihnen. Drei war drei und drei war eins. Diese Rechenaufgabe löste jedes Kind im Dorf. Mühelos.
Alles war möglich in dieser Logik. Alles stand in SEinem unergründlichen Ratschluss. Man musste es nur annehmen.
Der HErr wollte nicht, dass sie so viel Schokolade und Gummibären aßen. Das sagte die Mutter. Wenn Johannes und Miriam etwas wollten, was dem HErrn nicht gefiel, war der Feind in ihnen. Der musste bekämpft werden. Wer vom Teufel frei ist, dem widerstreben die Gebote des HErrn nicht. So sprach die Mutter, die wusste, was dem HErrn gefiel und was dem HErrn missfiel. Immer.
Der HErr führte. Der HErr liebte. Deshalb fügte der HErr Schmerzen zu. Schmerzen waren Prüfungen. GOtt schuf den Schmerz. Und ER sah, dass es gut war. Der Schmerz war Führung. Wenn es nicht wehtat, war es eine Führung des Teufels. »Wenn du das noch einmal machst, musst du eine Tafel Schokolade essen!« Das war die Strafe des Teufels. Man musste etwas verlieren, damit die Lektion vom HErrn kam. Man musste seine Schmerzensfreiheit verlieren, damit man GOtt spürte. Wer IHn erfuhr, war gesegnet.
Er sagte: »Rems, Murr, Steinbach, Lein, Enz, Kocher, Jagst.«
Sie sagte: »Ich will gar nicht wissen, wieviele du vergessen hast.«
Er sagte: »Wenn du den Zipfelbach meinst, den hab’ ich mit Absicht weggelassen.«
Sie lachte. Und er spürte ihr Lachen. Es war hell. Es war gut. Es war ein Geschenk. Solange sie lachte, schnitt sie sich nicht. Solange sie sich nicht schnitt, spürte er es nicht, wie sie sich schnitt. Er wollte weg von ihren Schmerzen. Von ihren Schmerzen, die sie sich selbst zufügte.