Читать книгу Kalina - Bärbel Junker - Страница 7
ROBERTA UND KALINA
Оглавление„Mann, bin ich aus der Puste“, keuchte Kalina. „Ich muss dir unbedingt was erzählen, bevor hier vielleicht die Polizei aufkreuzt.“
„Polizei?!“, rief Roberta erschrocken.
„Reg dich nicht auf. Ich muss nur schnell was trinken, danach erzähle ich dir, was passiert ist“, versuchte Kalina ihre Beichte nun doch noch etwas hinauszuschieben, denn sie ahnte, dass Roberta mit dem, was sie getan hatte, nicht einverstanden sein würde.
„Also gut, ich warte“, erwiderte Roberta. Sie folgte Kalina in die Küche und blieb im Eingang stehen.
Sie wird sich nicht eher von der Stelle rühren, bis ich ihr alles gesagt habe, wusste Kalina, also erzählte sie es ihr, dann hatte sie es wenigstens hinter sich.
„Ihren Tod wollte ich nicht“, sagte Roberta, als Kalina schwieg. „Sie sollten zur Rechenschaft gezogen werden, aber nicht von dir oder von mir, denn Selbstjustiz ist sicherlich der falsche Weg.“
„Aber ich habe ihn gewarnt“, verteidigte sich Kalina. „Sie wären entkommen, hätte sich Sierbach nicht auf mich gestürzt. Aber sein Hass auf mich war anscheinend stärker, als sein Selbsterhaltungstrieb.“
„Er hat dir nicht geglaubt, Kalina.“
„Sein und Thomsens Pech. Jedenfalls hab ich ihn gewarnt und das war mehr, als er verdiente, denn er und Elmar Thomsen waren ganz besonders böse und grausame Menschen.“ Und damit Roberta sie verstand, erzählte sie ihr von Porky und Saros, ihren beiden geliebten Kindern.
Mein Gott, dachte Roberta entsetzt. Wo soll das noch enden, wenn die Menschen immer mehr den Respekt und die Achtung vor dem Leben verlieren, sich alles zu Nutze machen, keine Grenzen mehr kennen und alles ausprobieren und erforschen, was nur irgendwie machbar ist?
„Ich denke wie du“, wisperte Kalina. „Doch für viele Menschen sind wir nun mal leider nur minderwertige, gefühllose Lebewesen, mit denen sie machen, was sie wollen.“
„Was? Woher weißt du, was ich gerade gedacht habe?“, fragte Roberta verwirrt.
Kalina tat so als hätte sie nichts gehört und begann sich hingebungsvoll zu putzen.
„Bitte, Kalina. Ich muss es wissen“, bat Roberta.
„Warum?“, zischelte Kalina.
„Was, warum?“
„Warum du es unbedingt wissen musst.“
„I...ich kann das nicht so einfach erklären“, stotterte Roberta völlig aus dem Konzept gebracht.
„Miserables Argument“, brummelte Kalina. „Vielleicht ist es ja gar nicht gut für dich zu viel zu wissen. Wenn du nicht viel weißt, kannst du auch nicht viel erzähl´n.“
„Na hör mal!“, rief Roberta empört. „Ich würde dich niemals verraten, das solltest du doch wissen. Ich habe dir meine Vertrauenswürdigkeit ja wohl bewiesen, oder etwa nicht?“
Kalina unterbrach ihre Körperpflege und hob den Kopf. Sie weint, dachte sie und schämte sich. Sie rückte näher und legte eine dicke Pfote auf Robertas Arm.
Natürlich konnte diese ihrem Katzencharme nicht widerstehen und begann sie zu streicheln. Gehöre ich jetzt zu den domestizierten Katzen, überlegte Kalina. Na, wenn schon, auf jeden Fall ist das Streicheln sehr angenehm.
„Was ist denn das?“, fragte Roberta und fuhr vorsichtig mit dem Finger über die sich quer über Kalinas Kopf windende Wulst.
„Ein Andenken an den Professor, vielleicht erhielt ich bei dieser Gelegenheit meine besonderen Fähigkeiten“, schnurrte Kalina und schloss die Augen.