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Kapitel 3

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Zürichsee Sanatorium. Eingewickelt in eine Wolldecke sitzt Alexej Golubew am Fenster seiner Suite und blickt auf den Zürichsee. Aus einem Tornister führen Schläuche direkt zu seiner Nase. Er atmet schwer. Immer wieder überfliegt er einen Artikel aus der ›Neuen Züricher Zeitung‹. Darin wird von einer neuen Biografie über die Königin Blanka von Nava­rra berichtet, die ein anerkannter britischer Historiker gerade veröffentlicht hat. Die Königin interessiert ihn nicht, wohl aber, dass sie krank war und auf den Anis-Schlehen-Likör, den Patxaran, geschworen hat. Sie hat besondere Fläschchen dieses Likörs besessen, die Wunder bewirkt haben sollen. Er hat nicht mehr viel Zeit. Die Operation hat dem Oligarchen, wenn es gut geht, ein Jahr geschenkt, mehr ist nicht rauszuholen, sagen seine Ärzte. Ärmlich aufgewachsen, hat er die Gunst der Stunde genutzt und unter Jelzin sein Vermögen gemacht. Nicht immer legal, eigentlich nie. Doch das ist jetzt egal, jetzt geht es um sein Leben. Er klingelt. Sofort ist Iwan, sein Privatsekretär, zur Stelle. Der große, kräftige Mann mit kantigen Gesichtszügen tritt wortlos hinter den Sessel in Erwartung der Anweisungen.

»Wo ist Natascha?«

»Sie ist gerade aus der Stadt zurückgekommen.«

»Ich möchte mit ihr sprechen.«

Iwan nickt, dreht sich um und verlässt das Wohnzimmer. Kurz darauf betritt Natascha mit langen Schritten den Raum, bekleidet mit einem kurzen Trenchcoat, dessen Gürtel fest um ihre schmalen Hüften gezogen ist.

»Lies bitte diesen Artikel!« Alexej hält seiner Frau die Zeitung hin.

Die junge Frau liest rasch, dann schaut sie ihren Mann ungläubig an. »Du interessierst dich für das Fläschchen?«

»Ja, es wäre eine Chance. Vielleicht meine letzte.«

»Das ist doch Quatsch. Eine Legende, nicht mehr und nicht weniger.«

»Bügel das nicht so ab. Wenn da nichts dran wäre, würde so eine angesehene Zeitung wie die Züricher das nicht zum Thema machen. Der Verfasser des Artikels wird gut recherchiert haben.«

»Alexej, ich bitte dich. Die müssen auch schauen, dass sie Leser gewinnen.«

»Aber hier wird ganz klar gesagt, dass sich ein Fläschchen noch auf Mallorca befinden könnte.« Er hustet.

»Nein, hier wird einer Legende Rechnung getragen, die besagt, dass der Königin von Navarra Fläschchen gestohlen wurden und eines könnte sich noch auf Mallorca befinden. Ich bitte dich, nach fast sechs Jahrhunderten. Das ist doch alles Blödsinn!«

»Wenn du im Internet nachschaust, erfährst du sofort, dass die Königin von Navarra mit dem König von Aragón verheiratet war, und der war zu der Zeit auch der König von Mallorca. Und sie soll ihm von der exzellenten Wirkung dieses Likörs vorgeschwärmt haben.«

»Und was sagt uns das?«

»Dass sich auf Mallorca noch so ein Fläschchen befinden könnte.«

»Alexej, ich verstehe deine Situation, doch das ist absurd.«

Der Oligarch steht langsam auf. »Du verstehst gar nichts. Bist du schwerkrank oder ich? Es geht um mein Leben, nicht um deins.«

»Es geht auch um mein Leben. Was ist, wenn du nicht mehr bei mir bist?«

»Mir kommen die Tränen. Dann bist du Milliardärin und kannst tun und lassen, was du willst. Das ist es doch, worauf du wartest.« Er schwankt, doch bevor er stürzt, ist Iwan schon bei ihm und fängt ihn auf.

»Du wirst hier bestens versorgt, du befindest dich in dem renommiertesten Sanatorium der Schweiz, was soll das mit Mallorca!«

»Bestens versorgt«, gurgelt Golubew wütend hervor. »Ja, schon, aber sie werden mich hier zu Tode pflegen.« Ein weiterer Hustenanfall schüttelt ihn. Er bekommt kaum Luft, trotz des Sauerstoffs. Iwan lässt seinen völlig erschöpften Herrn behutsam in den Sessel gleiten. Mit letzter Kraft stößt dieser hervor: »Die Königin hat ihrem Mann von dem Wundermittel geschrieben, das ist verbürgt.« Der Oligarch atmet mehrmals schwer. Nach kurzer Zeit hat er wieder etwas Kraft. Mit zittriger Hand packt er das Handgelenk seines Sekretärs und zieht diesen zu sich herunter. »Ich will dieses Fläschchen! Iwan, du besorgst mir das!«

Nie würde der Hüne seinem Herrn einen Wunsch abschlagen.

El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier

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