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Wenn man kein Elefant ist
ОглавлениеMeine Mom behandelt Danny wie ein Kleinkind. Deswegen hat sie es auch für nötig befunden, letztes Jahr ihren Job bei der Tafel aufzugeben, um wieder Vollzeitmutter zu werden.
Sie hat ihren Job geliebt.
»Hallo, Schatz. Wie war dein Tag?«, sagt sie und versucht, so nah wie möglich an ihn heranzukommen. Sie will wissen, ob er nach Minze oder Mango riecht, die beliebtesten Geschmacksrichtungen beim Vapen.
»Gut«, sagt Danny, weicht ihr aus und reißt die Speisekammertür auf. Danny lernt langsam, dass Mom ihn in Ruhe lässt, wenn er einfach »gut« sagt und nicht pampig wird.
»Und deiner, Molly Mae?« Zum Glück will sie nicht an mir riechen. »Wie war dein Mathetest?«
»Es lief gut.« Ich öffne den Kühlschrank auf der Suche nach Milch, um die Schokolade runterzuspülen. Thibodeaux stürzt sich auf mich und bekommt von mir ein Leckerli aus der Tibby-Dose.
»Haben sich alle von der Nachricht wegen der Klassenfahrt erholt? Daddy war echt enttäuscht, dass sie abgesagt wurde. Er hat dir gerade eine richtig coole LED-Taschenlampe bestellt.« Sie schaut Danny hinterher, der über die Treppe nach oben verschwindet.
»Findest du es nicht ein bisschen übertrieben, dass sie die Fahrt wegen der Kleidersache gestrichen haben?«
»Nun, sie wollten euch anspornen. Ich habe schon verstanden, was sie damit erreichen wollten, und wie der Schulleiter geschrieben hat, so sind die Vorschriften.«
Sie rückt näher an mich ran und stellt sich neben mich. »Hat er auf dem Weg nach Hause geraucht?«, flüstert sie. Ihr heißer Atem kitzelt in meinem Ohr.
»Nicht dass ich wüsste«, lüge ich. Ich wünschte, sie würde sich wenigstens ein Mal für mein Leben interessieren. »Die Klassenfahrt ist mir egal.«
»Wirklich? Aber du hast dich doch schon das ganze Frühjahr darauf gefreut.«
»Ich finde, sie gehen mit der Kleiderordnung echt zu weit. Kannst du nicht mal mit dem Schulleiter reden und ihm sagen, dass es nicht in Ordnung ist, zu überwachen, was Leute anhaben? Besonders das, was Mädchen anhaben?«
Sie sieht mich mit einem So-etwas-sagt-Molly-sonst-nie-Blick an. »Ich glaube, wir sollten aus einer Mücke keinen Elefanten machen, mein Schatz. Und außerdem sind es nur noch ein paar Wochen, und dann bist du auf der Highschool. Da nimmt man es mit der Kleiderordnung nicht so genau. Vielleicht nicht genau genug.«
»Kann ich denn jetzt tragen, was ich will, wenn die Klassenfahrt sowieso gestrichen ist?«
»Warum willst du dir den Ärger einhandeln?«
»Weil ich ein Mal in meinem Leben für etwas kämpfen will.«
Sie legt den Kopf schief und denkt wahrscheinlich: Wer ist dieses Mädchen, und was hat sie mit meinem Kind gemacht? Die Klassenfahrt ist ihr egal, und sie will für etwas kämpfen?
»Weißt du was, Molly? Das kannst du gerne machen. Solange wir nicht deinen nackten Hintern zu sehen bekommen, natürlich.«
»Wenn du also einen Anruf bekommen solltest, dass du mir Klamotten zum Wechseln bringen musst, wirst du nicht sauer sein?«
»Nein. Ich werde nicht sauer sein. Ich werde ihnen sagen, dass meine Tochter gut angezogen ist. Okay?«
»Danke, Mom.«
»Ich bin stolz auf dich, mein Schatz.«
Manchmal sind Mücken genauso wichtig wie Elefanten.