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Die Vanir

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Eine wichtige Untergruppe der Götter bilden die Vanir. Wie es dazu kam, dass sie unter die Æsir aufgenommen wurden, wird in Kapitel 2 geschildert. Vier Vanir sind namentlich bekannt: Njörðr mit seinen beiden Kindern Freyr und Freyja, die in Ásgarðr, dem Reich der Götter leben, und Kvasir, der Weiseste aller Götter, der ein sehr durchwachsenes Schicksal hat (siehe Kapitel 3).


Njörðr lässt die Winde frei. Aus einer isländischen Handschrift des 17. Jahrhunderts.

Bekannt ist Njörðr hauptsächlich durch seine gescheiterte Ehe mit der Riesin Skaði (siehe Kapitel 3). Seine frühere Inzestbeziehung mit seiner Schwester, aus der Freyr und Freyja hervorgingen, scheint unter Vanir zulässig zu sein; immerhin wird seiner Tochter vorgeworfen, Sex mit ihrem Bruder gehabt zu haben und mit einer ganzen Menge anderer Männer obendrein. Die etymologische Wurzel seines Namens teilt Njörðr mit Nerthus, einer sehr alten germanischen Göttin, die der römische Historiker Tacitus in einer Schrift des Jahres 98 n. Chr. erwähnt.

Njörðr

• Zählt zu den Vanir. Gott des Meeres.

• Zuständig für Fischer, Seereisen und die Jagd.

• Kann die Winde beruhigen.

• Attribute: ungewöhnlich saubere Füße. Mag die Berge nicht.

• Halle: Nóatun („Schiffshof“), liegt an der Küste.

• Zeitweilig mit der Riesin Skaði verheiratet. Vater von Freyr und Freyja, die Mutter ist angeblich seine Schwester.

Nerthus, eine frühe germanische Gottheit

Wie Tacitus uns in seiner Germania berichtet, war Nerthus die Erd-Muttergöttin der Langobarden, eines Germanenstammes, der damals an der Elbe lebte und Jahrhunderte später nach Oberitalien einwanderte. Nerthus hatte ihren Sitz in einem heiligen Hain auf einer Insel inmitten eines Sees. Dort gab es einen heiligen Wagen, den nur der Priester der Nerthus anfassen durfte. Rund um den Wagen war ein Vorhang gespannt, hinter dem sich gelegentlich die Göttin persönlich manifestierte. Bei solchen Gelegenheiten spannte man Kühe vor den Wagen und der Priester lenkte ihn durch das Stammesgebiet, damit die Göttin ihr Volk besuchen konnte. Krieg oder Kämpfe waren nicht erlaubt, solange die Gottheit reiste; dann gab es Frieden und Glück. War die Reise beendet, wurden Wagen und Kühe, vielleicht auch die Göttin selbst, von Sklaven im heiligen See gewaschen. Anschließend ertränkte man die Sklaven in diesem See, auf dem, wie Tacitus schreibt, „ein geheimnisvoller Schrecken“ liege.


Nerthus wird von ihren Priestern unters Volk gebracht. Emil Doepler (1905).


Freyr und sein Eber Gullinbursti („Goldborste“). Illustration von Johannes Gehrts (1901).

Freyrs Name heißt einfach „Herr“; er spielt zwei Rollen. Die eine, seltener erwähnte ist die des Anführers im Kampf; anscheinend ist Freyrein handfesterer Kämpfer als der Taktiker Óðinn. Er wird „Kriegsführer der Götter“ und ein „kühner Reiter“ genannt, der Gefangene aus ihren Ketten befreit. Seine zweite Rolle ist die als Fruchtbarkeitsgott für Tier und Feld. Als Stammvater der Könige von Schweden schenkte er gute Ernten, und man opferte ihm, um Wohlstand zu bekommen. In der Geschichte seines Werbens um die Riesin Gerðr (siehe Kapitel 3) hat man oft einen Reflex des Wirkens des Sonnengottes auf die Erde im Frühling sehen wollen. Außerdem hat Freyr einen Eber namens Gullinbursti („Goldborste“), auf dem er reiten kann.

Freyr

• Zählt zu den Vanir. Hübscher Mann. Erscheint als Anführer im Krieg, ist in Schweden aber hauptsächlich für Feldfrüchte, Wetter und Ernten zuständig.

• Attribute: Hat sein Schwert weggegeben und muss deshalb bei der ragnarök mit einem Hirschgeweih kämpfen.

• Halle: Álfheimr (Albenheim).

• Fortbewegung: ein von Zwergen gemachtes Faltboot namens Skiðblaðnir.

• Tierbegleiter: der Eber Gullinbursti („Goldborste“).

• Verheiratet (oder zeitweilig liiert) mit Gerðr, einer Riesin. Sein Sohn heißt Fjölnir. Eventuell sexuelle Beziehung zur Schwester Freyja. Ahnherr der schwedischen Könige.

Freyja, deren Name „Herrin“ bedeutet, ist die Göttin, die am engsten mit der Sexualität verbunden ist, obwohl sie auch über die Toten eine gewisse Autorität hat. Ihr Gatte Óðr ist auf eine lange Reise gegangen, und solange er fort ist, weint Freyja Tränen aus Gold. Loki beschuldigt sie, Sex mit ihrem Bruder gehabt zu haben – als Fruchtbarkeitsgöttin, die für Liebesaffären zuständig ist, hat Freyja aber anscheinend Sex mit so ziemlich jedem: „von den Æsir und den Alben, die hier drinnen sind,/ist jeder schon dein Liebhaber gewesen“, behauptet Loki. Und als die Götter sie in flagranti mit Freyr erwischt hätten, sei sie so erschrocken gewesen, dass sie gefurzt habe! Außerdem ist Freyja eine Beschützerin der Menschen und hilft ihrem Schützling Óttarr dabei, sein Erbe anzutreten, indem sie die Riesin Hyndla befragt (siehe Kapitel 3).

Freyjas Vorliebe für Schmuck verdeutlicht der Preis, den sie für den wundersamen Halsring Brisinga men zu zahlen bereit war (siehe S. 79–81). Ihr neuer Schatz gefällt ihr so sehr, dass sie ihn sogar im Bett anlässt. Laut Snorri hatte Freyja zwei Töchter namens Gersemi und Hnoss. Beides sind Wörter für „Schatz“ und unterstreichen die Beziehung der Göttin zum Gold.


Freyja, die schöne goldhaarige LiebesGöttin. John Bauer (1911).

Freyja

• Zählt zu den Vanir. Sie anzurufen, ist in Herzensangelegenheiten ratsam. Mag Liebeslieder sehr gern. Wählt zusammen mit Óðinn die Hälfte der Gefallenen aus.

• Attribute: Fluggewand aus Falkenfedern. Weint goldene Tränen.

• Hallen: Folkvangr („Volksebene“) und Søkkvabenkar („Versunkene Bänke“)

• Fortbewegung: von Katzen gezogener Wagen.

• Verheiratet mit Óðr, der auf Reisen ist, hat aber anscheinend schon mit jedem geschlafen, ihren Bruder inklusive.


Unter den Augen Óðinns legt Týr seine Hand ins Maul Fenrirs, während die Fessel um die Pfoten des Wolfs angezogen wird. Isländische Handschrift des 18. Jahrhunderts.

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