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PIK LENIN

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Die Brüder Abalakow könnten der berühmten Abenteurerin Ella Maillart über den Weg gelaufen sein. Als ich erneut Turkestan Solo gelesen habe, erlebte ich eine große Überraschung. In Moskau, das sie auf den ersten Seiten verzweifelt abläuft, versucht Ella Maillart sich erfolglos den großen Expeditionen dieser Zeit anzuschließen. Zum Beispiel der Expedition eines gewissen Nikolai Gorbunow. Schließlich wird sie bei der Gesellschaft für proletarischen Tourismus von einem anderen hochpolitischen Alpinisten aufgenommen: Nikolai Krylenko. Er ist kein Geringerer als der Volkskommissar für Justiz und der ehemalige Vorsitzende des Revolutionstribunals. Wie Gorbunow hindern auch ihn seine Staatsfunktionen nicht daran, gelegentliche Exkursionen in die abgelegenen Pamir-Ketten auszuführen. Man könnte meinen, dass sich das gesamte Präsidium der UdSSR pünktlich zur Saison anseilte!

Krylenko empfängt Ella Maillart höflich. Mit Wonne erinnert er sich an seine Jahre in der Schweiz. Wie viele andere Revolutionäre hat auch er sein Exil in den Alpen genutzt, die Freuden des Bergsteigens kennenzulernen. Dort ist in Lenins Gesellschaft seine Leidenschaft für die hohen Berge geboren. Ella Maillart versteht jedoch ganz genau, mit wem sie es zu tun hat. Als „für eine große Zahl von Verurteilungen verantwortlich“ erfüllt sein Name „viele mit Schrecken“, schreibt sie. Solschenizyn beschuldigt Nikolai Krylenko in seinen Schriften „gut fünfzehn Millionen Muschiks in die Tundra und Taiga geschwemmt“ zu haben. Neben Deportationswellen und ähnlichen Prozessen gegen Trotzkisten hat Krylenko noch eine weitere Obsession: den 7134 Meter hohen Pik Lenin an der Nordgrenze des Pamir zu besteigen. 1928 hat er zusammen mit Nikolai Gorbunow dort eine deutsch-sowjetische12 Expedition von der Südseite aus geleitet. Damals hatte der Pik Lenin noch Pik Kaufman geheißen, ein absolut zufällig deutsch klingender Name, aber um jedes Missverständnis auszuräumen, haben die Sowjets den Gipfel Wladimir Iljitsch zu Ehren umbenannt. Zumal sich unter ihnen keiner fähig zeigte, den Deutschen auf den Gipfel13 zu folgen. Nur Nikolai Krylenko war es gelungen, den Ostgrat zu erreichen. Im Alpinismus wie in der Schwerindustrie blieb die UdSSR eine Maschine, die die kapitalistischen Nationen einholen musste.

Der Volkskommissar für Justiz hatte sich geschworen, über die zugänglichere Nordseite zum Pik Lenin zurückzukehren. 1934 beschließt er eine rein militärische Expedition der Roten Arbeiter- und Bauernarmee. Doch es fehlt ihm an erfahrenen Alpinisten und er beruft zwei junge und berühmte Bergführer ein: die Brüder Abalakow. Denn während Jewgeni seit seiner Besteigung des Pik Stalin angehimmelt wird, hat Witali sich einen Namen im Altai gemacht, wo er mit Valentina und weiteren Sibiriaken den Belucha14 überquerte.

In Moskau arbeitet Witali damals bei Sojusprodmaschina, einer Fabrik, die Geräte zur Nahrungsmittelverarbeitung herstellt. Dort scheint er von seinen Vorgesetzten geschätzt zu werden. In den Beurteilungen, die ich in den Archiven einsehen konnte, wird erwähnt, dass er eine „Rationalisierung der Produktion“ eingeführt hat und dass er diszipliniert ist, selbst wenn er – und das ist einer der seltenen Hinweise für seine politische Einstellung – nur selten an gemeinnütziger Arbeit teilnimmt. Wahrscheinlich ist er mehr mit Valentina beschäftigt und ein weniger leidenschaftlicher Anhänger des Kommunismus. Außerdem wird er mit Aufgaben betraut, die wesentlich wichtiger sind. 1934 ist das Jahr, in dem er zur Sommersaison aus seiner Fabrik austritt. Er und sein Bruder brechen schon im Juli in Richtung Zentralasien auf, mit seinem „roten Sand“15, seinen Basaren und Nomaden. Ein Wiedersehen mit dem Orient für Jewgeni, eine Entdeckung für Witali.

Sparen wir uns dieses Mal die Karawane und die Langsamkeit der Baktrischen Kamele. Den Autor dieser Zeilen leitet hier ein schwer vermittelbares Motiv. Wie auf schlechten Fotos, die uns erhalten geblieben sind, zu sehen ist, richten die Brüder Abalakow ihr Lager etwas weiter oben auf, als man es heute macht. Sie erkunden rasch die Nordseite und machen es sich gemütlich, bis das Militär ankommt. Sie verbringen ruhige Tage in der Nähe von tosendem Wasser, dem Rauschen der Jahrhunderte, das die Berge erodiert, umgeben vom mineralischen Geruch, der bis zur Haut durchdringt. Wahrscheinlich haben sie ab und zu ein paar Gedanken an ihre Verlobten, die sie ein weiteres Mal einen ganzen Sommer lang nicht sehen werden. Jewgeni malt einige Aquarelle. Er schreibt auch täglich, und ich verlasse mich auf seine Aufzeichnungen für das, was folgt. Soweit ich weiß, verfasst Witali nur technische Artikel oder Lehrbücher.

Am 29. Juli sind die Offiziere in Sichtweite, in tadellose Uniformen geschnallt. Im Gegensatz dazu finden sich die Abalakows unpassend gekleidet. Sie salutieren häufig mit „Kamarad!“ und unterwerfen sich der militärischen Disziplin, die bald über den schnurgeraden Zeltreihen herrscht. Einmal ist keinmal, persönliche Eindrücke verzieren diese meist sehr sachlichen oder sehr zensierten Tagebücher. Jewgeni beschwert sich darin mit bitterem Unterton, dass sie mit der Trillerpfeife geweckt und die Befehle „gebrüllt“ werden. Wie gut tun diese seltenen spontanen Äußerungen dem heutigen Leser. Dann beginnt die Ausbildung. Die Soldaten sind Anfänger. In den Reihen der Roten Armee gibt es keine Gebirgsjäger. Sie müssen in Sicherungstechnik und im Steigeisengehen unterwiesen werden. Unter Anleitung der Abalakows trainieren sie das Klettern an den umliegenden Felsen und lernen an den ersten nassen Séracs Eisklettern. Abends hält Jewgeni Vorträge über die Geografie des Pamir-Gebirges, die Symptome der Höhenkrankheit oder er erzählt vor einem gewogenen Publikum von seiner Besteigung des Pik Stalin. Die Abende enden mit Gesang und kaukasischen Lesginka-Tänzen unter dem Sternenhimmel.

Die Versorgungskarawanen bringen immer wieder mal Zeitschriften und Post mit. Eine Ausgabe der Iswestija, die eines Morgens ankommt, berichtet, dass drei Nazis und sieben Sherpas am Nanga Parbat verunglückt sind. Ich lese bei Jewgeni, wie er sich über die Ausbeutung der armen Träger im Himalaya und über die selbstmörderischen Risiken, die die „fanatischen“ Nazibergsteiger eingegangen sind, empört. Der sowjetische Alpinismus verherrlicht den Tod nicht. Er verkörpert für den, der es hören will, Altruismus, Kameradschaft und Unterordnung der individuellen Ziele unter die der Gemeinschaft. Eine prometheische Prüfung. Was die Rote Armee betrifft, so weiß ich aus anderen Quellen, dass sie in diesen Erstbesteigungen sehr wohl eine Verherrlichung der Kühnheit und Selbstaufopferung sieht. Es ging dabei um sakalatsja, sich buchstäblich „härten“ wie Stahl. „Der sowjetische Alpinismus“, schreibt ein Geschichtsschreiber, „ist eine Schule des Mutes für die Massen.“

Der homo sovieticus alpinisticus zeigt trotzdem einige Schwachstellen. Weil ein Arzt und seine charmante Laborantin plötzlich auftauchen, wird das Zeltlager gründlich aufgeräumt. Das kommt gerade recht, denn am 16. August trifft Nikolai Krylenko nach einem Flug in einem Antonow-Doppeldecker im Basislager ein. Er wurde in Moskau wegen der Gesetzesänderung zum Vaterlandsverrat aufgehalten. Diese wird bald Hunderttausende sowjetische Bürger in den Gulag schicken. Hier kann er nun eine Weile eine Pause nehmen von seinem Amt als Militärstaatsanwalt und von den stalinschen Prozessen. Eine seltsame Person, die sich sowohl für das Bergsteigen als auch für Massenrepressionen begeistert. Und die im Sommer die damaligen Tribunale gegen den ewigen Schnee eintauscht.

Schenkt man Ella Maillart Glauben, hatte Krylenko einen „mächtigen Kopf, kahl, über einem kleinen Körper …“. „Sein frappierender Blick strahlt metallisch aus blauer, durchsichtiger Iris.“ Jewgeni und Witali empfangen den Volkskommissar für Justiz, wie es sich gebührt. Die Brüder Abalakow fühlten sich bestimmt geschmeichelt, den Forschungszielen einer solchen Persönlichkeit zu dienen. Nirgendwo in Jewgenis Texten habe ich Angst oder Hass ihm gegenüber gespürt. Ich möchte hier keine zu schöne Geschichte zum Besten geben, in welcher die Berge eine Zufluchtsstätte vor dem aufkommenden Totalitarismus sind. Ich glaube nicht, dass es so war. Ich glaube, dass sie ganz aufrichtig wünschten, dem Sozialismus zum Aufstieg zu verhelfen. Am Abend von Krylenkos Ankunft notiert Jewgeni in seinem Tagebuch die Gespräche über die Aufstiegsroute und erinnert sich an die Seeteufelleber-Konserven an Wassermelone.

Von nun an beginnen die Aufstiege mit Eseln und Pferden, am unteren Gletscher vorbei, zu den höher liegenden Lagern. Wegen der physiologischen Laborgeräte ist die Ausrüstung sehr schwer. Der sowjetische Alpinismus muss vor allem der Wissenschaft und nicht „wie bei den Nazis“ nur der Propaganda dienen, wie ich weiß nicht mehr wer sagt. Krylenkos Expedition transportiert ein wenig kartesianisches Gepäckstück: eine Leninbüste. Damals waren die Rucksäcke mit Plakettenansteckern bestückt, die, ähnlich wie Devotionalien für die Kirche, die kommunistischen Phrasen und Embleme der UdSSR propagierten. Und da, plötzlich, taucht beim Überqueren eines kleinen Passes der Pik Lenin auf wie ein gigantisches Denkmal für den Chef der Bolschewiken. Er ist ein Koloss von Berg, so breit wie der Horizont versperrt er die ganze Landschaft, indem er sie ganz in Weiß taucht. Die Rote Armee errichtet am Fuß des Berges das aus niedrigen Zelten und Holzkisten bestehende Lager 1.

In den Folgetagen schreiten die Militärtruppen voran über die zahlreichen Gletscher und ihre Spaltenlotterie. Die Offiziere tragen alle eine Pistole am Gürtel. Nikolai Krylenko scheint schon erschöpft zu sein. Er ordnet die Errichtung mehrerer Zwischenlager an. Jedes Mal werden die Biwakzelte wieder abgebaut und ein Stück weiter nach oben getragen. Dann werden sie im tiefen Schnee und bei drohender Lawinengefahr wieder aufgestellt. Das Gelände weist jedoch keinerlei technische Schwierigkeiten auf. Jewgeni und Witali verzweifeln angesichts dieser Langsamkeit. Der Gipfelgrat scheint zum Greifen nah … Sie müssen sich vorerst damit zufriedengeben, die Landschaft zu bewundern. Flüchtige Rottöne legen sich nach und nach auf das Mosaik der Séracs, kurz bevor die Sonne hinter der schwarzen Bergkulisse versinkt.

Am frühen Morgen des 29. August, irgendwo in der breiten Nordwand des Pik Lenin, warten die Männer geduldig und dösen vor sich hin. Kein Befehl, keine Anweisung dringt aus dem Zelt des Volkskommissars für Justiz. Dann wird die Anordnung eines Gipfelsturms „ohne Rucksack“ von Mann zu Mann weitergegeben. Das heißt, dass alle noch am selben Tag den Gipfel erreichen und wieder absteigen sollen. Es hat minus fünfzehn Grad Celsius, ohne den irrsinnigen Wind wäre die Sonne sogar angenehm. Die Seilschaften verstreuen sich auf der unberührten Bergflanke. Jewgeni friert durch das ständige Warten auf die Truppe. Die Seilschaften der Armee erreichen erst mittags den Grat. Aber dann erscheint im Süden das gesamte Pamir-Gebirge, das riesige Plateau, das sich von Tibet her erstreckt, ein unendlicher Wald aus eisüberzogenen Gipfeln. Und dort, am Ende dieser offensichtlichen Linie, der man nur bis in den Himmel folgen muss, der Gipfel des Pik Lenin …

Allerdings wird die Expedition nicht viel weiter kommen. Krylenko ist erschöpft und fordert seine Offiziere auf, Lenins Büste schon hier feierlich aufzustellen. Die 24 Soldaten und die Brüder Abalakow beglückwünschen sich herzlich und überspielen ihre Enttäuschung. Ein Foto verewigt den Trupp und das winzige Denkmal für den Gründer der UdSSR, das sie irgendwo zwischen 6000 und 7000 Metern Höhe in den Neuschnee setzen. Man erkennt im Hintergrund den Fedtschenko-Gletscher, der Pik Stalin aber, den Jewgeni im Vorjahr bestiegen hat, verbirgt sich hinter den Wolken. Er hätte ihn so gerne gesehen. Er würde so gerne bis zum Gipfel des Pik Lenin vordringen. Ein martialischer Befehl schallt durch die dünne Luft: „Anseilen! Abstieg!“ Und die Männer verstreuen sich, nach ihren Aufstiegsspuren suchend, in den Hängen.

Zurück im Basislager, im Grünen, ganz unten. Die Brüder Abalakow sind insgeheim frustriert. Die Soldaten bräunen sich auf ihren Matratzen in der Höhensonne. Jewgeni fertigt gerade eine Zeichnung für die Zeitschrift Iswestija an, als Krylenko ihn zu sich in sein Zelt bestellt, vielleicht in Begleitung Witalis, von dem in den Tagebüchern seines Bruders nur sehr selten die Rede ist. Der schreckliche Generalstaatsanwalt der UdSSR leidet unter Erfrierungen, die Saison ist bereits weit vorangeschritten und er muss vor dem Ende des Sommers noch weitere Regionen des Pamir-Gebirges erkunden. Er muss „die weißen Flecken liquidieren“, wie er es selbst ausdrückt. Allerdings ist er einverstanden, dass die Brüder Abalakow ohne ihn und in Begleitung von drei Offizieren versuchen, den Gipfel zu stürmen. Er braucht die beiden jungen Sibiriaken, um seine Expedition trotz allem als erfolgreiche Mission präsentieren und sich hinterher vor der Regierungsspitze damit rühmen zu können. Ich habe in den Archiven ein Fotoalbum angesehen, das er bei seiner Rückkehr Marschall Kliment Woroschilow geschenkt hat. Der Umschlag ist ein Originalaquarell von Jewgeni Abalakow, und auf einem der Abzüge zeigt sich Krylenko in kühner Forscherpose. Hinter ihm scheint ein Schreiber die Namensgebungen zu notieren, mit denen er die unberührten Gipfel tauft: Pik Clara Zetkin (deutsche Kommunistin), Pik Swerdlow (Mörder der Zarenfamilie), Pik Tsyurupy (Revolutionär) oder auch Pik Krassin (idem) und weitere Akteure der Oktoberrevolution.

Am 3. September, nach einem Abschiedsessen, geschieht alles genau so, wie es Jewgeni glücklich in seinen Notizbüchern festhält: „Krylenko wird auf ein Pferd gesetzt“ und die Karawane des Volkskommissars für Justiz setzt sich in Bewegung. Endlich sind sie frei! Es gibt „keine Truppen, keine Trillerpfeife, keine Pausen“ mehr, schreibt Jewgeni weiter. Am 4. September um 8 Uhr 15, nach einem Tee und ein paar Konserven, machen sich die Seilschaften, die von Krylenko dagelassen wurden, auf den Weg, angeführt von den entfesselten Brüdern Abalakow. Sie erreichen 5600 Meter, kurz vor einem nächtlichen Sturm. Am nächsten Tag strahlt die Sonne, aber die Soldaten verspäten sich wegen einer Suppe, die zu lange auf kleiner Flamme kocht. Die Brüder Abalakow sind inzwischen schon sehr hoch gestiegen. Am 6. suchen sie auf 6600 Metern erfolglos eines ihrer Lager, das vom Schnee begraben wurde, schließlich schlagen sie woanders ihre Zelte auf. Jewgeni ist in Bestform, sein Bruder döst ruhig vor sich hin. Am 7. macht sich die Handvoll Männer endlich zusammen auf den Weg zum Gipfel. Wie immer sind die Abalakows vorn. Sie stürmen los, befreit von der Last der Politiker, des unerfahrenen Soldatenhaufens und der Büste Lenins.

Der Lenin wird in wenigen Stunden ihnen gehören.

Bis plötzlich ein Schrei die trockene Luft durchdringt. Er kommt von einem jungen Offiziersanwärter namens Ganezki. Witali steigt ab, um nachzusehen, was passiert ist, und steigt wieder auf, um zu erklären, dass der Junge steif vor Erfrierungen ist. Er kann sich nicht mehr bewegen, weder nach oben noch nach unten. Er muss abtransportiert werden. Zumal es sich um einen Schützling Nikolai Krylenkos handelt. Er ist der Sohn eines berühmten jüdisch-polnischen Revolutionärs, der für Musik, Bühne und Zirkus in der UdSSR zuständig ist und ein Nahestehender des verstorbenen Wladimir Iljitsch war. Beklemmende Stille. Einer der beiden Brüder Abalakow wird nicht zum Gipfel steigen.

Ein Soldat weist Jewgeni schließlich darauf hin, dass er schon den Pik Stalin in der Tasche hat. Er sollte zurücktreten und den Lenin seinem Bruder überlassen. Man hört nur den Wind und das Flattern der Kleidung. Beißende Kälte in den Gesichtern. Jewgeni schaut vielleicht nach oben, nach jenen 7000 Metern, die zum Greifen nahe sind. Dann meldet er sich freiwillig. Zum zweiten Mal wird er von anderen gezwungen zu verzichten. Das schwere Los eines Bergführers. Unten ruft der Verletzte verzweifelt um Hilfe. Er muss zu ihm absteigen. Als sie sich verabschieden, rät einer der Offiziere Jewgeni, dem Leidenden die Pistole abzunehmen. Man weiß nie, zu welchen Verzweiflungstaten Schmerz führen kann.

Das Opfer, das Jewgeni bringt, ist eine Schlüsselszene in der gleichnishaften Erzählung der Brüder Abalakow. „Für einen sowjetischen Alpinisten ist es absolut selbstverständlich, auf das Ziel zu verzichten, um einen Kameraden zu retten“, erklärt ein Autor. Ausländer hätten das natürlich nicht so gemacht! Ich für meinen Teil denke, dass Jewgeni in diesem Moment unter dem strahlenden Himmel vor Wut schäumt. Während er Ganezki beim Absteigen hilft, erreichen Witali und zwei Soldaten niederen Ranges den Grat, wo sie problemlos die Leninbüste wiederfinden. Sie packen sie in einen Rucksack. Der Grat ist „breit wie die Leningrader Chaussée“ und führt nach einem letzten Felsabschnitt gerade auf den Gipfel zu. Am späten Nachmittag setzen sie endlich Fuß auf den mit 7134 Metern zweithöchsten Berg der UdSSR. Zumindest denkt man das zu diesem Zeitpunkt.

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