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Kapitel 22

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Freitagabend

»N’Abend, Guiseppe.« Spike zog sich einen Barhocker heran.

»Buona sera, Spike!«, begrüßte ihn der Italiener erfreut. Sein schwarzer Schnäuzer zuckte aufgeregt. Er verschwand hinter dem Tresen, holte eine Bierflasche aus dem Kühlschrank und öffnete den Kronkorken.

»Danke!« Er grinste. Giuseppe fabrizierte die beste Pizza jenseits von Palermo, war aber nicht fähig, sich immer an die Limone, die in manche Flaschenköpfe gehörte, zu erinnern. Wahrscheinlich war er an der Theke zu sehr durch die Gäste abgelenkt. Spike bemerkte, dass sein Silberblick von ihm zu einer Gruppe Mädels huschte, die sich um einen Hochtisch gruppierte.

»Wo steckt Louiza?« Spike verdrehte den Kopf.

»Wie immer um diese Zeit.« Giuseppes Blick deutete zu den Toiletten. »Da kannst du die Uhr nach stellen.«

»Wonach?« Spike nippte an dem Bier.

»Danach. Manche morgens, manche abends. Hauptsache immer die gleiche Zeit.« Giuseppe plusterte sich mit Expertenwissen auf.

»Du sprichst in Rätseln, aber wenn du meinst.« Er lachte. »Und ich dachte schon, ich sei ein Frauenkenner.«

»Du und Louiza«, sagte Giuseppe, »passt gut zusammen.«

»Findest du?«

»Si!« Er nickte heftig. Die weiße Kochmütze wackelte und rutschte von seinem Kopf. Rasch hob er sie vom Boden auf und platzierte sie wieder auf dem Schopf. »Wann willst du ihr endlich einen Antrag machen?« Er lehnte sich vertraulich vor.

»Gar nicht.« Spike stutzte. »Heiraten ist nichts für mich. Wie kommst du überhaupt auf so eine Schnapsidee? Ich dachte, du bist Koch.«

Giuseppe zwirbelte mit Hingabe an seinem Schnäuzer, als würde er sich auf einen Schönheitswettbewerb mit Salvadore Dalí vorbereiten. »Ich darf nichts sagen«, knöterte er.

»Was ist hier eigentlich seit Tagen los? Da ist doch was im Busch. Raus mit der Sprache oder ich erwürge dich mit deinen Spaghetti.« Er gönnte sich einen kräftigen Schluck.

»Bene! Aber du darfst nicht verraten, dass du es von mir weißt.« Der Koch schaute sich nach allen Seiten um, befand die Luft als rein und neigte sich vertrauensvoll über den Tresen. »Ich habe drei Bambini. Drei zuckersüße Bambini. Beim ersten hat meine Frau immer morgens gespuckt. Beim zweiten gar nicht und bei dem dritten nur abends. Der Arzt sagte damals, das kann vorkommen. Wichtig ist, immer die gleiche Zeit. Wie bei Louiza! Außerdem habe ich gehört, wie sie es meiner Frau erzählt hat. Aber ich hätte es auch so gemerkt. Ich bin ja nicht blöd!« Er tippte sich an die Stirn.

Spike starrte Giuseppe an. Die Beziehungsangst, die er über das letzte Jahr mit therapeutischer Hilfe Stückchen für Stückchen bekämpft und zurückgetrieben hatte, kam aus allen Ecken gekrochen und raubte ihm die Luft zum Atmen.

»Mamma mia, du hast es tatsächlich nicht vermutet.« Giuseppe erkannte seinen Fehler. Seine Hände wirbelten theatralisch durch die Luft, landeten auf seinen Wangen und drückten diese zusammen. Sein Schnäuzer trat hervor. »Louiza wird mich umbringen. Sie wird mir meinen hübschen Kopf abreißen.«

Die Worte drangen wie durch dichten Nebel zu Spike vor. Er hörte sie kaum, denn in seinen Ohren sammelte sich ein Rauschen. Er drehte sich um und stürmte aus der Kneipe – auf der Flucht vor seiner Angst, die an seinen Fersen klebte und ihn längst eingeholt hatte.

Artemis

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