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Rote Tapeten

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Sie saß mit ihrem Bruder auf der Mauer und blickte in den stahlgrauen Himmel, wo die Krähen wachsam über das Viertel kreisten. Hässliche Vögel, aber wenn sie flogen, besaßen sie trotzdem eine gewisse Anmut.

„Wo wollen die hin?“, fragte Ji-Min mit seinem knotigen Finger auf das schwarze Gefieder deutend.

In solchen Momenten liebte sie ihren Bruder besonders. Seine hinreißende Wissbegier entzückte sie, dass sie zuerst über seinen Topfschnitt strich, bevor sie eine Antwort gab.

„Ich weiß es nicht. Es sind Vögel. Sie sind frei. Die können hinfliegen, wohin sie wollen.“

„Wieso können wir nicht so sein?“

„Menschen folgen bestimmten Regeln und Gesetzen. Die gibt es bei Krähen nicht. Wir brauchen sie, die Tiere nicht.“

Über die Welt wusste sie zwar nicht besonders viel, aber sie versuchte ihrem Bruder das Wenige zu vermitteln, was sie gelernt hatte. Bildung war der einzige Kompass, der ihn aus diesem Elend herausführen konnte. Weg von ihrem ständig betrunkenen Vater, weg von diesem Gestank und weg von der Vergangenheit. Ihre Mutter hatte diesen Schritt gewaltsam erzwungen. Den Preis dafür zahlten sie und Ji-Min.

„Hyuna, lauf zum Laden und mach ein paar Besorgungen!“ Er stand im Unterhemd in der Kälte, ausnahmsweise nüchtern. Die Schlappen viel zu groß für seine Füße und die Schlange aus Leder, die seine graue Stoffhose oben hielt, umklammerte eng seinen mächtigen Bauch.

„Kann ich mitkommen?“, fragte Ji-Min.

„Nein, du bleibst hier“, raunte Jun-Su.

Mit einem leeren Plastikbeutel lief sie durch die grauen Gassen. Erneut fuhr sie mit dem Finger die Risse des Gemäuers entlang. Die Tüte bewegte sich willenlos im Wind. Vielleicht würde sie ihrem Bruder die Shrimpscracker kaufen, die er so mochte, und sich selbst eine Fruchtgummistange. Der LADEN, so bezeichnete ihr Vater eine kleine Baracke, die vollgestopft mit allerlei Getränken und Snacks war. Eine Bezeichnung, die zum plumpen Charakter Jun-Sus passte. Manchen Menschen sah man vieles an. Sie brauchten kein Wort zu sagen. Allein ihre Erscheinung ließ Schlüsse zu. Der Gedanke war für Hyuna zu einfältig, aber ihre bisherigen Erfahrungen hatten ihn bestätigt. Klischees wollte jeder vermeiden, aber sie gehörten zur Regel.

Den grauhaarigen Mann, bei dem sie schon jahrelang einkaufte, kannte sie bis heute nicht mit Namen. Er saß nur still auf seinem Plastikstuhl und schaute sich die Sportnachrichten an. Die neusten Tabellenstände in der Baseballliga, die aktuellen Fußballergebnisse oder Sumokämpfe aus Japan. Beim letzten murmelte er gelegentlich ein paar höhnische Kommentare und nahm Hyuna kaum wahr, die in aller Ruhe ihre Tüte mit Crackern, Süßigkeiten und Alkohol füllte. Wie ein aufgewachter Hund blickte der Verkäufer auf, als sie zahlen wollte. So verlief jeder Einkauf, und Hyuna war froh darüber. Keine Fragen, keine Unterhaltung, nur das Nötigste. Sie hatte es satt, sich mit anderen Nachbarn aus dem Viertel über ihre Familie unterhalten zu müssen. Manchmal kam sie sich vor, als würde sie in einem Glaskasten sitzen, in dem alle hineinstarrten. Die neugieren Voyeure, die dummen Schwätzer und die infamen Gerüchteverbreiter. All diese Menschen konnte sie nicht mehr sehen.

Wie konnten die Leute nur so sein?

Nach dem Einkauf saß sie wieder mit ihrem Bruder auf der Mauer. Die Cracker krachten zwischen seinen kleinen Milchzähnen.

„Hört sich an, als würdest du einen Baum fällen“, scherzte Hyuna. Beide kicherten. Während ihr der süßliche Geschmack der Fruchtgummistange noch auf der Zunge lag, blickte sie wieder zum Himmel. Die Vögel waren verschwunden, genauso wie ihr Vater. Grimmig hatte er in die Tüte gegriffen und sich nur die Sojuflaschen rausgenommen. Wie ein hässlicher Troll war er dann wieder in seine Höhle getrottet. Als sie die rasselnden Ketten eines Fahrrads hörte, blickte sie nach unten.

„Und Lust auf eine kleine Spritztour?“

Das kahle Engelsgesicht Soo-Jungs lächelte sie an. Hyuna blickte besorgt über die Mauer zum Haus. Er stand nicht draußen. Sie presste ihren Zeigefinger auf die Lippen, um Ji-Min zu signalisieren, dass er Stillschweigen bewahren sollte. Wie zu erwarten nickte ihr Bruder brav. Die Belohnung: ein Kuss auf Stirn und Wange und einmal Kitzeln, das mit gellendem Lachen erwidert wurde. Mit rasanter Geschwindigkeit nahm das Rad an Fahrt auf. Wenn es über ein Schlagloch fuhr, spürte sie am Hintern die ganze Macht des harten Gepäckträgers. Der Wind blies ihr um die Ohren und ihr Pony bäumte sich auf. Sie mochte seinen Körper. Nicht weil er schlank war, sondern vielmehr die Wärme, die von ihm strömte. Ihre schmalen Finger ertasteten seine Rippen. Aus Spaß zählte sie die Knochen.

„Wohin fährst du?“

„Ist eine Überraschung. Schließ deine Augen.“

Sie tat es. Wenn sie jemanden mochte, gehorchte sie ihm blind. Mit geschlossenen Augen nahm sie die Welt um sich herum anders wahr. Sie hörte vieles und in ihrem Kopf entstanden Bilder, sodass sie trotzdem noch sehen konnte. Das summende Geräusch des Reifens, der auf dem Asphalt rieb, die kahlen Äste, geschaukelt vom Wind, und das bröckelnde Gestein. Eine Ausgeburt des Verfalls. Alles bedurfte der Pflege, sonst zerstörte es sich selbst. Häuser, Maschinen und die Seele. Lange war ihre Seele eine verrostete, alte Maschine gewesen, die nicht mehr funktionierte. Doch Soo-Jung hatte sie wiederbelebt. Und sie hatte wiedergefunden, was sie zu verloren geglaubt hatte, wie eine Münze, die in einen See geschmissen wurde und für ewig verschollen blieb. Das Fahrrad fuhr langsamer und sie schienen sich ihrem Ziel zu nähern.

„Du kannst deine Augen wieder öffnen.“

Sie standen vor einem hässlichen Betonklotz. Im Erdgeschoss hatte sich ein Nudelimbiss eingenistet, der nicht ins Gesamtbild passte, aber trotzdem dort hinzugehören schien. Die Scheiben waren beschlagen und das Kondenswasser perlte vom Glas ab.

„Wohnst du hier?“

Zufrieden nickte er, als handelte es sich um eine prächtige Villa.

„Dort ist mein Arbeitsplatz und da im dritten Stock wohne ich.“

Mit kindlichem Enthusiasmus deutete er auf ein mit weißen Vorhängen verziertes Fenster.

Nachdem er sein Fahrrad an eine Straßenlampe gekettet hatte, ergriff er ihre Hand und führte sie. Sie mochte das. Alles wirkte so unscheinbar und doch erweckte es ihr Interesse. Manchmal konnten Menschen einen Ort interessanter machen, obwohl die Orte es selbst nicht waren. Ein gewöhnliches Gebäude konnte Bedeutung erlangen, wenn ein berühmter Schriftsteller darin verstorben war, auf einer verwilderten Wiese konnte vor Jahrhunderten eine entscheidende Schlacht stattgefunden oder auf einem einfachen Stuhl ein berühmter Politiker gesessen haben, um ein historisches Dokument zu unterzeichnen. In diesem Fall war dieser schlichte Wohnkomplex bedeutsam für sie, da ein Junge darin wohnte, den sie mochte. Ein Grund, der so schlicht und schön war, wie Liebe nur sein konnte. Er ergriff ihre Hand und gemeinsam betraten sie den Wohnblock. Nachdem Soo-Jung mit ihr an dem Imbissbesitzer vorbeihuschte, der nur verdutzt dreinblickte, stiegen sie mühsam die Treppen hoch. Dabei drückte Hyuna seine Hand noch fester, als würden sie den nervösen Gang zum Traualtar vollziehen.

Die Wohnung war unkompliziert eingerichtet, passend zum Charakter des Kahlkopfs. Auf einer fleckigen Matratze wand sich eine graue Decke in seltsamen Formen, in der Ecke summte ein Kühlschrank sein eigenes Lied und daneben schlief ein Hund in einem Korb, auf dessen Fell eine Fliege ruhte, die er knurrend mit der Pfote verscheuchte.

„Setz dich“, bat Soo-jung.

Sie nahm auf einem harten Stuhl Platz, während Soo-Jung das Maul des Kühlschranks öffnete, in dessen Innenleben sie einen kurzen Blick werfen konnte. Spärlich gefüllt, wie es sich für einen Junggesellen gehörte. Eine kleine Schale mit Kimchi, Nudelreste unter einer Frischhaltefolie, eine angebrochene Packung mit Würstchen, wahrscheinlich Leckerbissen für den Hund, und einige Dosen Bier und Limonade. Das summende Maul schnappte wieder zu und Soo-Jung kam mit zwei gekühlten Dosen 7up wieder zum Tisch.

„Hier trink, du bist bestimmt durstig.“

„Eigentlich nicht“, gestand sie offen.

Trotzdem stellte er ihr die grüne Dose vor die Nase und öffnete seine, die ein bedrohliches Zischen von sich gab. Sie schob ihre Hand über die kühle Tischplatte und bat um seine Wärme. Soo-Jung trank einen kräftigen Schluck, wischte sich den Mund ab und gab ihr die Zärtlichkeit, nach der sich das Mädchen sehnte. Lange Zeit schwiegen sie und blickten sich in die Augen. Sie versank in seinen großen, schönen Augen, die mandelförmig ein kräftiges Braun in sich bargen. Und er versank in ihren Augen, die schmal, aber trotzdem schön waren, da sie eine weibliche Güte und Unschuld beherbergten. Über Jungs hatte sie sich vorher selten Gedanken gemacht. Vielleicht weil die meisten, die sie kannte, innerlich verroht waren. Soo-Jung kleidete sich gern im Mantel des Selbstbewussten, aber sie wusste, im Inneren war er ein kleiner, schüchternen und ängstlicher Junge, der Niemanden auf der Welt hatte und sich einsam fühlte. Sie hingegen hatte noch Familie und fühlte sich trotzdem genauso. Zwei Negativpole, die sich entgegen der physikalischen Gesetze anzogen. Gerade das war es, was Hyuna in ihrer Überzeugung bestärkte, dass das perfekte Glück nicht existierte. Sie wollte aus dem Käfig des grauen Alltags ausbrechen, die Sackgasse verlassen, die ihr den Weg versperrte. Die Gesetzlosigkeit und uneingeschränkte Freiheit der Krähen am Himmel das war es, wonach sie sich sehnte.

Sein jugendliches Gesicht kam näher und sie küssten sich. Soo-Jungs Atem hatte durch den Softdrink einen Kaugummiduft, der nun künstlich warm über ihre Haut wanderte. Ihre Nasen berührten sich in einem liebevollen Schwertkampf. Heute würde es passieren. Sie würde ihm ihren Körper schenken, der noch unbefleckt war wie ein schneeweißes Laken. Es war nicht der Ort, den sie sich dafür vorgestellt hatte, aber ihre Begierde nach ihm war unbeschreiblich, sodass sie seine Hand ergriff und ihn zur Matratze führte. Von dem ganzen Liebesspiel bekam Kurt Cobain nichts mit. Der Taiwanhund schlief noch tief und fest in seinem Körbchen. Mit der Behutsamkeit eines Unerfahrenen zog Soo-Jung ihr die Schuluniform aus, während ihre Hand sanft unter seinem T-Shirt ruhte und seinen Brustkorb ertastete.

„Woher stammt die Narbe?“, fragte sie.

Es befand sich unter dem rechten Nippel ein fleischiger Wulst.

„Jetzt nicht“, meinte er sanft lächelnd.

Sie schwieg. Er hatte recht. Worte sollten diesen magsichen Moment nicht zerstören. Draußen dröhnte der Verkehrlärm mit einer unerträglichen Stetigkeit, die in das Summen des Kühlschranks einfloss.

„Ich“, sagte sie zitternd, als wäre schlagartig ein kalter Luftzug durch die Wohnung gefegt, „sollte jetzt gehen.

„Habe ich etwas falsch gemacht?“

„Nein, hast du nicht.“

Mit ungewohnter Hast zog sie ihre Uniform an, während sein nackter Oberkörper auf der Matratze ruhte. Es war ein Fehler gewesen. Die Begierde hatte sie blind gemacht. Blind für die Tatsache, dass sie noch nicht bereit für den nächsten Schritt war. Lange hatte sie davon geträumt, den Jungen zu finden, mit dem sie es wagen wollte, aber etwas hielt sie davon ab. Sie konnte selbst nicht erkennen, was es war. Es war so, als würde sie eine unsichtbare Hand führen und ihr Handeln bestimmen. Sichtlich zerstreut blieb Soo-Jung liegen, während sie die Tür öffnete und ihm einen letzten Blick zuwarf, bevor sie die Wohnung verließ und das Treppenhaus runterhastete. Die Seitentür zum Imbiss stand offen. Aus dem Geschäft klang es nach Menschen. Sie horchte genau hin, weil sie die Fähigkeit besaß, ihre Ohren für Dinge um sich herum öffnen. Neben Gelächter und undefinierbaren Gesprächen, war das Klappern von Besteck und schlürfende Schmatzen der Gäste zu vernehmen. Im Dampf eingehüllt sah sie die verschwommene Silhouette des Kochs, der ihr noch zum Abschied freundlich zuwinkte. Als Hyuna unfreundlich vom Straßenlärm empfangen wurde, verlangsamte sich ihr Tempo. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie doch zu Soo-Jung zurückkehren sollte, ihm wenigstens eine Erklärung liefern, die ihm aus dem Labyrinth der Verwirrung herausführen konnte. Doch sie entschied sich anders. Die Zeit für Erklärungen befand sich in der Zukunft. Zuerst musste sie nach Hause und sich ihrer Gefühle klarwerden. Aus unerfindlichen Gründen wollte sie Heim. Zu dem Haus, das sie jahrelang verlassen wollte, um Neues zu entdecken. Die einsame Insel im Meer aus Asphalt, der so hart und trostlos sein konnte, wie eine Steinwüste. Ihr Bruder war das einzige Licht, das sie an diesem düsteren Ort hielt.

Es war schon dunkel in der Wohnung. Irgendwo in der Ecke konnte sie das unruhige Schnarchen ihres Vaters vernehmen, der wieder betrunken eingeschlafen war. Ein noch dunklerer Umriss schlich in der Schwärze herum. Schmunzelnd beobachtete Hyuna das Schauspiel. Ziel des bewegenden Schattens war der Kühlschrank, der sich lautlos öffnete und vom dumpfen Licht beleuchtet war kurz das junge Gesicht ihres Bruders zu erkennen, der etwas stahl, wonach sich der kleine Räuber wieder davonschlich. Draußen bellte ein Hund und riss Jun-Su fast aus den Träumen, wenn er überhaupt träumte. Hyuna kannte niemanden, der so wenig Fantasie besaß wie ihr Vater. Sein Gehirn schien jegliche Vorstellungskraft verbannt zu haben. Er beschäftige sich nur mit der Realität und wich von diesem Pfad stur nicht ab. Der kleine Diebstahl hatte sie einen Moment abgelenkt. Sie dachte immer noch an Soo-Jung. Heute hatte sie sich seinen Zärtlichkeiten verweigert. Wie sollte es mit ihnen weitergehen?

Der kleine Ji-Min hockte in der Ecke seines Zimmers. Auch hier beleuchtete das schwache Licht den spärlich eingerichteten Raum. Gierig wie ein Raubtier zerrte er an der Stange aus gepresstem Krebsfleisch, die sich in seinem Speichel langsam auflöste.

„Hast du wieder Hunger gehabt?“, fragte Hyuna liebevoll.

Er nickte und schlang weiter alles hinunter.

„Was hältst du von roten Tapeten?“, fragte er schmatzend.

Mit seinen schmalen Augen betrachtete er den Raum. Die dunkelgrünen Tapeten waren stellenweise runtergerissen worden und gaben vulgär nackten Zement preis. Hyuna hockte sich auf ihre Schlafmatte, die sie mit ihrem Bruder teilte. In kalten Nächten wärmte sie sein kleiner Körper, in trostlosen Zeiten seine Liebe. Sie mochte es an seinen verschwitzten Haaren zu riechen, wenn sie hinter ihm lag. Denn der Schweiß eines Kindes roch anders. Er stank nicht, sondern strömte Unschuld aus.

„Rote Tapeten“, wiederholte sie sich umblickend.

„Ja, so rot wie Frau Lees Lippenstift.“

Sie fuhr durch seine Haare und hielt sanft ein Büschel fest.

„Eine andere Tapete bedeutet nicht ein anderes Leben, kleiner Bruder.“

Er senkte enttäuscht den Kopf. Sie hasste sich selbst dafür, ihm seine Illusionen zu rauben. Mit einem Hammer seine Träume zu zerschmettern. Wie eine Glasur überzog Scham ihren Körper und sie legte sich mit ihm in den Schlafsack. Nach der harten Wahrheit wollte sie ihm wenigstens ein Quäntchen Trost spenden. Ji-Min schmiegte sich enger an ihren Körper. Außerhalb des Zimmers hörte sie Jun-Su, der wach geworden war und sich noch halb benommen einen Weg durch die Dunkelheit bahnte, um zu dem brummenden Kühlschrank zu gelangen, der den süßen Nektar des Alkohols in sich barg. Während sie den zitternden Körper ihres Bruders neben sich spürte, horchte sie genau hin. Sie fürchteten sich beide vor diesem Ungetüm, das sich nun zu ihrem Glück wieder hingelegt hatte. Ständig in Angst zu leben bedeutete für sie das wahre Grauen des Lebens. Die Launen ihres Vaters waren zuweilen unberechenbar wie die Wellen des Meeres. Manchmal peitschten sie hoch und drohten einen zu zerschmettern. Ein anderes Mal schwappten sie sanft ans Ufer, um lautlos ans Gestein zu branden. In diesem Meer segelten sie und ihr Bruder in einer kleinen Nussschale, die von Tag zu Tag mehr Risse aufwies. Land war noch nicht in Sicht, aber bald. Das schwor sie sich. Bald würden sie gemeinsam diesen wilden Sturm verlassen und ihr bestimmtes Leben finden.




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