Читать книгу Girl Power! - Carrie Firestone - Страница 32
Rasurbrand
ОглавлениеLiza und ich werden beide ganz normal lange Shorts tragen. Wir planen das Ganze, während unsere Mütter sich in der Auffahrt unterhalten. Liza sagt: »Ich werde das Outfit tragen, aber ich finde, wir sollten noch mehr tun, als gekleiderordnet zu werden und uns dann zu weigern, etwas anderes anzuziehen.«
»Okay, aber was?«
»Ich lass mir was einfallen.«
»Wir ziehen uns morgen so an, und dann werden wir ja sehen, was passiert«, sage ich.
Am nächsten Morgen will ich eigentlich meine Mom daran erinnern, dass sie versprochen hat, nicht sauer zu sein, wenn ich gekleiderordnet werde. Aber dann mache ich es doch nicht. Sonst überlegt sie es sich vielleicht anders. Ihr fällt noch nicht einmal auf, dass ich die Shorts trage, über mein Tanktop ziehe ich einen Hoodie. Als ich in der Schule bin, verschwindet der Hoodie in meinem Schließfach.
Es fühlt sich an wie am ersten Schultag in der siebten Klasse, als ich allein und verloren durch die Gegend gerannt bin, voller Angst, dass die Fingerspitze mich zur Schulleitung schickt. Liza fühlt sich bestimmt genauso. Ohne Probleme nehme ich meinen Platz im Klassenzimmer ein, wahrscheinlich, weil Ms Lane eine der nettesten Lehrerinnen überhaupt ist. Sie würde nie eine Schülerin beschämen, weil sie Shorts und ein Tanktop trägt.
Meine Beine kleben an dem kalten Sitz fest. Ich schaue nach unten und merke, dass ich einen ziemlich auffälligen Rasurbrand auf meinem Schienbein habe. Diese Hautausschläge werden langsam echt zum Problem. Ich muss unbedingt zum Hautarzt. Erst Pickel und jetzt Rasurbrand. Was kommt als Nächstes?
In der Mittagspause kommt Liza zu mir gelaufen. Ich sitze wie üblich zusammen mit Bea, Ashley, Navya und einem Schüler namens Tom am Tisch. Tom hat seit einem Skiunfall ein Schädel-Hirn-Trauma und ist meistens ziemlich verwirrt. Wir sind die Einzigen, die ihn beachten.
»Vielleicht solltest du Tom fragen, ob er mit dir zum Abschlussball geht«, hat meine Mom bestimmt schon zwei Mal gesagt, weil sie eine ABZ-Neurose hat – eine Abschlussball-Zwangsneurose. Und es kann ab jetzt und in den nächsten drei Jahren nur noch schlimmer werden, wenn der Abschlussball dann tatsächlich ansteht.
»Wurdest du gekleiderordnet?«, fragt Liza mich und setzt sich Tom gegenüber.
»Noch nicht«, sage ich. »Du?«
»Oh ja. Als ich in der Bücherei anstand, hat die Fingerspitze mich aus der Warteschlange gezogen und mir gesagt, dass meine Shorts zu kurz sind. Ich habe ihr gesagt, dass meine Mom sie wegen Belästigung verklagen wird, wenn sie mich noch mal damit nervt.«
»Hast du nicht«, sagt Ashley.
»Okay, habe ich nicht. Wollte ich aber. Ich habe einfach gesagt, dass meine Mutter Krankenschwester ist und das Krankenhaus nicht verlassen kann, um mir etwas anderes zum Anziehen zu bringen. Sie hat mich gefragt, wo mein Dad ist, und ich habe gesagt, er kümmert sich um meine kranke Tante in Puerto Rico. Dann meinte sie, dass ich jetzt verwarnt bin, und wenn ich noch mal gegen die Regeln verstoßen würde, müssten meine Eltern zu einer Besprechung in die Schule kommen, und ihr ist egal, wie weit weg sie sind.«
»Das ist so unverschämt«, findet Navya.
»Hey, Tom«, sagt Bea. »Lenken dich Lizas Shorts von deinen Aufgaben ab?«
Tom guckt auf Lizas Shorts. »Wie jetzt?«, fragt er.
»Ach, egal. Doofe Frage.«
Ich verbringe den Rest des Tages damit, genau das zu tun, was ich am ersten Tag der siebten Klasse nicht gemacht habe. Ich versuche, so oft wie möglich Lehrern über den Weg zu laufen, damit sie mich verwarnen. Aber keiner tut es.
Dern sieht mich und wendet sich ab, um mit einem Baseballspieler zu reden.
Ist es, weil Liza einen Busen und einen Hintern und lange Beine hat? Sieht er sie deswegen und mich nicht?
Bin ich deswegen unsichtbar?