Читать книгу Kalina - Bärbel Junker - Страница 11

RÜCKBLICK

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Kalina räkelte sich faul auf dem Sofa. Wunderbar! So ließ es sich aushalten. Ein warmer, weicher Ruheplatz, leckeres Fressen und jede Menge Streicheleinheiten, wenn ihr danach war. Das Leben konnte so schön sein.

Ihre Gedanken schweiften zurück in die Vergangenheit, zu ihrem ersten Zuhause und zu Loretta, die auch so gut zu ihr gewesen war. Und dann hat ein Autounfall Loretta aus dem Leben gerissen und ich landete in diesem schrecklichen Tierheim, dachte Kalina traurig. Aber nicht lange, denn bei der erstbesten Gelegenheit war sie davongelaufen.

Im Keller eines abgelegenen, halb verfallenen Hauses hatte sie Zuflucht gefunden. Das war eine schlimme Zeit, erinnerte sie sich. Nichts zu essen, dazu die ständige Angst vor wild lebenden Katzengangs, denen sie damals nicht gewachsen war. Doch ihr Überlebenswille hatte ihr geholfen trotz aller Verzweiflung und Angst durchzuhalten.

Sie hatte sich auf ihre natürlichen Instinkte besonnen und gelernt sich anzupassen und von dem zu ernähren, was sich ihr gerade so bot. Anfangs waren das nur Abfälle, doch dauerte es nicht lange, da bereicherte ihren dürftigen Speisezettel die erste Maus, der noch viele weitere folgten.

Eines Tages war dann plötzlich Pongo aufgetaucht, ein Draufgänger wie er im Buche stand. Der fesche Kater hatte ihr stürmisch den Hof gemacht und sie begattet. Danach war er auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Ihre beiden wundervollen Kinder waren das Ergebnis dieser aufregenden Begegnung gewesen.

Und dann war eines schönen Tages erneut das Unglück über sie und ihre beiden Kleinen hereingebrochen. Dieses Mal jedoch mit einer Wucht und Brutalität, die sie schaudernd aufstöhnen ließ.

Erneut sah sie sich mit Porky und Saros übermütig im verwilderten Garten des verfallenen Hauses herumtollen, das ihr als Unterschlupf diente. Da schob sich ein unheimlicher Schatten vor die Sonne, fiel über sie und entpuppte sich als grobes Netz, welches sie und ihre beiden Kinder gefangen nahm.

Zwei grobschlächtige Männer, mit dicken Handschuhen an den kräftigen Händen, hatten sie und ihre beiden Kleinen bei Marta Mertens abgeliefert. Danach hatte es nur noch Angst, Schmerzen und Entsetzen gegeben.

Und als sie glaubte, es nicht mehr ertragen zu können, begannen die Veränderungen. Sie wurde größer und stärker und ihre Sinne schärften sich. Und dann hatte sie eines Morgens schockiert festgestellt, dass sie die Menschen nicht nur verstehen, sondern selber ihre Sprache sprechen konnte. Kurze Zeit später waren dann noch ihre anderen Fähigkeiten hinzugekommen.

Das Summen des elektrischen Dosenöffners riss sie aus ihren Erinnerungen. Essenszeit! Sie reckte sich. „Roberta darf noch nichts über meine Begabungen erfahren“, flüsterte Kalina. „Es würde sie nur verunsichern zu wissen, dass ihre Katze in ihren Gedanken lesen kann wie in einem offenen Buch.“

„Kalina, kommst du?“, rief Roberta aus der Küche.

„Wenn ich doch bloß nicht so faul und das Sofa so gemütlich wäre“, murmelte diese und wünschte sich in Robertas Küche.

Und das Unglaubliche geschah!

Leises Summen durchflutete den Raum. Die Zimmertemperatur stieg an, flimmernde Luft umfing den Katzenkörper, verpuffte mit leisem Knall und ... Kalina war verschwunden.

In der Küche materialisierte sie mitten im Raum. Erschrocken sah sie sich nach Roberta um. Es ist passiert! Es hat tatsächlich funktioniert, frohlockte sie.

Ich bin ohne Anstrengung von einem Ort zum nächsten gehüpft. Alleine mein Wunsch hat mich hierher gebracht. Hätte ich das doch bloß schon damals in Sierbachs Labor gekonnt, dann hätte ich meine beiden Kleinen retten können!

„Wie kommst du denn so plötzlich hierher?“, fragte neben ihr Roberta überrascht. „Ich habe dich überhaupt nicht kommen gehört, du bewegst dich ja noch leiser, als es Katzen ohnehin schon tun.“

Wenn du wüsstest, dachte Kalina und machte sich über ihren Napf her. Nachdem er leer und sauber ausgeleckt war, schubste sie ihn in eine Ecke. Mit hoch erhobenem Schwanz spazierte sie aus der Küche.

Kalina

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