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Wolfgang Waffel Winzling der Dritte
ОглавлениеAn einem verregneten Oktobermorgen in der ersten Klasse wurden Bea und ich gezwungen, Freundschaft zu schließen. Alle Schüler, die am Schulausflug teilnahmen, stellten sich in die Schlange für den Bus, und wir hatten das Pech, die einzigen Mädchen in unserer Busgruppe zu sein. Wir gerieten in Panik, starrten einander an und setzten uns nebeneinander, ohne ein Wort zu sagen. Zuerst guckten wir einfach geradeaus, denn ich kannte sie nicht, und sie kannte mich nicht. Aber dann bot sie mir einen Keks aus ihrer Frühstücksdose an, und ich bot ihr Chips aus meiner Frühstücksdose an.
»Bäh?«, fragte ich, als ich den Namen auf ihrer Dose las.
»BE und A«, sagte sie. »Bea.«
Wir kicherten, weil man das in der ersten Klasse so macht.
Wir hielten uns an den Händen und folgten der Lehrerin durch das Dorf, sahen den als Siedlern verkleideten Schaustellern beim Weben und Teigkneten zu und ließen uns die Wirkung der Pflanzen im Kräutergarten erklären.
»Guck mal, eine kleine Maus«, sagte Bea. Sie legte das zitternde Wesen in ihre Handfläche. Es war eindeutig ein Baby, so klein wie der Daumen einer Erstklässlerin. Wir setzten die Maus in meine Frühstücksdose (nachdem ich vorher mein Brot und die Chips rausgenommen hatte) und machten ihr ein Bett aus Gras und Blättern.
»Ich nehme sie eine Woche, du sie in der nächsten Woche«, hatte Bea gesagt. Obwohl wir große Pläne hatten, uns für den Rest unseres Lebens gemeinsam um die Maus zu kümmern, erlaubte unsere Lehrerin uns nicht, sie zu behalten.
Wir ließen die kleine Maus im Kräutergarten wieder frei, genau unter dem Salbei, wo wir sie gefunden hatten. »Sie hat bestimmt eine Mom, die sie vermisst hätte«, sagte ich. Bea war gerade damit beschäftigt, etwas auf ihre Frühstücksdose zu malen.
»Guck«, sagte sie, als sie fertig war, »jetzt werden wir sie nicht vergessen.«
Das Bild sah genauso aus wie die Maus. Ich war beeindruckt.
Wir nannten sie Wolfgang Waffel Winzling den Dritten. Keine Ahnung, wo wir den Namen herhatten. Aber ich weiß noch, wie ich dachte, dass es gut war, jemanden wie Bea an meiner Seite zu haben.
Ich hatte recht.