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TENKOS REVIER

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„Heute bleibe ich zu Hause“, schnurrte Kalina gerade, als sie draußen ein Geräusch hörte. Sie sprang auf.

„Was ist los?“, fragte Roberta alarmiert, die den Überfall noch nicht völlig überwunden hatte.

„Kein Grund zur Sorge. Wir bekommen nur Besuch. Kumpel von mir. Ich empfange sie draußen“, rief Kalina und eilte aus dem Zimmer. Sie lief zum Katzenausgang und schlüpfte in dem Moment hinaus, als Bobo und Henry über die Hecke sprangen.

„Was ist los? Wir wollten uns doch erst morgen Abend treffen. Ist was passiert?“

„Du musst uns helfen, Kalina. Iris ist verschwunden und ich fürchte, Tenko, der Brecher, hat sie entführt“, stieß Bobo hervor.

„Bist du sicher, dass dieser Tenko sie hat?“

„Natürlich hat dieser Mistkerl sie“, knirschte Henry aufgebracht. „Wer sollte sie denn sonst haben? Sie ist weg und ihr Frauchen sitzt am Telefon und heult. Der Boss hat sie beobachtet.“

„Leider konnte ich nichts verstehen“, sagte Bobo. „Mach dir selbst ein Bild, Kalina. Du musst uns helfen, denn falls Tenko sie wirklich hat, wird es fast unmöglich sein, sie zu befreien. Sein Revier ist so unübersichtlich und gut bewacht, dass wir kaum eine Chance haben.“

„Aber mit deinen besonderen Fähigkeiten könnten wir es vielleicht schaffen“, warf Henry ein.

„Natürlich helfe ich euch. Wartet hier einen Moment. Ich bin gleich wieder zurück.“ Sie eilte ins Haus.

„Nicht schlecht. Nette Hütte“, meinte Henry leger.

„Das da ist sie“, flüsterte Bobo.

„Wer? Wo?“

„Na, Kalinas Roberta. Dort, hinter der Gardine. Sie beobachtet uns.“

„Ach da. Jetzt sehe ich sie auch. Scheint ganz in Ordnung zu sein und für einen Menschen auch ziemlich hübsch“, meinte Henry gönnerhaft.

„Alles klar, es kann losgeh´n“, sagte Kalina, die lautlos wie ein Schatten neben ihnen aufgetaucht war.

„Ist sie das da hinter der Gardine?“, wollte es Bobo genau wissen.

„Ja, das ist meine Roberta, der beste Mensch auf der ganzen Welt“, schnurrte Kalina.

„Sie scheint in Ordnung zu sein.“

„Und wie! Ich würde alles für sie tun. Und nun kommt“, sagte Kalina und sprang gefolgt von ihren beiden Freunden elegant über die akkurat geschnittene Hecke, verfolgt von Robertas sorgenvollem Blick.

„Iris´ Herrchen ist gerade nach Hause gekommen. Er ist oben in dem hellen Zimmer“, rief ihnen Kati aufgeregt zu, als sie die Villa erreichten.

„Ich peile mal die Lage“, sagte Kalina burschikos und huschte davon. Sie nahm den normalen Katzenweg über einen Baum. Sie hätte es sich einfacher machen können, doch ihre Freunde mussten ja nicht alles wissen. Auch so hockte sie wenig später auf dem Fenstersims vor dem geklappten Fenster und lauschte.

„Seit wann ist sie denn verschwunden?“, fragte der Mann gerade.

„Vor gut einer Stunde habe ich sie noch auf der Terrasse gesehen. Ich habe mir eine Tasse Kaffee aus der Küche geholt und als ich zurückkam, war Iris verschwunden

Anfangs dachte ich mir nichts dabei. Als sie jedoch auf mein Rufen nicht reagierte, wurde ich unruhig und begann sie zu suchen. Zuerst im Garten und danach im Haus. Aber sie tauchte nicht wieder auf. Wenn sie bloß nicht einem dieser grässlichen Tierfänger in die Hände gefallen ist“, schluchzte die Frau.

„Das kann ich mir nicht vorstellen“, beruhigte sie ihr Mann. „Das ist feiges Gesindel, welches im Schutze der Dunkelheit und in besonders unübersichtlichen, zumeist ärmeren Gegenden sein Unwesen treibt. In die besseren Wohngegenden und in die Nähe der Häuser wagt sich dieses Gesocks meistens nicht.“

„Man sollte mit diesem Pack und den Käufern das Gleiche tun, was sie mit den armen Tieren anstellen“, stieß die Frau hasserfüllt hervor.

„Genau“, zischte Kalina. Sie lauschte weiter, ohne jedoch etwas zu erfahren, das ihr bei der Suche nach der Perserkatze hätte nützlich sein können. Also verließ sie ihren Horchposten und lief zurück zu ihren Gefährten.

„Hast du was erfahren?“, fragte Bobo hoffnungsvoll.

„Leider nicht. Aber wir sollten uns wohl besser mal bei diesem Tenko umsehen. Neben der Terrasse stank es nämlich nach fremden Katzen und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Garten von fremden Katzen viel besucht wird. Könnte also doch gut sein, dass dieser Tenko seine Pfoten im Spiel hat.“

„Aber wie sollen wir Iris finden?“, fragte der Professor niedergeschlagen.

„Na, ihr seid gut!“, empörte sich Kalina. „Wozu haben wir denn unsere feinen Nasen? Es sollte uns doch wohl möglich sein, die Spur von eurer Iris aufzunehmen, sonst können wir ja gleich einpacken“, schimpfte sie, um die Niedergeschlagenheit aus ihren Freunden zu vertreiben. Und ihre Absicht gelang!

„Kalina hat ganz recht. Wir holen Iris da raus“, sagte Bobo wieder ganz der energische, selbstbewusste Chef.

„Und wo haust dieser Kerl mit seiner Bande, Boss?“, wollte Kalina wissen.

„In einer scheußlichen Gegend zwischen Dreck und vergammelten Bruchbuden.“

„Da sind die Ratten so groß und fett, dass du von einer einzigen ein halbes Jahr lang leben kannst“, krähte Karlchen.

„Popps, kommst du auch mit?“, fragte Molly den struppigen Kater, der Kalina fasziniert anstarrte.

„Wa...was hast du gesagt?“, stotterte Popps verlegen.

„Ob du mit uns kommst.“

„Kla...klaro komm ich mit“, stammelte Popps.

„Super, Popps“, sagte Kalina. „Je mehr Unterstützung wir haben, desto besser.“

Popps strahlte sie geradezu an. Offensichtlich hatte er sich in sie verknallt.

„Bleibt dicht zusammen, bis wir Tenkos Gebiet erreicht haben. „Du kommst nach vorne zu mir, Kalina“, befahl Bobo und setzte sich an die Spitze seines Trupps.

Anfangs ging es noch an gepflegten Häusern mit schönen Gärten vorbei. Doch dann gelangten sie in eine Gegend mit überwiegend leer stehenden Häusern in engen und schmutzigen Straßen, in denen sich der Abfall auf den Bürgersteigen häufte.

„An der nächsten Querstraße machen wir Halt und beratschlagen erst mal“, zischte Bobo. Er wurde langsamer und die anderen schlossen auf. Kurz vor der Ecke hielt er an.

„Ich hätte da eine Idee, Boss“, sagte der Professor.

„Lass hören, Einstein. Was hast du ausgetüftelt?“

„Zwei Straßen weiter gibt es eine mit dichtem Gebüsch bewachsene Fläche, auf der ein altes Gebäude steht“, begann der Professor in seiner etwas umständlichen Art. „Und im Keller dieses Gebäudes gibt es dicke, alte Rohre, die bis in Tenkos Gebiet führen und dort in einem Keller enden. Durch so ein Rohr kämen wir ungesehen in Tenkos Territorium, was meinst du?“

„Und wenn sich in dem Keller welche von Tenkos Anhängern aufhalten?“, gab Henry zu bedenken.

„Außer Mäusen und Ratten hält es dort keiner aus. Außerdem sind die Türen zu den Eingängen verschlossen“, sagte Einstein bestimmt.

„Dann können wir aber auch nicht rein“, wandte Popps ein.

„Doch, mit Kalinas Hilfe schon. Sie kann die Schlösser nämlich öffnen, Popps“, grinste Bobo.

„Echt? Und wie?“, fragte der struppige Kater perplex.

„Sie kann sie öffnen, Popps. Du wirst schon sehen“, sagte Fanny.

„Wenn wir in den Rohren sind, ignoriert die Mäuse und Ratten“, befahl Bobo. „Lasst euch ja nicht von eurer Jagdleidenschaft übermannen, sonst lernt ihr mich kennen. Bei diesem Unternehmen zählt nur Iris´ Befreiung, verstanden? Gut. Dann mal los. Professor, du zeigst uns den Weg.“

„Ich hasse diese widerlichen Ratten“, brummte Henry, der neben Kalina lief. „Diese Viecher, besonders die großen, sind brandgefährlich und giftig ist dieses verseuchte Rattenpack auch noch. Nimm dich vor denen bloß in Acht. Ich mag lieber Mäuse, die schmecken auch besser und sind viel zarter.“

Kalina nickte nur. Sie liefen noch immer durch Straßen mit unbewohnten Gebäuden und Läden die genauso ungepflegt waren wie alles Übrige im Hansaviertel, so hieß die Gegend; Henry hatte es ihr erzählt.

An einer Häuserwand lehnte ein alter Penner, dessen gichtige Hände eine leere Schnapsflasche umklammerten. Versunken in seine Schnapsträume röchelte er vor sich hin. Ansonsten war niemand in dieser heruntergekommenen Gegend zu sehen.

Endlich erreichten sie den verwilderten Platz, von dem Einstein gesprochen hatte. Misstrauisch schlichen sie auf das alte Gemäuer zu. Bobo ging als Erster und sondierte das fremde Terrain. „Alles in Ordnung“, zischte er und winkte sie zu sich heran.

Auf der Suche nach einer Einstiegsmöglichkeit umrundeten sie das Gebäude. Aber sämtliche Fenster waren zugemauert und die schwere Eingangstür sicherte ein massives Schloss.

„Kalina, kannst du das Schloss sprengen?“, fragte Bobo.

„Ich kann die Tür sogar aus den Angeln fetzen, wenn du das möchtest“, grinste Kalina.

Plötzlich tauchte Popps neben ihr auf und wich nicht mehr von ihrer Seite. Neugierig wie alle Katzen, war er gespannt auf das, was da kommen sollte.

Als das Schloss zersprang, machte Popps vor Schreck einen bildschönen Katzenbuckel und jagte entsetzt davon, kehrte jedoch schnell wieder zurück und drückte sich verlegen an Kalina vorbei.

„Angst hat er nicht, aber laufen kann er“, lästerte Jonny, die Kralle, amüsiert.

„Warte nur ab, Popps, was Kalina sonst noch so alles kann“, grinste Henry. „Vielleicht lässt sie dich ja auch mal fliegen.“

Der struppige Kater sah Kalina entsetzt an und hielt sich von jetzt ab von ihr fern.

„Kommt weiter“, sagte Bobo und machte den Anfang.

Kalina

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