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Das Lied der Kristallkugel

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Ich sage dir die Wahrheit

unverblümt

Nicht viele können sie ertragen.

Drum prüfe Dich

bist du bereit

ungeschminkt

in den Spiegel zu schauen?

Willst du die Zukunft wissen

gemach, gemach

nur Schritt für Schritt

kann ich sie offenbaren

um dich vor Schaden

zu bewahren.

Soll meine Antwort deutlich sein

überlege dir die Fragen gut

und stelle sie präzise.

Im Frühling vor zwei Jahren begab sich die Elfenkönigin am späten Nachmittag auf den Weg zur Waldfee, die sie als Ebenbürtige ansah und als Beraterin schätzte, weil sie einen guten Riecher hatte und als Sterndeuterin in die Zukunft schauen konnte, gegebenenfalls mithilfe ihrer großen Kristallkugel.

Im letzten Jahr wollte die alte Königin kaum aus dem Winterschlaf erwachen. Die Feierlichkeiten zur Frühlings Tag- und Nachtgleiche waren ausgefallen, weil sie immer hinfälliger wurde. Bald konnte sie nichts mehr zu sich nehmen und verschied kurz darauf, ohne die einzige Tochter in alle Aufgaben einweisen zu können.

Meridor sah heute noch manchmal die schwerkranke Mutter vor sich liegen, als wenn es gestern gewesen wäre, in eine Fülle von Seidendecken gebettet, die nur das spitze, eingefallene Gesicht freiließen. Bei jedem Umbetten war ihre einst imposante Gestalt zerbrechlicher und durchscheinender geworden, bis sie kaum noch auszumachen war.

Eines Tages löste sie sich völlig auf, um in einer Nebelfahne durch die Decke zu entschwinden.

Eine Zeitlang konnte Meridor ihre Mutter hin und wieder schemenhaft wahrnehmen, verlor aber diese Fähigkeit sobald sie die Regierungsgeschäfte einholten.

Doch beschlich sie manchmal das vage Gefühl als wäre sie noch anwesend und würde sie beobachten. So hatte sie es sich angewöhnt, sich ihr anzuvertrauen und sie um Rat zu fragen, wenn sie alleine war und sich unbeobachtet fühlte.

Sie war sich beinahe sicher, dass sie ihr zuhörte, obwohl jedes Mal die Antwort ausblieb, doch hatte sie auch nicht ihre Hellhörigkeit geerbt.

Unberechenbar wie sie gewesen war, würde sie sich irgendwann melden, wenn es ihr beliebte, und auf ihrer jetzigen Ebene herrschte ohnehin eine andere Zeitqualität.

Als Königin Nofresia ihr Ende nahen fühlte, hatte sie in einem klaren Moment die Tochter her zitiert, um ihr Verhaltensmaßregeln einzuschärfen.

Meridor konnte sich noch an den genauen Wortlaut entsinnen.

„Sei streng, unnachgiebig und gerecht zu deinen Untertanen. Achte auf Disziplin und dulde keine Ausschweifungen. Höre Mutter Erde gut zu und setze ihren Willen durch. Wenn du sie nicht richtig verstehen kannst, befrage deine innere Stimme, denn sie ist ihr Sprachorgan. Bist du auf dem rechten Weg, bekommst du ein gutes Gefühl und triffst weise Entscheidungen.“

Meridor seufzte. Wenn das alles nur so einfach wäre!

Als Tochter eines Windhüters war ihr ein schwankendes Wesen zu eigen, so dass sie sich schlecht länger konzentrieren konnte, ohne abzuschweifen, das Zuhören eingeschlossen, was zu ihrem Leidwesen auch für die inneren Stimme galt, wenn sie überhaupt Zugang dazu fand.

Gut, dass das keiner wusste! Und das sollte auch so bleiben.

In dieser Hinsicht waren ihr normale Elfen nämlich überlegen, denn bei ihnen zählte es zu den angeborenen Fähigkeiten.

Obwohl sie sich redlich bemühte, ihr Temperament zu zügeln, wollte es ihr kaum gelingen.

Auch waren Geduld und Entscheidungsfähigkeit nicht gerade ihre Stärke.

Sie konnte machen, was sie wollte, sie reichte einfach nicht an die natürliche Majestät, Strenge und Zielstrebigkeit der Mutter heran, geschweige denn an ihr untrügliches Urteilsvermögen und schon gar nicht an die Weisheit und Abgeklärtheit ihrer letzten Jahre.

Es war Meridor nicht bewusst, dass auch ihr Adel und Würde angeboren waren. Sie konnte sehr bestimmend sein, war dabei aber nie barsch und verletzend wie die Mutter.

Strenge und Unnachgiebigkeit lagen ihr nicht, waren ihr geradezu zuwider bei ihrer einfühlsamen, hilfsbereiten, verständnisvollen Natur.

Dafür wurde sie von ihren Untertanen nicht nur geachtet, sondern auch geliebt.

Leider war sie der Mutter eine schlechte Schülerin im Belauschen der Erde gewesen und hatte auch nach ihrem ersten Amtsjahr noch immer erhebliche Probleme damit.

Sie fühlte sich zwar manchmal von unsichtbarer Hand magisch zu einer Stelle hingezogen, konnte aber, lang ausgestreckt mit einem Ohr im Gras, statt einer Stimme kaum mehr als Funksignale oder Summtöne hören, bestenfalls Wortfetzen aufschnappen, die es zu entschlüsseln galt, was sich jedoch allzu oft als unmöglich herausstellte.

Mehr als ihr lieb war vermisste Meridor zum Regieren den weisen mütterlichen Rat.

Heute war wieder so ein Tag, an dem sie ein dringendes Mitteilungsbedürfnis überkam, denn sie wusste nicht mehr weiter und vermeinte, die Gegenwart der Verblichenen zu spüren.

„Ach Mama, die Bürde wird immer schwerer. Ich fühle mich oft hilflos, wie auf verlorenem Posten. Sei froh, dass du das nicht mehr miterleben musst. Das Wetter spielt verrückt, und es mehren sich Naturkatastrophen. Es war nur eine Frage der Zeit, dass sich Mutter Erde gegen die Dreistigkeit der Menschen zur Wehr setzt. Was mir mehr Sorgen macht, ist, dass sich aus Schreckhaftigkeit in Morgania verbreitet. Auch grassieren Klatsch und Tratsch. Wie sind unter diesen Umständen Harmonie und Freude aufrechtzuerhalten?

Ich brauche Deinen kompetenten Rat. Auch bin ich mir nicht sicher, ob ich die letzte Botschaft von Mutter Erde recht verstanden habe, obwohl sie außergewöhnlich gut durchkam, und wenn, ob ich sie in meiner Festrede zur Sommer- Sonnenwende überhaupt erwähnen soll. Ich möchte keinen beunruhigen und meinen Elfen die Stimmung nicht verderben.“

Nach einer Weile intensiven Lauschens ging es mit ihr durch.

„Warum gibst du keine Antwort, Mama? Ich fühle dich doch! Oder willst du demonstrieren, wie schlecht ich im Geister hören bin?“

Sie hatte es laut herausgeschrien. Aber in ihrem Zimmer konnte sie sich so etwas erlauben, denn es lag außerhalb des normalen Schlossbetriebs.

Nach geraumer Zeit überflog Meridor wieder einmal den hohen, dunklen Tannenwald, wo die Waldfee lebte und herrschte, diesmal ohne die übliche Begleitung von Hofdamen oder Wächtern. Betrübt gewahrte sie die ausgefransten Wipfel, die sich vermehrt zu haben schienen, was ihre Sorge um den Wald erneut bestätigte.

Rauchkringel stiegen aus einer kleinen Lichtung auf. Bald darauf war das bemooste Dach von Eliodors windschiefer Holzhütte am Waldrand zu erkennen, gestützt von drei hohen Tannen, perfekt getarnt durch ein wild wucherndes Efeukleid, das ihr dunkles Eichenholz und die Milchglasscheiben der Butzenfenster nur erahnen ließ.

Es stieg Rauch aus dem Kamin. Die Waldfee heizte ein, denn es wurde kühl.

Meridor landete schwungvoll in der Lichtung und sprang in großen Sätzen unter Einsatz ihrer Flügel auf die Hütte zu. Atemlos kam sie dort an.

Die marode Holztür sprang wie von selbst leise knarrend auf. Die hagere Gestalt der Waldfee löste sich aus dem düsteren Hintergrund und erschien im Rahmen.

Nach einer kurzen Umarmung bat sie ihre Königin mit einer einladenden Geste herein, um sie durch einen langen, spärlich beleuchteten, schmucklosen Holz Flur in einen anheimelnden Wohnraum am hintersten Ende zu führen. Wie der Boden, die Türen, die Decke und die Wände wiesen auch die vielen Wandregale das Holz der Außenfassade auf.

Letztere waren vollgepfropft mit bejahrten, teils ramponierten, flüchtig arrangierten Büchern, dazwischen Halbedelsteine und bunt bemalte Teller in Halterungen, wovon einige den Bücherstapeln gefährlich nahe kamen.

Nur die Glaskugeln, die sich hier und dort in allen erdenklichen Größen, teils unter dunklen Tüchern, fanden, waren in gebührendem Abstand aufgestellt.

Kein Wunder, waren es doch Eliodors Schätze, die sie wie ihren Augapfel hütete.

Am Butzenfensterchen lud eine Sitzgruppe aus Weidengeflecht zum Verweilen ein.

Der Aufforderung ihrer Gastgeberin, es sich auf dem Schaukelstuhl in der Kaminecke bequem zu machen, kam Meridor gerne nach.

Eliodor, die stehengeblieben war, erklärte mit wissendem Blick:

Ich habe dich bereits erwartet. Deine Nachricht ist angekommen. Auch haben dich zuvor die Sterne angekündigt.“ Sie schenkte ihr einen aufmunternden Blick.

„Soll ich Lyraya bitten, uns einen Kräutertee zu kochen?“

Erstaunt nickte Meridor. Auch danach wollte sich gerade erkundigen.

Die Waldfee nahm ihr die Worte aus dem Mund!

Als sie sich entfernte, um ihre Mitbewohnerin aufzusuchen, ließ Meridor sich

behaglich ins weiche Moospolster des Schaukelstuhls sinken und versenkte sich ins lebhaft prasselnde Feuer im offenen Kamin.

Ihr war, als hüpfe ein Feuersalamander in den aufzüngelnden Flammen geschäftig hin und her, immer wieder kurz aufzublitzend und entschwindend.

Eliodor kehrte unbemerkt auf leisen Sohlen mit dem Teetablett zurück, peinlichst darauf bedacht, auch beim Abstellen auf dem Beistelltisch und Arrangieren des Teeservices auf dem runden Korbtischchen Geräusche zu vermeiden. Sie drehte einen Armstuhl so herum, dass sie Nofresias Tochter gegenübersaß, die, ins Feuer starrend, in sich versunken schaukelte.

Meridor war sehr schön, sah heute aber allzu bleich und übernächtigt aus. Statt der hellen Veilchenaugen dominierte die Nase im fein gezeichneten Antlitz, die länger und spitzer anmutete. Alle Farbe war aus dem Mund gewichen, was ihn schmaler wirken ließ; die langen Wellen im Goldhaar entbehrten Glanz und Sprungkraft. Doch hatte die Haltung der blutjungen Königin um nichts eingebüßt. Wie immer hielt sich Meridor kerzengerade und wirkte im lichtblauen, knöchellangen Blumenkleid, das ihre zierliche Figur wolkengleich umfloss, ebenso hoheitsvoll wie zart und zerbrechlich.

Eliodor war wesentlich älter, hatte eine annähernd weite Aura, war aber alles andere als schön, einen halben Kopf kleiner als Meridor und von konkreterer Erscheinung.

Struppige Augenbrauen wucherten ungebändigt über gescheit blitzenden bräunlichen Knopfaugen; der Mund war nicht mehr als ein Strich, das Haar von strähnigem Aschblond.

Den gestrengen Eindruck unterstrichen noch der Mittelscheitel und die Affenschaukeln um die großen Spitzohren.

Charakterlich hatte sie viel mit der alten Königin gemein, mit der sie befreundet war.

Sie trug am liebsten Kaftans, heute einen in hellgrün, ihrer Lieblingsfarbe, nicht nur der Bequemlichkeit wegen, sondern auch, um ihren kleinen Buckel ein wenig zu kaschieren.

Den hatte ihr höchst wahrscheinlich das häufige Vorstrecken ihres Kopfes eingebracht, um mit ihrer ausgeprägten Schnüffelnase, die der von Hunden glich und das Gesicht beherrschte, Witterung aufzunehmen, was so in der Atmosphäre lag.

Als ihr Gegenüber wieder zu sich kam, schenkte sie duftenden Tee aus der Blütenkanne ein. Meridor schnupperte dankend am hauchdünnen Blütentässchen, das sie ihr überreichte, und lobte den Kräutertee. Nachdem auch sie gekostet hatte, reckte Eliodor das vorstehende, energische Kinn noch etwas weiter vor, um intensiv wie ein Hund in die Luft zu schnüffeln.

„Ich wittere Sorgen, größere als sonst. Was ist los mit dir?“

Meridor nippte gedankenverloren an ihrem Tee, bevor sie gedehnt erwiderte

„Du hast wie immer Recht. Ich brauche deine Hilfe. Wie du weißt, bereitet es mir immer noch Schwierigkeiten, Mutter Erde zuzuhören. Aber dass sie Hilferufe aussendet ist mir bei der letzten Konferenz der Elfenköniginnen bestätigt worden, und auch, dass sie sich von Menschenhand zunehmend verschmutzt, ausgelaugt und ausgebeutet fühlt, es aber vorerst bei Vorwarnungen belassen will, um abzuwarten, ob sie fruchten, bevor sie härtere Maßnahmen ergreift. Langsam reißt ihr der Geduldsfaden, was nur allzu verständlich ist. Nur wenn es uns gelingt, Menschen zu finden, die ihr helfen wollen, wird sie es sich noch einmal überlegen. Ich weiß nicht, wie es den anderen ergeht, aber meine Rufe verhallen ungehört.“

Sie warf ihrem Gegenüber einen gequälten Blick zu. „Was ist nur mit der Menschheit los?“

Die Züge der Waldfee verfinsterten sich beim Zuhören zusehends.

„Das wüsste ich auch gerne.“ Sie zog die Stirn in Dackelfalten und überlegte angestrengt. Dann schlug sich Eliodor triumphierend auf die Schenkel.

„Ja, das ist die Lösung! Ich werde die große Kristallkugel befragen.“

Sich schwerfällig erhebend stellte sie das Teeservice aufs Tablett und dieses auf den Beistelltisch, wobei sie sich Meridors Hilfe rigoros verbat. Auf wackeligen Beinen stakste sie zur Regalwand am hinteren Raum Ende und zog ein schwarzes Tuch mit Sternmuster von ihrer größten Kugel, die in der Ecke stand.

Sichtlich angestrengt schleppte sie das schwere Stück zum Tisch. Dann suchte sie sich zwei dicke Bücher aus den Regalen aus. Meridor, die nicht länger zusehen konnte, handelte sich wieder eine Abfuhr ein, als sie ihr eines abnehmen wollte.

„Das schaff ich schon allein. Setz dich wieder hin, aber besser neben mich. Dann kannst du etwas sehen.“

Was blieb ihr anderes übrig? Um wenigstens etwas tun zu können, stellte Meridor den umgedrehten Korbstuhl zu den anderen an den Tisch, wo Eliodor die Bücher aufschichtete.

Mit dem Ergebnis noch nicht ganz zufrieden, holte sie noch ein weiteres und legte es auf den Stapel. Mit einem Nicken schickte sie sich an, die schwere Kugel anzuheben. Jetzt ließ es Meridor sich nicht nehmen, ihr zur Hand zu gehen.

Als die große Kristallkugel glücklich in der Tischmitte auf dem Bücherstapel in Augenhöhe stand, nahm Eliodor auf ihrem Armstuhl Platz und setzte ihr Monokel auf.

Beide Elfen zogen ihre Stühle dicht an den Tisch heran und beugten sich über die Kugel.

„Kannst du schon etwas erkennen?“, fragte Meridor gespannt.

Eliodor legte den Zeigefinger an den Mund. „Psst! Ich muss mich konzentrieren!“

Mit fremd anmutender Stimme raunte sie der Kugel die Beschwörungsformel zu:

„Abra Labrum Koudrum Hex!“

Rauch quoll aus ihrem Mund und vermischte sich mit dem aus der Kugel aufsteigenden, der sich bald nach der Befragung auflöste.

Beide Elfen schauten fasziniert hinein.

Bald waren nebulöse Figuren auf der Oberfläche auszumachen.

Eliodor versenkte sich lange in die Bilder. Meridor hing an ihren Lippen, als sie mit tiefer, rauchiger Stimme ihre Eindrücke schilderte.

„Ich sehe eine Uhr, eine riesige Uhr. Es wird es die Welt Uhr sein.“

Meridor fuhr erschreckt zusammen, als die Andere nach bedeutsamer Pause plötzlich „Wahnsinn!“ kreischte. „Die Zeiger laufen immer schneller, und sie tickt wie verrückt!“

Mit einer abwehrenden Geste würgte sie die Bemerkung ab, die Meridor auf der Zunge lag. „Warte. Jetzt tauchen Menschen auf, immer mehr Menschen, ein Gewimmel aller Hautfarben. Sie rennen alle um die Uhr, der Zeit hinterher, und es sieht so aus, als kämen sie nicht mit.“

Meridor konnte sich noch so sehr anstrengen, doch konnte nichts erkennen.

Eliodor starrte gebannt in die Kugel. Dann rief sie mit schriller Stimme. „Ich fasse es nicht! Was soll denn das? Viele gebärden sich wie aufgescheuchte Hühner, schubsen und treten sich gegenseitig vorwärts. Und dann immer diese Stimme:

„Schnell, schnell“, oft mit dem Zusatz „Zeit ist Geld“… „Furchtbar!“

Meridor fuhr erschreckt bei ihrem Aufschrei hoch. „Einige werden niedergetrampelt, vielleicht sogar zertreten... Und was ist mit denen? Die baumeln am Uhrzeiger wie die Affen und klammern sich mit der Macht der Verzweiflung an. Einige fallen herunter, andere springen von selber ab. Und was soll das alles?“

Sie beugte sich noch tiefer herunter und spitzte die vorgeschnellten Ohren.

Dann huschte ein wissendes Lächeln über ihre Züge. „Ah, jetzt verstehe ich! Daher die ganze Mühe. Die rackern sich ab, um die Uhr in ihrem Sinne zu verstellen. Während einige versuchen, die Geschwindigkeit zu drosseln, sind andere bestrebt, sie anzuhalten oder gar zurückzudrehen.“ Sie lauschte intensiv. „Und was ist daraus zu schließen?“ Aufatmend hauchte sie „Verstehe“, um sich dann laut und deutlich zu erklären:

„Die Zeit beschleunigt sich; das Zeitgefühl verändert sich; die Menschen werden zu Gejagten, weil sie glauben, ihnen läuft die Zeit davon.“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Einerseits wird sich im Beruf abgestrampelt, andererseits um Freizeit zu gewinnen.“

Der Rauch wurde zu beißendem Qualm, der, beide Elfen einhüllend, bei Eliodor Niesreiz und bei Meridor Hustenreiz auslöste. mit abwehrenden Armbewegungen keuchte sie:

„Woher kommt dieser fürchterliche Gestank?“

Als sich empfindliche Eliodors Nase hinlänglich beruhigt hatte, schnüffelte sie geräuschvoll und intensiv hinein.

„Ich wittere Aufregung, Sorge und Angst. Es breitet sich in der Menschenwelt wie eine Seuche aus.“

Meridor schluckte schwer. „Kann die Kugel sagen, wer dahinter steckt?“

Der Qualm schwärzte sich, und es miefte noch erbärmlicher als sich Eliodor in der Vorbeuge danach erkundigte, die sie nicht mehr sehen ließ. Angewidert die überstrapazierte Nase zurückziehend schnellte sie zurück und tauchte urplötzlich wieder auf.

„Bah pfui, das stinkt nach faulen Eiern! Ist ja nicht auszuhalten! Wüsste ich es nicht selber gerne, würde ich nicht …“

Der Rest ging im Niesen unter, das nicht enden wollte. Ihre Überwindung war ihr anzusehen, als sie nach dem Anfall wieder untertauchte, um der Kugel die Antwort zu entlocken.

Angewidert wandte sie sich ab und war wieder schemenhaft zu sehen.

„Also, die Schattenwesen werden immer dreister und stiften Chaos an. Stell dir vor, die Banausen bombardieren Menschenohren mit schwarzen Wurmwinzlingen, die wie die Bienen summen.“ Sie warf Meridor einen forschenden Blick zu. „Du weißt, was das bedeutet?“

Die Frage verebbte mit Echo. als die junge Königin ihr ernst zunickte.

Mit dem Qualm verflüchtigte sich auch der grässliche Schwefelgestank.

Mit verschleiertem Blick und rostiger Stimme wollte die wieder gut sichtbare Waldfee von ihr wissen, ob sie alles verstehen konnte.

„Ja danke, mir ist vieles klar geworden“, hauchte Meridor.

„Möchtest du noch mehr über die Menschen wissen?“, fragte Eliodor mit lauerndem Blick.

Es sprudelte nur so aus Meridor hervor. „Wieso finden keine Menschen mehr hierher? Außer kleinen Kindern sieht man nur noch Schlafwandler und Fiebernde, und die wenigen Tagträumer, die sich zu uns verirren, sind genauso wenig ansprechbar. Und warum wird die Durchlässigkeit des Netzes zwischen den Welten an unseren Feiertagen nicht mehr ausgenutzt?“

„Drei Fragen mit vermutlich einer Ursache.“

Mit erhobener Stimme sprach Eliodor ein zweites Mal die Beschwörungsformel aus.

„Sicher ist sicher nach der Qualmerei. Da bin ich aber mal gespannt, was die Kugel dazu sagt. Die Oberfläche hat sich geklärt, und sie wird wieder besser zu verstehen sein.“

Mit geschlossenen Augen wartete sie eine Weile ab, bis sie zur Fragestellung ansetzte.

Es schien ihr nicht leicht zu fallen, die Botschaft der Kugel zu entschlüsseln.

Ihre Stimme brach, als sie das Gehörte, sich kurz aufsetzend, schleppend weitergab.

„Menschen in Zeitnot werden haltlos, sind leicht beeinflussbar und von ihrer Seele zu entfremden.“ Fassungslos wiegte sie den Kopf. „Was ist nur mit ihren Köpfen?“

Mit fest zusammengekniffen Augen schaute sie genauer hin.

Sieht mir aus wie ein Gedankenkarussell, das sich da schier unablässig dreht und mit einem Heidenlärm die innere Stimme übertönt. Aber kaum jemand gibt sich die „Sieht mir aus wie ein Mühe, es einmal anzuhalten.“ Sie winkte Meridor heran, um sie mit sich herunterzuziehen.

„Nun sieh dir das mal an!“

Als würden sich ihre Augen öffnen, konnte Meridor nun deutlich Wolkenformationen über die Kugel ziehen sehen, die alle Helligkeit gierig zu verschlucken schienen.

Mit einem wissenden Nicken wurde aus dem Klammergriff entlasen.

„Nun wundert mich gar nichts mehr bei den vielen Schatten, die in ihrer Welt herumtanzen!“, stöhnte die Waldfee und richtete sich auf.

Meridor schluckte schwer. „So weit ist es also schon gekommen. Und wofür halten uns die Menschen?“

Die Antwort kam erstaunlich schnell.

„Für Phantasie, Hirngespinste, Traumschäume, Märchen- und Sagengestalten.“

Nebelschwaden stiegen auf, um die Fragestellerin komplett einzuhüllen, bis sie kaum noch auszumachen war, was Meridor in ihrem Schreck, der sie nebulöser werden ließ, kaum noch registrierte. Aufstöhnend ließ sie sich in ihren Stuhl zurücksinken.

„Und was ist mit den Kindern? Die müssen doch kein Geld verdienen! Finden die auch keine Zeit mehr für Tagträume? Nur noch die Kleinsten kommen, die uns schnell vergessen haben. Es sind doch zu allen Zeiten immer Kinder oft und gern zu uns gekommen.“

Eliodor tauchte kurz aus den Nebeln auf, die sich allmählich lichteten.

„Ah, jetzt verstehe ich! Die Eltern wollen ihnen den Glauben an uns so früh wie möglich ausreden, und die Kinder schlucken ihre Argumente.“

Sie hielt ein Ohr an die Kugel, als könne sie nicht recht verstehen. Dann schien es ihr aufzugehen. Mit gerunzelter Stirn und verfinsterter Miene drängte sie Meridor zu weiteren Fragen. „Die Kugel trübt sich schon. Dann wird es ihr zu viel. Wir dürfen sie nicht überstrapazieren. Sonst kann ich für nichts garantieren“

Meridor stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. „Wenn mich nicht alles täuscht, soll ich Kontakt zu Kindern aufnehmen und möchte gerne wissen, ob Mutter Erde das .wirklich von mir wünscht.“

Eliodor nickte verstehend, um sich so schnell vorzubeugen, dass sie sich beinahe die Nase und die großen Spitzohren anstieß, die ruckartig vorschnellten.

Es dauerte, bis die Kristallkugel sich dazu äußerte, dafür war auch für Meridor ihr „Ja“ vernehmbar. Eliodor würgte ihren Kommentar im Ansatz ab, um gebannt hinein zu starren. Übers ganze Gesicht strahlend legte sie auf einmal einen Arm um Meridor.

Das hatte sie noch nie getan!

Sie mit sich herunterziehend zeigte sie mit dem Finger auf einen Fleck inmitten von wandernden Schlieren, der sich wie zerlaufende Tinte ausnahm.

„Schau dir den Fleck mal genauer an. Konzentriere dich!“

Es kostete Meridor gewaltige Anstrengung, den wandelbaren Fleck im Auge zu behalten.

Sie hielt den Atem an. Zeichnete sich eine Silhouette ab? Ihre Stimme überschlug sich.

„Wer ist das?“

„Ein Menschenmädchen, das dein Ruf erreichte. Dein Auftrag wäre also fürs erste erfüllt.

Auf dem Wege der Besserung von einem fieberhaften Infekt hat es sein Herz Lied angestimmt, das den Zugang öffnete. Hoffen wir, dass es nicht verloren geht und ihr in Kontakt kommt.“

Meridor konnte sich nicht genug über die Waldfee wundern, als sie von sich aus vorschlug, in die Zukunft zu schauen, was sie nicht zu fragen wagte.

Die innere Anspannung spiegelte sich in ihrem Gesicht, als sie die Kugel darauf ansprach.

Im wahrsten Sinne des Wortes spitzte Eliodor die Ohren, als sich endlich etwas tat.

Enttäuscht wiegte sie den Kopf, um beschwichtigend auf ihre Größte und Liebste einzureden, offenbar von Erfolg gekrönt. Sie winkte Meridor heran und wies auf die Schlieren.

„Kannst du auch etwas erkennen?“

Tatsächlich, sie wandelten sich zu Bild- und Nebelfetzen. Die Waldfee nickte angetan als sie es weitergab. „Schau einmal genauer hin!“

Gesagt, getan. „Sieht wie eine belebte Landschaft mit einer roten Sonne aus.“

„Warum so zögerlich? Damit liegst du gar nicht falsch. Das Bild ist leider unscharf. An einem See geht die Sonne unter. Es könnte unser Weiher sein.“ Eliodor tippte in die Mitte einer Punkteansammlung. „Und die große Elfe hier im Kreise der andern nach dir.“ Auf einen einzelnen Punkt etwas außerhalb deutend sagte sie schmunzelnd: „Und dort sitzt ein Menschenkind, das dich zu sehen scheint.“

Sie ließ die junge Königin wieder los, die aus dem Staunen kaum herauskam, was Eliodor alles sehen konnte, während sie selbst nur raten konnte.

„Kunststück bei der Übung.“ Sich aufsetzend schaute Eliodor

Meridor aufmunternd an.

„Vielleicht ist es dieses Mädchen. Strecke zur Sommer-Sonnenwende um diese Zeit mal deine Fühler aus!“

„Aber ja, auf alle Fälle“, beteuerte Meridor hoffnungsfroh, aber dann kamen ihr Zweifel. „Übersinnliche Wahrnehmungen im Fieber verflüchtigen sich genauso schnell wie die in der magischen Atmosphäre der Sonnenwende.“

„Das Mädchen hatte kaum noch Fieber. Wir müssen abwarten.“

Alarmiert drängte Eliodor zu weiteren Fragen als sie gewahrte,dass die Kugel ihren Unmut durch Dampfen zu verstehen gab, was an der nachdenklichen Meridor vorbeiging, die mit halb geschlossenen Augen stöhnte, das wäre ihr zu vage. Dann kam ihr die rettende Idee.

„Könnte mir jemand helfen, Kinder zu erreichen?“

Eliodor tauchte daraufhin im Quelldampf unter, der zur Decke aufsteigend die Korblampe bis zur Unkenntlichkeit umhüllte, um die Kugel zu befragen.

Die Antwort ließ unendlich lange auf sich warten, und Meridor verlor schon die Geduld, als ihre Tischnachbarin endlich etwas von sich gab.

„Bitte die Deinen um Unterstützung“, krächzte die vor lauter Anspannung heiser Gewordene. „Beispielsweise ließen sich die Verführungskünste der Blumenelfen um ein vielfaches steigern, wenn sie sich zusammentun. Dann wird es ein Leichtes sein, ihre Freunde anzulocken und mit ihren Düften in den Bann zu ziehen, damit sie zu sich finden können. Vermehrte Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung wird alle zusammenschweißen, was der Arbeitsfreude und Harmonie im Reich zugutekommt.“

Sich aufsetzend taxierte Eliodor die junge Königin, die die allmählich zu sich kam.

„Ist damit die Frage beantwortet, die dir auf den Nägeln brannte, als du angekommen bist?“

Meridor nickte und erschrak. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie die Kugel dampfte, obwohl die bis zur Schulter aufgetauchte Waldfee meinte, es hätte sich gelegt.

Brühend heiß fielen ihr noch zwei Fragen ein. Dass ihr das entfallen konnte! „Sollte ich in meiner Rede zur Sommer-Sonnenwende die Erdproblematik ansprechen?“

Eliodor nickte wissend. „Auch die Frage konnte ich dir an der Nasenspitze ansehen.“

„Ist es nicht eher deine Nase, die dir das verraten hat?“

Ungehalten willig winkte Eliodor ihre spitze Bemerkung ab. „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Die Kugel ist erschöpft. Mal schauen, was noch aus ihr herauszuholen ist.“

Sie tätschelte ihr bestes Stück, das nun anstatt zu dampfen sich stellenweise zu verfinstern schien, um ihm gut zuzureden wie einem kleinen Kind, bevor sie zur Befragung ansetzte.

Es folgte eine Schweigepause, die unangenehm anmutete und kein Ende nehmen wollte.

In weit vorgebeugter Haltung, der ihren Rücken deutlich zum Katzenbuckel rundete, spitzte Eliodor die bis zur Kugel vorgeschnellten Ohren und blähte die Schnüffelnase auf.

Sich mit unergründlicher Miene aufsetzend schüttelte sie den Kopf. Dann wetterte sie los

„Da hast du nun davon! Sie kocht vor Unmut und ist nur noch zu Kurzaussagen bereit.“

„Hat sie nichts mehr dazu gesagt?“

„Doch, aber nur, weil ich mit Engelszungen auf sie eingeredet hab. Die Antwort lautet Ja, und zwar nach dem Festmahl in Verbindung mit deinem Apell zur Mithilfe und Zusammenarbeit.“ Sie blitzte die junge Königin an, die wie ein gescholtenes Kind beschämt zu Boden schaute.

„Was hältst du gravierende Fragen bis zuletzt zurück? Schnell, die letzte Frage.“

Es schoss aus Meridor heraus: „Wieso behandelt die Menschheit die Natur so schlecht? Sie ist doch ihre Lebensgrundlage! Und wieso sind Naturschützer dagegen machtlos?“

Die Waldfee schnaubte außer sich „Das sind ja zwei Fragen.“ Sie musterte sie vorwurfsvoll. „Und mit so etwas rückst du erst zum Schluss heraus!“

Meridor, der immer unbehaglicher zumute wurde, stammelte mitgesenktem Kopf:

„Ich bin vor lauter Überraschung vom Konzept abgekommen.“

Sichtlich verärgert beugte Eliodor sich zur Kugel vor, um sich danach zu erkundigen.

Die Zeit zog sich in die Länge, ohne dass sich irgendetwas tat.

Doch es war zu merken, wie es in der Atmosphäre gärte.

Meridor hielt den Atem an, denn es zischte bedrohlich in der Kugel. Funken stieben hervor, erst vereinzelte und dann immer mehr, bis es in hohem Bogen auf die Elfen herunter hagelte.

In heller Panik sprangen beide auf.

Meridor flüchtete zur Tür und Eliodor in die hinterste Ecke.

Ein wahrer Funkenregen ergoss sich wie aus einer Wunderkerze prasselnd über die Hälfte des Raumes. Wären es nicht kalte Funken, hätte es gebrannt.

Eliodor schrie „Da siehst du, was du angerichtet hast! Himmel, sie ist ja völlig außer sich! So erbost hab ich sie noch nie erlebt!“

Lyraya, die alarmiert durch den Flur halb angerannt, halb angeflattert kam, stieß vor der Tür fast mit ihrer Königin zusammen. Perplex stammelte sie eine Entschuldigung.

Als die hauchzarte Elfe das flammende Inferno erblickte, blieb sie wie angewurzelt stehen und verblasste zusehends, bis sie wie die tosende Kugel kaum noch auszumachen war.

Die veranstaltete jetzt einen Höllenlärm. Es brodelte und zischte.

Als der Funkenregen endlich verebbte, stieg eine Rauchwolke auf, die sich im ganzen Raum ausbreitete und zum Himmel stank.

In großen Sätzen sprang die Hausherrin von Fenster zu Fenster, um alle weit aufzureißen.

Der Rauch verschluckte ihre Gestalt.

Dann gab es einen Knall.

Der Raum erbebte, Bücher fielen aus den Wandregalen und rissen Edelsteinscheiben und Deko Teller mit sich. Nur dicke Steindrusen konnten den Fall unbeschadet überstehen, während die Glaskugeln wie durch ein Wunder stehen geblieben waren.

Leere Stühle kippten um; der Schaukelstuhl fiel gegen das Beistelltischen und riss es polternd mit zu Boden. Das Tablett rutschte mit dem Teeservice herunter, das wie die Sammelteller in tausend Stücke brach, und der auslaufende Tee bildete Pfützen auf dem Holzboden.

Der Tisch mit der Kristallkugel wackelte bedenklich, hielt der Erschütterung aber stand im Gegensatz zum Bücherstapel, der unter ihr zusammenbrach.

Als der Qualm sich lichtete, war erst das ganze Ausmaß der Explosion zu erkennen.

Eliodor, die wie ihre Mitbewohnerin erst nur am Husten auszumachen war, der auch Meridor arg zu schaffen machte, tauchte am offenen Eck Fenster mit wedelnden Armen auf.

Mit schriller, sich überschlagender Stimme rief sie nach Lyraya, die wieder Gestalt annahm. Schreckensbleich geworden konnte die Ärmste ihre Hand nicht vom Tür Knauf lösen, den sie fest umklammert hielt.

„Steht nicht so herum und helft mir lieber, aufzuräumen!“, herrschte Eliodor die Anderen an, sich in der Aufregung nicht bewusst, dass sie sich ihrer Königin gegenüber im Ton vergriff. Aber die Geschockte gehorchte ihr aufs Wort. Als sie mit vereinten Kräften das Gröbste bewältigt hatten, ließen sich die Elfen abgekämpft auf die wiederaufgestellten Stühle sinken. wobei Eliodor, der ihr ungebührliches Benehmen aufging, Meridor mit einer kulanten Geste den Schaukelstuhl überließ.

Die dicken Bücher aus dem Stapel unter der Kristallkugel lagen kreuz und quer über den Tisch verstreut, während sie anscheinend unversehrt haarscharf auf einer Kante stehen geblieben war. Meridors Versuch, die Eignerin damit zu beruhigen, scheiterte kläglich.

„Das will gar nichts heißen“, stöhnte sie gequält. Am Ende der Beherrschung angelangt, brach es aus Eliodor hervor: „Schöne Bescherung! Das hast du nun davon! Hoffentlich hat die Gute sich nichts angetan! Die Bildproduktion hat sie enorme Kraft gekostet, insbesondere bei der Welt Uhr. Das hat man nun von seiner Hilfsbereitschaft! Aber ich bin nicht ohne Schuld und hätte sie aus Wissensdurst nicht zum Weitermachen überreden sollen. Deine letzte Frage hat sie als Zumutung empfunden, denn sie kann in einer Sitzung nur ein Grundsatzthema behandeln, und ein weiteres brachte das Fass zum überkochen.“

„Das hab ich nicht gewollt“, hauchte Meridor geknickt. „Ich könnte mir nie verzeihen, wenn sie nicht mehr zu gebrauchen wäre.“ Dann siegte die Neugier über ihre Schuldgefühle.

„Hat sie nichts dazu gesagt?“

„Doch“, knurrte Eliodor widerwillig, „bevor sie ausgerastet ist, fauchte sie: „Hängt doch alles zusammen. Du kannst dir selbst einen Reim darauf machen.“

Mit dem Monokel auf der Nase beugte sie sich prüfend zu ihrer Starkugel vor.

Erleichtert atmete sie auf. „Himmel sei Dank! Sie ist unversehrt, hat aber arg gelitten. Die Oberfläche ist ganz flockig geworden.“

Die Anstrengung war ihr anzusehen, als sie das schwere Stück anhob, um es zum angestammten Platz zurück zu schleppen. Diesmal erhob Meridor keine Einwände.

Fast zärtlich tätschelte Eliodor ihr Lieblingsstück. Von allem, was sie ihm mit bedrückter Miene und brüchiger Stimme zuraunte, konnte Meridor nur mitbekommen:

„Du brauchst jetzt Ruhe, um dich zu erholen.“

Die Waldfee wirkte eingefallen, als sie der Kugel das schwarze Tuch mit dem Sternenmuster mit der Bemerkung überstülpte. „Wer weiß, wann du wieder zu gebrauchen bist“

Rufe aus Morgania

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