Читать книгу Seniorenknast - wir kommen! - Christa Mühl - Страница 16

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Ruppe ist inzwischen wieder in sein Büro zurückgekehrt. Er denkt an Katharinas billigen Rotwein und schüttelt sich. Dann zieht er einen winzigen silbernen Flachmann aus der Jackentasche. Wenigstens einen Schluck will er sich gönnen. Er trinkt und schüttelt sich. Fusel …

Aus seiner Schreibtischschublade kramt er einen kleinen Mundspray. Pfefferminzgeschmack. Meine Güte – was für ein Leben, denkt er angewidert. Wohin hat es solche guten Leute gebracht wie DIE ALTE, seine hoch geschätzte Vorgängerin?

Oder Herrn Professor Paul Herr. Der war sozusagen der Papst unter den Pathologen. Der King. Leichenfinger – die Nummer Eins!

Wie wird es ihm selbst einmal ergehen, wenn er Rentner ist? Darüber mag er gar nicht nachdenken. Sein Telefon klingelt. Wahrscheinlich ist das Katharina. Er nimmt den Hörer nicht ab, hält sein schmerzendes Kreuz wieder fest und geht zum Fenster. Unten fegt ein sanfter Wind Blätter die Straße entlang.

Ihm kommt ein Gedicht über den Herbst in den Sinn, das ihm immer sehr gefallen hat. Er konnte es auswendig. Aber nun fällt ihm weder der Dichter ein, noch bringt er den Text zusammen. Es hat irgendwas mit Alleinbleiben zu tun.

Dabei hat er es doch gut. Er ist nicht allein! Seine Frau wartet jeden Tag zu Hause auf ihn. Die bequemen Hauslatschen stehen bereit und ein ordentliches Bier, nicht zu kalt. Eine Schnitte mit ungarischer Salami und eine zweite mit Harzer Stinkerkäse. Sie sehen fern, dabei strickt sie warme Socken für den kalten sächsischen Winter. Die Dinger stapeln sich in seiner Wäschekommode. Er hat noch nie ein Paar getragen, denn die kratzen. Aber sie strickt und strickt.

Kopfschüttelnd zieht er noch einmal sein kleines Silberfläschchen aus der Tasche und trinkt es leer.

Ein Hüsteln hinter ihm. Er dreht sich erschrocken um. Vor ihm steht der Chef seiner Dienststelle.

Seniorenknast - wir kommen!

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