Читать книгу Das Glasscherbenviertel - Erinnerungen eines Lausbuben - Christian Oberthaler - Страница 12
Entrümpelungsaktion – Der große Knall
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Schon am nächsten Tag hatten wir glücklicherweise die Nachwirkungen unseres Waschküchen-Happenings bestens überstanden und waren für neue Taten bereit.
Mit ungebrochenem Forschergeist widmeten wir uns wieder dem immer größer werdenden Berg von Müll und Gegenständen vor unserer Haustüre und wurden schließlich für unsere Beharrlichkeit reichlich belohnt.
Ein altes Kluppensackerl, welches normalerweise von uns keines Blickes gewürdigt worden wäre, entpuppte sich als wahre Sensation. Es enthielt nämlich etwas, das zu allen Zeiten den Puls echter Lausbuben zum Rasen brachte – Platzpatronen !
Angestachelt durch diese aufregende Entdeckung verbrachten wir den restlichen Tag mit der Suche nach der dazugehörigen Waffe, der Erfolg blieb uns jedoch in diesem Fall versagt. Unserem jugendlichen Eifer tat dies aber keinen Abbruch, zumal mein Freund Günther schon damals über ausgezeichnete technische Fertigkeiten verfügte.
Er versicherte mir glaubhaft, dass es das reinste Kinderspiel sei, solch eine Patrone auch ohne Waffe zur Detonation zu bringen. Man bräuchte nur die richtige Ausrüstung dazu. Erforderliches Werkzeug war schnell zur Hand und frohen Mutes hoppelten wir samt Munition in den Keller. Schnell war eine Patrone in einen Schraubstock gezwängt und nun ging es darum das Zündhütchen mittels Hammer und Nagel so geschickt zu malträtieren, dass die gewünschte Reaktion in Form eines gewaltigen Tuschers erfolgte.
Ich überließ die Ehre Günther, zumal er der Urheber dieser genialen Idee war und wohl auch, weil bereits zu diesem Zeitpunkt leichte Zweifel bezüglich der Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen an mir nagten.
Mit großem körperlichem Einsatz und vorbildlichem Eifer ging mein Freund ans Werk und dennoch wollte sich der gewünschte Erfolg nicht und nicht einstellen.
Trotz bereits erwähnter innerer Vorbehalte sah ich nun meine Stunde kommen und nahm ihm Hammer und Nagel aus der Hand. Schließlich war ich ja ein Jahr älter und hatte nun die Chance mich zu profilieren.
Bereits beim ersten Mal gab es einen gewaltigen Knall und schon in derselben Sekunde spürte ich wie eine warme Flüssigkeit über meine Wange strömte.
Ich hatte mich so „geschickt“ angestellt, dass sich ein Splitter der Patrone in meine rechte Gesichtshälfte gebohrt hatte. Ein paar Zentimeter weiter oben und ich wäre noch heute mit einer Piraten-Augenklappe unterwegs. Ein paar Zentimeter Richtung Schläfe und ich würde heute im Chor der Englein jubilieren.
Den anschließenden Besuch bei Dr. Greinwald mit sofortiger Notoperation werde ich nie vergessen und auch die Standpauke meines Vaters nicht, der sich über den Zwischenfall sichtlich mehr aufregte als Günther und ich.