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Kapitel 11

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Valdemossa. Die gepflasterte steile Straße führt direkt auf die wehrhafte Architektur der Kartause zu. Ein schmuckloser rechteckiger Klotz, der nur wenige kleine Fensteröffnungen zeigt, alle mit Holzplatten versperrt.

José Maria nimmt seinen Strohhut ab, als sie das Ende der Schlange vor dem Eingang zum Kloster erreicht haben, und fächelt sich Luft zu, während Jesús die wartenden Menschen beobachtet.

»Kannst du mir mal erklären, was so spannend daran ist, die Klosterzellen zu besichtigen, obwohl Chopin dort nur kurze Zeit gewohnt hat?«, will Jesús wissen.

»Das gehört zu einem Mallorca-Urlaub dazu, wenn man etwas von der Insel sehen will.«

»So ein Quatsch! Da schaue ich mir doch was anderes an.«

»Wieso? Valdemossa ist ein wunderschöner Ort und das Kloster etwas Besonderes.«

»Wenn du meinst.«

»Was würdest du dir denn als Tourist anschauen?«

»Auf jeden Fall würde ich nicht überall dorthin gehen, wo die anderen hinlaufen.«

»Nun sag schon, was würdest du dir anschauen?«

»Ich würde nach Cabrera übersetzen und den Nationalpark genießen. Sagenhaft, was es da an Pflanzen und Tieren gibt.«

José Maria muss lachen. »Guter Tipp, aber da sind die Touristen auch schon.«

»Du musst gar nicht so überheblich tun. Außerdem stimmt das nicht. Es sind nur wenige Touristen, die dorthin fahren. Okay, das mag daran liegen, dass die Besucherzahl limitiert ist, aber das wird nicht der einzige Grund sein. Mit dem Boot dauert es von Colònia de Sant Jordi gerade einmal eine halbe Stunde bis zur Ziegeninsel. Mittlerweile kannst du dort sogar übernachten. Die ehemaligen Militärbaracken sind umgebaut worden zu einfach eingerichteten Zimmern.«

»Nun krieg dich wieder ein. Die Touristen sind wie eine Herde, wo die einen hinlaufen, laufen auch die anderen hin. Aber egal, sie bringen Geld und deshalb geht es Mallorca so gut. Schau dich doch mal auf dem Festland um: hohe Arbeitslosigkeit, vor allem unter den Jugendlichen.«

»Ja, aber was hat Mallorca von den Einnahmen? Ein Großteil sackt sich die Regierung in Madrid ein.«

»So etwas nennt man Solidargemeinschaft. Würden wir mal in Schwierigkeiten geraten, wäre Madrid auch für uns da.«

»Schön, dass du daran glaubst. Ich sehe das anders. Was war beim letzten Wirbelsturm, als uns der Medicanes alles um die Ohren gehauen hat? Da war nichts von Madrid zu hören und zu sehen. Die Strandbudenbesitzer in den Buchten durften das Chaos alleine ausbaden. Und durch den Klimawandel wird es weitere, noch stärkere Stürme im Mittelmeerraum geben.«

»Wirbelstürme gab es immer schon.«

»Ja, aber nicht so heftige. Und sie sollen zunehmen. Außerdem ist bald Schluss mit Wohlstand bei uns.«

»Wie kommst du denn darauf?«

»Liest du keine Zeitung?«

»Was meinst du?«

»Die Balearen-Regierung will mehr Steuern für Gutverdiener und Reiche.«

»Na und? Das betrifft uns doch nicht.«

»Nein? Wenn die Ausländer erkennen, dass sie woanders für das gleiche Geld und weniger Steuern genauso schön leben können, sind die weg. Und die Urlaubersteuer gibt uns den Rest.«

»Die Regierung will nur die Sauf-Touristen abschrecken. Und das finde ich vernünftig.«

»So ein Quatsch. Die haben sich mittlerweile anders orientiert, die gehen nach Rumänien oder Bulgarien. Treffen wird es die, die sich Mallorca gerade noch so leisten können.«

José Maria schüttelt unwillig den Kopf. »Sieh doch nicht immer alles so schwarz.«

»Wie soll ich es anders sehen? In diesem Jahr haben wir wieder einen Besucherrekord. Die Touristenmassen schieben sich durch Palma und an den Stränden liegen sie wie die Ölsardinen.«

»Also haben wir genügend Menschen, die sich Mallorca noch leisten können!«

»Ja, aber nur, weil andere Länder wegbrechen. Die Touristen haben Angst, in die Türkei oder nach Ägypten zu fahren, und Griechenland stehen sie skeptisch gegenüber. Das besagt aber nichts darüber, dass sich viele Mallorca nicht mehr leisten können.«

»So teuer ist Mallorca nun auch wieder nicht«, wirft José Maria ein.

»Nicht da, wo wir Einheimischen hingehen, aber riskier mal einen Blick in eine Speisekarte, beispielsweise hier in Valdemossa. Die Preise sind nicht ohne.«

»Hauptsache, es kommt Geld rein.«

»So einfach ist das nicht. In Palma haben sich die Verantwortlichen der Stadt schon ein ›Touristen-Leitsystem‹ ausgedacht, um die Besuchermassen zu bewältigen, das ist doch krank!« Jesús hat mittlerweile einen roten Kopf bekommen. »Und was sagst du zu den Schmierereien?«

»Was für Schmierereien?«

»Mensch, bekommst du gar nichts mit?«

»Nicht so laut, die Leute schauen sich schon um.«

»Ist mir doch egal! In Palma sind die Hauswände mit Graffiti beschmiert worden: ›Touristen sind Terroristen‹, ›Nordländer geht heim‹. Das sind noch die harmlosen Sprüche, aber bei ›Tourismus macht frei‹ hört es endgültig auf.«

»Wieso, verstehe ich nicht, das hört sich doch positiv an?«

Jesús verdreht die Augen. »Hast du schon mal den Spruch gehört: ›Arbeit macht frei‹?«

José Maria schaut ihn verständnislos an und Jesús winkt entnervt ab.

Es geht nicht voran. Sie stehen immer noch auf der gleichen Stelle wie vor einer halben Stunde. Die Sonne brennt auf die Wartenden nieder. Jesús läuft der Schweiß in den Nacken.

»Scheiß Idee, hier zu stehen.«

»Hör endlich auf zu meckern. Überall findest du ein Haar in der Suppe. Das geht mir gehörig auf die Nerven.«

»Aber das hier ist doch absurd. Wir stehen in einer langen Schlange mit Touristen und es geht nicht voran.«

»Irgendwo müssen wir anfangen, uns ein Bild zu machen.«

»Was hilft uns das weiter, wenn wir die alte Destillierstube der Klosterbrüder angucken?«

»Wir machen eine Führung, vielleicht erfahren wir da mehr. Wenn sich die Vermutung bestätigen sollte, dass die hier auch den Patxaran destilliert haben, sind wir auf jeden Fall auf der richtigen Spur.«

El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier

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