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Die Vorgeschichte

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Früher war ich viel enger mit Olivia und Pearl befreundet.

Olivia war mit mir zusammen in der fünften Klasse und Pearl in der sechsten. Wir waren Mittagspausen-Freundinnen, aber keine Übernachtungs-Freundinnen und erst recht keine Doppel-Übernachtungs-Freundinnen. Wir haben über Hausaufgaben geredet, bei Versammlungen nebeneinandergesessen, und wenn wir in der Pause Mannschaften gebildet haben, haben wir uns gegenseitig zuerst gewählt (oder wenigstens als Zweite oder Dritte). Ich wusste, dass Olivia heimlich in Rahul verknallt war, und Pearl und ich sind mit ein paar von denselben Jungs gegangen. Miteinander gehen, das bedeutete in der fünften und sechsten Klasse: Man hat allen davon erzählt, seinen Pseudo-Freund aber nicht mal angeguckt, und eine Woche später hat man sich wieder getrennt.

Ich werde nie vergessen, wie Nick mir den Stuhl unterm Hintern wegziehen wollte und Olivia ihn geboxt und mich gerettet hat. Dafür musste sie zur Schulleitung. Ich hatte ein ganz schlechtes Gewissen, aber sie hat geschworen, dass es das wert war.

In der siebten Klasse haben Olivia und ich uns aus den Augen verloren, weil wir uns in der sechsten Klasse kaum gesehen hatten und weil Olivia dann in der siebten lauter Leistungskurse belegt hat. Und Pearl und ich haben uns aus den Augen verloren, weil Pearl nicht snapchatten darf, was sie irgendwie zur Außenseiterin macht (ich wünschte, das wäre nicht so) und weil sie auch viele Leistungskurse belegt hat.

Ich bin in keinem Leistungskurs, weil ich in jeder Hinsicht ein sehr durchschnittlicher Mensch bin. Ich würde mal sagen, dass ich mir weder in der Schule noch beim Lacrosse, noch beim Klarinettespielen oder im Leben überhaupt besonders viel Mühe gebe. Aber im Vergleich zu meinem Bruder Danny bin ich ein Wunderkind.

Pearl und Olivia sind ziemlich gut befreundet. Ich schätze mal (da ich in diesem Schuljahr kaum mit Pearl und kaum mit Olivia gesprochen habe, weiß ich es ja nicht genau), dass die beiden Wir-sitzen-bei-einer-Exkursion-nebeneinander-im-Bus-Freundinnen und vielleicht Übernachtungs-Freundinnen sind, aber bestimmt nicht Doppel-Übernachtungs-Freundinnen.

In der siebten Klasse habe ich eine Zeit lang viel mit dem Lacrosse-Team rumgehangen. Es war einfach, sich nach dem Training zu treffen, und die Hälfte von uns durfte nur in Notfällen das Handy benutzen. Da blieb uns also gar nichts anderes übrig, als uns persönlich zu verabreden.

Als aber letzten Frühling in der Fisher-Mittelschule ein Lockdown ausgelöst wurde, weil vielleicht gerade jemand Amok lief, haben die Notfall-Handys nicht mehr aufgehört zu klingeln. Mrs Pullman meinte gehört zu haben, wie Chris Reynolds behauptete, er habe eine Bombe versteckt. Ob er das wirklich gesagt hat, weiß keiner so genau. Er wurde jedenfalls suspendiert. Seitdem das passiert ist, sagt meine Mom immer, wenn sie mich vor der Schule absetzt, »Ich liebe dich«, sogar wenn sie wegen Danny schlecht drauf ist. Und mindestens zweimal im Monat sagt sie zu mir: »Falls es tatsächlich einen Amoklauf gibt, musst du nicht unbedingt das tun, was dir die Lehrer sagen. Hör auf deinen Bauch. Wenn du meinst, du musst rennen, dann renn. Wenn du meinst, du musst dich verstecken, dann versteck dich.« Ich traue meinem Bauch nicht so richtig, doch das sage ich ihr lieber nicht.

Seit ich in der Achten bin, sind Navya, Ashley und Bea meine engsten Freundinnen. Sie belegen auch keine Leistungskurse, aber Navya ist die beste Lacrosse-Spielerin in der Mannschaft, Bea eine so tolle Künstlerin, dass sie auf Geburtstagspartys 50 Dollar am Tag fürs Kinderschminken verdient, und Ashley hat ein Schwimmbad und einen Whirlpool. Sie hängen gerne mit mir rum, weil ich lustig bin.

Mehr muss man nicht über mich und mein Leben wissen, bevor ich mitangesehen habe, wie Olivia im Freundschaftsgarten gekleiderordnet wurde (so nennen wir das, wenn jemand gegen die Kleiderordnung verstößt und verwarnt wird), während Pearl mit einer rosa Jogginghose in den Händen danebenstand.

Ach ja, aber ich wollte noch erwähnen, dass mein Bruder Danny die gesamte Kraft meiner Eltern beansprucht, da er ein Vape-Junkie ist. In ihrer Freizeit durchsuchen meine Eltern gerne Dannys Zimmer und Rucksack, verstecken ihr Bargeld, damit Danny es nicht klaut, um Pods für seine E-Zigaretten zu kaufen, und rufen bei Ärzten an, um zu fragen, wie lange es wohl dauert, bis er eine Popcorn-Lunge hat.

Ich kenne mindestens 20 Schüler in der achten Klasse, die von Danny diese Pods mit E-Liquid bekommen haben.

So verdient er sich sein Geld.

Er braucht Moms und Dads Bargeld gar nicht.

Girl Power!

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