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Vorwort

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Jura ist normalerweise nicht sonderlich kreativ. Wenn wir eine Rechtsfrage prüfen, lesen wir erst einmal, was Gerichte oder andere Autoren in Büchern und Zeitschriften zu dem Thema gesagt haben. Bei Fragen zu Open Source Recht hat das nicht besonders gut funktioniert, weil die bisher größtenteils dogmatische Literatur die Grundlagen behandelte und häufig dort aufhörte, wo die aufgeworfenen Fragen in der Praxis begannen.

Wir haben daher das Buch geschrieben, das wir in den letzten Jahren gerne zum Einarbeiten und Nachschlagen benutzt hätten. Es kann jetzt die mehrtägigen Workshops zur Einarbeitung in das Open Source Thema verkürzen, um die freiwerdenden Kapazitäten und Budgets für spannende neue Fragen oder Einzelfallabwägungen freizumachen. Wir haben es gewagt, strittige Fragen zur Reichweite des Copyleft Effekts und der Strafbarkeit von Managern zu beantworten, die woanders noch nicht aufgeworfen, geschweige denn geklärt worden sind. Sie erkennen diese Kapitel daran, dass die Fußnoten seltener werden. Die neuen Fragestellungen sollen dabei nicht zusätzliche Verhinderungsgründe für den Einsatz von Open Source Software sein, sondern bieten differenzierte Argumentationsansätze für Rechtfertigungen. Auf die damit verbundenen Risiken weisen wir hin.

Neuland betreten wir nicht nur bei komplexen Rechtsfragen, sondern auch bei der praktischen Handreichung für die Installation von unternehmensinternen Compliance-Prozessen. Das Autorenteam besteht aus erfahrenen Anwälten einer Würzburger Kanzlei für IT-Recht. Im Open Source Bereich sind wir ausschließlich auf der Industrie- und Verwertungsseite tätig. Daher unterstellen wir bei den Beispielsfällen die Sicht desjenigen Anwenders, der Open Source Software aus fremden Quellen legal einsetzen will, und nicht desjenigen, der Geld mit der Verfolgung von Rechtsverletzungen verdienen will.

„Free and Open Source Software“ (FOSS) ist für Software-Entwicklung und produktiven Einsatz nicht mehr wegzudenken. Entwickler nutzen den im Internet regelmäßig kostenfrei verfügbaren Code, um eigene Entwicklungszeit und Ressourcen für proprietäre Entwicklungen zu sparen bzw. letztere um innovative Tools aus dem Open Source Portfolio anzureichern. Das weitverbreitet eingesetzte Betriebssystem „linux“ steht komplett unter Open Source Lizenzbedingungen zur Verfügung.

Es darf jedoch beim Einsatz von FOSS nicht übersehen werden, dass die Lizenzbedingungen der kostenfreien Software ebenso wie kommerzielle Lizenzen standardisiert bestimmte Vorgaben für die Verwendung treffen. Je nach Ausgestaltung der konkreten Lizenz oder Lizenzen können die Vorgaben leicht, aber zeitaufwendig bis im konkreten Projekt oder Produkt unmöglich umzusetzen sein.

Für die Erfassung und Beurteilung eingesetzter FOSS muss technisches und rechtliches Verständnis kombiniert werden. Dann ist es möglich, im Projektablauf zunächst einen vollständigen Überblick über die geltenden Lizenzbedingungen zu erhalten, bei Bedarf die Software-Architektur anzupassen und schließlich alle notwendigen Materialien für einen lizenzgerechten Einsatz zusammenzustellen. Ziel sollte ein für das jeweilige Unternehmen und dessen Anwendungsfälle passender Open Source Compliance-Prozess sein.

Wir erklären in diesem Buch für Praktiker, wie sich Rechtssicherheit zu Aufwand und Kosten ins Verhältnis setzen lässt und sich Themen oder Probleme an der Schnittstelle von Technik und Recht lösen lassen. So, wie Freie Software nicht i.S.v. Freibier verstanden werden soll, bedeutet pragmatisch auch nicht, dass die von uns diskutierten Lösungen die technischen und rechtlichen Herausforderungen schlicht ignorieren. Der Pragmatismus besteht darin, dass die vorgeschlagenen Lösungen in der Praxis umsetzbar sind.

Unser Dank gebührt vor allem unseren Co-Autoren und Kanzleikollegen Lisa Breunung, Florian Hackel, Julia Kendziorra und Ulrich Kulke, ohne deren tatkräftige Unterstützung und Mitwirkung an zahlreichen Einzelkapiteln dieses Buch nicht denkbar gewesen wäre, sowie unseren Rechtsanwaltsfachangestellten und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, die bei der Entstehung des Buches und Bearbeitung von Einzelkapiteln geholfen haben. Nicht vergessen wollen wir auch den Rest des Teams sowie unsere Familien, die jeweils Kapazitätsengpässe abgefangen und Open Source Diskussionen ertragen haben. Danken möchten wir zudem Frau Brücker und Frau Grüttner aus dem Lektorat des R&W Verlags, die die Entstehung des Buches in seiner Erstauflage durch Beantwortung zahlreicher Fragen und Setzen fachlicher Impulse begleitet und bereichert haben. Wir freuen uns, mit dem dfv die passende Plattform für dieses Praxishandbuch zu haben, und danken Herrn Orth und Herrn Schneider dafür, dass sie und der dfv unsere Vision mittragen.

Wir wünschen Ihnen wertvolle Erkenntnisse aus der Lektüre und verarbeiten Rückfragen, Ergänzungswünsche und Kritik gerne oder bereitwillig auf unseren Kanälen (z.B. per E-Mail an Praxishandbuch-FOSS@junit.de) oder einer Folgeauflage.

Würzburg, im September 2021Christian Galetzka, LL. M.Chan-jo JunYvonne Roßmann
Praxishandbuch Open Source

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