Читать книгу Das geheime Leben des Ettore Majorana - Kriminalroman - Burkhard Ziebolz - Страница 8
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ОглавлениеVictor Himmelreich ist Student der Physik im achten Semester in München im Jahr 1933, als man an ihn herantritt. Ob er Lust hätte, nach Leipzig zu gehen, zu Heisenberg. Man könnte das arrangieren. Um das Geld würde man sich auch kümmern, um finanzielle Unterstützung und um ein Zimmer. Das wäre alles kein Problem.
Himmelreich ist, als träume er.
Werner Heisenbergs Ruf ist schon von internationaler Bedeutung und durchbraust die wissenschaftliche Gemeinde überall auf der Welt wie ein Sturm, der alles durcheinander wirbelt und nichts an seinem Platze läßt. Nach der Gastprofessur in Chicago hat er den Lehrstuhl für Physik in Leipzig übernommen. In seiner Nähe zu arbeiten, durch seine Schule zu gehen, ist eine Empfehlung, höhere Weihen mit dem Beigeschmack der Zugehörigkeit zur Elite. Und wenn Himmelreich zurückdenkt, muß er feststellen, daß ihn die Zeit dort wirklich und in jeder Hinsicht weitergebracht hat. Es ist nicht allein der Stoff, der vermittelt, und die Projekte, an denen gearbeitet wird, es ist ganz einfach das intellektuelle Klima und besonders Heisenbergs Genius, der allem seinen Stempel aufdrückt. Man spürt, man ist unter denkenden Leuten, man diskutiert, und es entstehen Gedanken in einem, die an einem anderen Platz niemals entstanden wären.
All das weiß der kleine, schlanke Student mit der energischen Nase, den tiefliegenden Augen und dem sauber gestutzten Oberlippenbärtchen zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Seine Vorstellungen sind auch nur vage, wenn er an seine berufliche Zukunft denkt, und dennoch hätte er alles getan, um an diesen Ort zu gelangen. Also fragt er nach der Gegenleistung, die er zu erbringen hat, denn eine Gegenleistung muß es geben. Sie sagen es ihm, freundlich, sachlich, und er findet absolut nichts dabei. Es ist nichts Kriminelles dabei, noch nicht einmal etwas Anstößiges in der damaligen Zeit.
Ein paar Informationen soll er beschaffen, über eine ihm damals noch völlig unbekannte Person, die mit ihm in Leipzig arbeiten würde.
Nein, nicht ganz unbekannt.
Er kennt den Mann, um den es geht, aus der Fachpresse und aus dem, was über ihn geredet wird.
Und was er über ihn gehört hat, macht ihn gespannt.