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Kapitel 18

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Freitagnachmittag

»Verdammt«, entfuhr es Ruby. Sie lag immer noch auf Ben und presste seinen Kopf mit aller Kraft ins Gras, um ihn vor möglichen Kugeln zu schützen. Sie schaute auf und vergewisserte sich, dass sich keine weiteren Angreifer hinter dem umgestürzten Baumstamm verbargen.

Ein Knall hallte durch den Park.

Von irgendwoher drangen Schreie an Rubys Ohr.

Helle, spitze Schreie.

Die Schreie eines kleinen Kindes.

Und das Bellen eines Hundes.

»Rühr dich nicht vom Fleck«, zischte Ruby Ben zu und hetzte in die Richtung, in die Spike verschwunden war.

Sie durchquerte die Baumgruppe. Dahinter verbarg sich ein Spielplatz. Ein umgefallenes Dreirad lag auf dem Weg. Im Sandkasten befanden sich eine rote Schaufel, ein gelber Eimer und allerlei bunte Förmchen. Offensichtlich waren sie in größter Eile aufgegeben worden – ebenso wie ein kleiner Jack-Russell-Terrier, der an einer Bank festgebunden war. Als er Ruby erblickte, kläffte er aus Leibeskräften.

Ihr Augenmerk wanderte zu einem Spielhaus. An der Spalte zwischen Sand und Balken gewahrte sie einen roten Leinenschuh. Sie vermutete, eine Mutter hatte ihr Kind dorthin gebracht, um es zu schützen.

»Polizei!«, rief Ruby laut. »Jemand verletzt?«

Keine Antwort.

Wahrscheinlich traute die Frau ihr nicht.

O Mann!, dachte Ruby, das brauche ich jetzt echt nicht.

Sie trabte zu dem Haus und schaute hinein. Zwei Augenpaare starrten sie panisch an.

»Alles okay?«, fragte Ruby.

Die Frau nickte.

»Bleiben Sie, wo Sie sind.« Sie fasste sich kurz, um ihrem Kollegen zu Hilfe zu eilen. »Fuß rein!«

Ein Schuss zerschnitt ihre Aufforderung.

Der Schuh wurde ruckartig ins Innere des kleinen Hauses gezogen.

Ruby spähte angespannt zu allen Seiten.

Niedrige Hecken und Blumenbeete erstreckten sich vor ihr. Sie entdeckte weder Spike noch den Schießwütigen. Ruhig bleiben, ermahnte sie sich und atmete tief durch. Schließlich erspähte sie den Mann, der hinter einer Hecke hervorsprang, als wäre er eine Marionette, die abrupt an den Fäden in die Höhe gerissen wurde.

Ruby preschte los. Sie nahm die Hecken wie eine Hürdenläuferin. Stetig näherte sie sich dem Verfolgten, der wieder hinter einem Strauch verschwand. Und nun hörte sie Spike.

»Polizei! Waffe weg!«

»Sie haben keine Chance«, schrie Ruby.

»Hände hoch. Ergeben Sie sich!«, brüllte Spike.

Der Mann tat genau das Gegenteil. Er schoss in die Höhe wie ein Taucher, der sich verzweifelt nach Luft sehnte, und spurtete los.

»Shit«, stieß Ruby keuchend hervor.

Spike legte an.

Und schoss.

Der Mann hielt in der Bewegung inne, taumelte kurz und fiel wie ein erlegtes Großwild zu Boden. Dann versuchte er, sich aufzurappeln und in Sicherheit zu schleppen. Doch er hatte verloren.

Sie standen über ihm und richteten die Waffen auf ihn.

Spike hatte ihn am Oberschenkel getroffen. Das Hosenbein saugte sich gierig mit hellrotem Blut voll.

»Lassen Sie die Waffe fallen.«

Der Kerl ließ die Pistole aus der Hand gleiten.

Blitzschnell hob Ruby sie auf.

Spike drehte ihn auf den Bauch, verschränkte dessen Arme auf dem Rücken und drückte ihm ein Knie ins Kreuz.

»Öffnen Sie die Hand«, befahl er.

Der Verletzte stöhnte vor Schmerz. Er leistete keinen Widerstand mehr und öffnete die Finger. »Mein Amulett«, flüsterte er keuchend. Seine Augäpfel verdrehten sich.

Spike betrachtete den Glücksbringer. Dann wuchtete er den Angeschossenen auf den Rücken und legte ihm das Schmuckstück zurück in die Hand. »Glück wirst du brauchen.«

»Allerdings«, raunte Ruby. Der Blutverlust war enorm, der Schusswechsel folgenträchtig.

Der junge Mann verlor das Bewusstsein.

»Ich rufe einen Krankenwagen.« Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und stellte die Verbindung mit dem Notruf her.

Der Schuss musste eine Arterie getroffen haben, denn der Rasen färbte sich nun ebenfalls rot.

Spike nickte und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.

Keuchend erschien Ben neben ihnen. Offensichtlich war er Ruby in sicherer Entfernung gefolgt, um von ihr unentdeckt zu bleiben.

»Ist das das Schwein?« Er ließ sich neben dem Schwerverletzten auf die Knie fallen. »Ist er das?«

Ehe sie antworten konnten, hob er den Arm hoch über seinen Kopf. In seiner Hand blitzte die Klinge eines Schweizer Taschenmessers in der Frühlingssonne.

Artemis

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