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NEUE GÄRTEN BRAUCHT DAS LAND

Im Idealfall besteht ein Garten aus einer Mischung von angepflanzten und heimischen Wildpflanzen, die von selbst in den Garten eingewandert sind. Die Aufgabe des Gärtners besteht in fürsorglicher Pflege zum Wohle aller.

Schauen wir uns unsere Kulturlandschaft an, unsere Grünanlagen und Siedlungen, so schauen wir in den Spiegel: In diesem Spiegel sehen wir unser Wesen, unsere Haltung. Wir sehen, dass wir – oder viele von uns – den Bezug verloren haben zur Natur, zu dem, was natürlich ist. Und wir sehen, dass wir alles unter Kontrolle haben wollen. Für solche Eltern, die kontrollierend mit ihren Kindern umgehen, gibt es einen Begriff: Helikoptereltern. Argwöhnisches »Helikoptern« findet aber nicht nur gegenüber Kindern statt, sondern auch gegenüber allem Wilden – in der freien Natur (Wölfe, nein danke) ebenso wie in unseren Gärten (Unkraut, nein danke, Läuse, nein danke). Auch im Garten soll alles streng nach Plan geschehen – ich nenne das »Helikoptergärtnern«.

PERSPEKTIVENWECHSEL: ZURÜCK ZUR NATUR

Unberührte Natur sehen wir gern im Urlaub oder in Naturfilmen. Bei uns finden wir sie bestenfalls noch im Norden oder Osten Europas, vielleicht noch im Mittelmeerraum. Dort gedeiht noch allerlei Wildes auf Steinmauern und an unbefestigten Weg- und Straßenrändern, umschwirrt von zahlreichen Blütenbesuchern. Kehrt man zurück, fällt einem sofort der Unterschied auf – dort romantisch und wild, hier steril und aufgeräumt. Das klingt vielleicht etwas verklärt, aber unordentliche Gärten, wie sie zumindest für Wildblumen, Insekten, Vögel und alle anderen Wildtiere wichtig wären, findet man bei uns noch viel zu selten.

Wo gibt es noch eine Wiese, die im natürlichen Lebenszyklus der Pflanzen wachsen darf – vom Keimen und Austreiben über Blühen, Fruchten und Samenbilden bis zum Verwelken und Eingehen? An diesen Kreislauf, der seit Millionen Jahren existiert und dem wir eine solch enorme Fülle an Pflanzen- und Tierarten verdanken, sind die heimischen Lebewesen angepasst.

Doch dieser natürliche Zustand einer Wiese übers Jahr, egal ob fett oder mager, egal ob unter Streuobstbäumen oder am Straßenrand, ist für unser Auge fremd geworden. Normal geworden ist dagegen, was wir überall beobachten: Mehrmals im Jahr gemähte Wiesen und kurz geschorene monotone Rasenflächen. Das Mähen und das anschließende Trocknenlassen des Mähguts, das früher noch sinnvoll und wichtig war – Heu liefert schließlich wichtige Nahrung fürs Vieh –, dient heute auf vielen Flächen nur noch der Ordnung. Die Insekten – und natürlich alle anderen Wildtiere – sind aber auf den natürlichen Kreislauf der Pflanzen in ihrem Lebensraum angewiesen. Generalisten gelingt es vielleicht, Ersatzstrukturen zu nutzen. Für Spezialisten, und das sind die meisten Arten, kann der Rückgang einer einzigen Pflanzenart jedoch das Aus bedeuten (→ >).

Aus dieser Misere finden wir nur heraus, wenn wir wieder lernen wahrzunehmen, was natürlich ist, und wenn wir gegenüber Natur und Garten eine neue Haltung einnehmen und entsprechend handeln. »Jede Blüte zählt« bedeutet in diesem Sinn: Gärtnern nach dem Vorbild der Natur.

Jede Blüte zählt!

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