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Kapitel 4

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Das kurze Gespräch mit dem Förster hat Lydia seltsam aufgewühlt.

Sie fragt sich, ob es daran liegt, dass sie so unverhofften Kontakt zu einem Menschen hatte oder ob es insbesondere dieser Mensch war, der ihr noch im Nachhinein zusetzt, weil er ein Freund ihres Mannes war.

Nichts von alledem ist der Grund für diesen Gemütszustand, so findet sie selbst heraus, nein, es liegt daran, dass sie den Förster mit all ihren Antworten belogen hat, denn er hatte mit seinen Fragen das Wesentliche genau auf den Punkt gebracht:

Ja, sie könnte Hilfe gebrauchen. Ja, es hat einen Schaden gegeben. Und ja, sie benötigt dringend bestimmte Dinge aus dem Ort.

Wie einfach wäre es gewesen, sie hätte ihm eine Einkaufsliste mitgegeben. Wie wertvoll, wenn sie mit ihm gemeinsam das Loch im Scheunendach entdeckt hätte.

Er hätte es sich nicht nehmen lassen, ihr mit der Reparatur und dem nassen Heu zu helfen, allein der Anstand hätte ihm das geboten. Vielleicht hätte er sogar gewusst, ob der Schaden ein Fall für die Versicherung ist, immerhin gehört solch ein Vorfall zu seinem Beruf.

„Wotan, wir fahren runter ins Tal!"

Der Appenzeller ist aufgesprungen und blickt zu Lydia empor. Kurz hält seine Rute inne, als warte er auf eine Erklärung, eine Übersetzung des aufscheuchenden Tonfalls mit zumindest einem hundeverständlichen Begriff.

Lydia muss lachen. „Ja, du hörst richtig, wir fahren", wiederholt sie überdeutlich, „mit dem Bulldog!"

Ob das knatternde Vehikel noch anspringt? Sie hat seit gewiss zwei Monaten den Anlasser nicht betätigt. Aber zuvor will Lydia Schränke, Vorratskammer, Kühlschrank und Tiefkühlfach inspizieren – und natürlich ihre Geldreserven in der Zigarrenkiste.

Während sie murmelnd vor sich hin werkelt, bleibt sie nicht unbeobachtet. Und als sie schließlich die Haustür öffnet, jagt Wotan sogleich voraus zum Traktorschuppen. Die Verbindung muss er hergestellt haben, als sie ihr Portemonnaie in den großen Einkaufskorb gelegt hat. Und so selten das geschieht, ist es jetzt kaum verwunderlich, dass für ihn zu diesem Zubehör auch der Traktor zählt.

„Du alter Schlaukopf, du wirst mir auch noch eine Verbindung zu der Zigarettenkippe auf dem Pflaster herstellen", sagt sie guter Dinge.

Beim vierten Versuch springt der froschgrüne Lanz mit den gelben Felgen an.

„Aus dem Weg, Wotan!" Lydia spürt uralten Empfindungen nach, als sie gekonnt den knatternden Traktor aus dem Schuppen bis vor das Wohnhaus steuert.

So sah Gustav sie gern: hoch oben auf dem wippenden Sitz, seine 'Königin der Felder'. Niemand beherrschte dieses Gefährt angeblich so gut wie seine Lydia.

„Ich wäre auch zu noch mehr lernfähig gewesen, Gustav, du hättest mir ebenso gut das Alleinleben beibringen können, die Selbstständigkeit. Diese Lektion haben wir leider übersprungen."

Wieder bleibt ihre lautstarke Bemerkung nicht unbeantwortet. Wotan bellt fragend und ungeduldig.

„Gewöhn dich mal daran, dass du nicht der einzige bist, mit dem ich mich noch unterhalte. Soll dein Herrchen dort oben ruhig ständig die Ohren spitzen, ich hab ihm immer noch jede Menge zu sagen." Am Anfang hatte Lydia sich schwer getan mit ihren einseitigen Gustav-Gesprächen und sich gefragt, ob sie wirklich bei ihm ankamen. Doch nach und nach gehörten sie zu ihrem Tag dazu, bis sie schließlich nichts Ungewöhnliches mehr darin sah und beschloss, sie so lange weiterzuführen, bis ihr jemand das Gegenteil beweisen konnte.

Der Motor brummt sich aus und Lydia setzt ihre Füße zuerst bedacht auf das Trittbrett, bevor sie ganz absteigt. Früher ist sie einfach gesprungen, mit einem schwungvollen Satz aus der Sitzschale heraus gleich nach hinten auf den Erdboden. Damals gab es noch kein Steigbrett, das hat Gustav erst vor ein paar Jahren für ihrer beider alternde Gliedmaßen zwischen den Hinterrädern angebracht. Ein Auto wurde längst nicht mehr benötigt; die wenigen Fahrten hinunter ins Tal oder in nahegelegene Ortschaften waren gut mit dem Lanz zu bewältigen. Und die Kanister mit Diesel wurden stets aufgefüllt bereitgehalten.

Gerade will Lydia das Haus betreten, um sich für diese seltene Ausfahrt umzuziehen, als sie beim Anblick ihres Hundes innehält. Wotan setzt da an, wo ihre Gedanken noch vor wenigen Minuten waren: Mit der Nase auf dem Boden nimmt er eine Spur auf, ausgehend vom Fundort der Zigarettenkippe. Bis zur Tür der Voliere.

„Was gibt es da, Wotan?", fragt Lydia bange. Langsam nähert sie sich dem Außenkäfig. Es wird doch niemand ihrem Vogel etwas zuleide getan haben? Er war doch am Morgen noch quietschfidel ... Sie hat Mozart doch gefüttert, erst nachdem sie den Zigarettenstummel entdeckt hat ...

Mozart sitzt hellwach auf seiner Lieblingsstange und hebt das Köpfchen, als sie am Gitter steht. Doch Wotan bellt weiter, bellt nach oben. Lydias Blick folgt seiner Schnauze.

„Wie kommt das denn dahin?" Zögernd greift sie nach der kleinen Papierrolle zwischen den Gitterstäben. „Das war kein Tier, hier muss ein Mensch gewesen sein", folgert Lydia, und ihr fällt auf, dass ihre entsetzte Betonung mittlerweile die 'Menschen' gleichsetzt mit ungewöhnlichen Erscheinungen.

Auseinandergefaltet erweist sich der Fund als ein kleiner Briefumschlag. Mit einem ganzen Stapel kompakt gefalteter Seiten darin, wie ihr Tastvermögen registriert.

Keine Einzelperson hat ihr so viel zu schreiben. Hier wird sich der halbe Ort zusammengetan haben, um ihr die Meinung zu sagen.

Mit aufgerichtetem Rücken und erstarrter Miene verharren ihre Finger auf dem geblümten Wachstuch. Wie von den verblichenen Streublumen im Muster der Tischdecke eingerahmt, liegt der zerknitterte Umschlag in sicherer Entfernung.

Wäre es ein Päckchen, hätte Lydia es schon draußen fortgeschleudert – und auf einen Knall gewartet. So aber wird der bedrohliche Inhalt aus Tinte bestehen, aus Buchstaben, denen Anklage und Verachtung aus allen Windungen springen.

Soll sie sich das antun, noch vor ihrer Fahrt ins Tal? Denn hinunter muss sie auf jeden Fall, ihre Vorräte sind auf ein Überlebensminimum geschrumpft. Oder soll sie besser Gustavs Regel folgen: Was ich nicht weiß, macht mich nicht ...

Moment, die Herplatte ist noch eingeschaltet! Das nächste Feuer auf dem Brausehof wäre vorprogrammiert, wenn sie jetzt einfach das Haus verließe.

Doch sie hat sich getäuscht. Natürlich hat sie den Herd ausgeschaltet, nachdem das Frühstücksei gekocht war. Es ist die Angst vor dem Feuer, die sich bei den geringsten Anlässen breitmacht.

Wieder sitzt Lydia am Tisch und ringt mit ihrer Neugierde auf den Briefinhalt. Und wieder sind es bange Gefühle, die sie zögern lassen. Warum eigentlich hat der Absender nicht den Briefkasten vorn an der Abzweigung zum Brausehof benutzt? Sollte dieser Brief möglichst rasch gefunden werden? War es ein Bote, beauftragt, die Post sozusagen vor ihrer Nase zu platzieren, damit keine Zeit verloren geht?

Was, wenn sich gerade hieraus etwas Wichtiges erschließt, das sie wissen sollte, bevor sie sich hinunter in den Ort begibt? Doch wie sollte jemand ahnen, dass sie sich gerade heute dazu entschließen würde? Sie stellt fest, dass sie in ungeordneten Zusammenhängen denkt. Dies ist kein guter Moment, einen, wie es scheint, anonymen Brief zu öffnen. Vielleicht ist das Ganze auch nur ein dummer Jungenstreich; alleinlebende Leute werden gern zu Scherzobjekten: „Jagen wir der Alten mal so richtig Angst ein und beobachten sie dabei aus der Deckung heraus ..."

„Na wartet!" Wie elektrisiert eilt Lydia aus dem Haus, schaut sich nach allen Richtungen um. Mit frechen Bürschlein wird sie noch fertig werden, da genügt die Drohung, sie bei der Polizei anzuschwärzen. Ihr Herz rast, mehr vor Ärger als aus Furcht.

Was ist jetzt?, fragen Wotans dunkle Augen, die zwischen Lydia und dem bereitstehenden Einkaufskorb hin und her fliegen.

„Hast recht, Guter, ein Schritt nach dem anderen. Je unbekümmerter das Opfer auftritt, umso mehr vergeht dem Täter die Lust am üblen Spiel, hat dein Herrchen mal gesagt. Außerdem hättest du es längst bemerkt, wenn sich hier oben jemand versteckt halten würde. Lassen wir den Umschlag einfach zu. Vielleicht soll er uns einschüchtern und enthält am Ende noch eine ... Talsperre. Dann aber jetzt nichts wie runter!"

Sie lacht ihrer Bemerkung hinterher, nicht ohne festzustellen, wie belegt ihre Stimmbänder sind.

Ausnahmsweise in eigene Garderobe gekleidet, startet Lydia erneut den Motor. Gustavs große Hemden würden ihr zwar gerade im Tal ein Stück weit mehr an Selbstsicherheit schenken, doch diesen Anblick gönnt sie all den Lästermäulern nicht.

So trägt sie ihre rotbraun gestreifte Strickjacke und einen wadenlangen braunen Rock mit abstehenden großen Seitentaschen. Ihre Füße stecken in hochgezogenen Socken und Arbeitsschuhen. Sie hat nie anderes besessen als zweckmäßige Kleidung und gesteht sich ein, dass es sie im Grunde gar nicht mehr interessiert, wie die Hüllen aussehen, in die sie ihren Körper verpackt. Zum Glück sah Gustav das genauso. „Zeitverschwendung, sich mit so unwichtigen Dingen zu beschäftigen", lautete seine Meinung zur Mode. „Protzige Gewänder sind nur da zum Ablenken. Sieh den Leuten in die Augen, da erfährst du, was du wissen willst."

Natürlich hat sie einmal anders darüber gedacht, sie war auch immer an erster Stelle eine Frau. Es mag eine besondere Fähigkeit ihres Mannes gewesen sein, seine Ansichten nach und nach auch zu den ihren zu machen. Dass dies nicht unbedingt zu ihrem Vorteil ist, wird ihr nun von Tag zu Tag mehr bewusst.

Längst kennt Wotan seinen Platz auf dem Traktor. Angegurtet liegt er vollkommen ruhig auf dem Trittbrett hinter dem Fahrersitz. Sein massiger Leib passt genau auf die hölzerne Fläche.

Gleich bei ihrer ersten Alleinfahrt ins Tal hinunter hatte sie dem Hund erklärt: „Du kommst mit, mein Freund, ohne dich setze ich keinen Fuß auf den Boden dort drunten. Allein bin ich niemand mehr, weißt du?"

Auch heute wird Lydia von Gedanken dieser Art belagert. Allein stellt sie lediglich eine Angriffsfläche dar, mit ganz dünner Haut, und seien es nur feindselige oder anklagende Blicke, die sie durch das verbliebene Häutchen des Eigenschutzes verwunden könnten. Die da unten sind nicht auf ihrer Seite, das spürt sie seit Gustavs Beisetzung bis herauf auf ihren Berg.

Selbst an der Seite ihres Mannes hatte sie sich in Gegenwart der Talbewohner meist wie ein Mitbringsel gefühlt, ein exotisches Tierchen, das man amüsiert beäugte und nicht weiter ernst nahm. Und er hatte nie versucht, das zu ändern. Vielleicht weil er wusste, wie wenig ihr an der Dorfbevölkerung lag. Oder lag womöglich ihm etwas daran, seine Frau abzuschirmen, aus schutzbedingten, aus egoistischen oder gar aus Gründen der Peinlichkeit heraus? Erst seit seinem Tod kommen solche Fragen in Lydia hoch. Davor empfand sie ihre Lebensumstände als normal und selbstverständlich. Aber damals gab es ja auch noch ihn, der diesen Zustand aufrecht erhielt, und sie entbehrte nichts, war nicht auf fremde Sympathien und Hilfe angewiesen – und erhielt auch keine rätselhaften Briefe. Alles, was jetzt eintrifft, fordert ausschließlich sie selbst.

An der Abzweigung des Brausehofes, an dem der breite Waldweg recht steil ins Tal hinabführt, hält Lydia den Traktor an. Sie steigt ab und öffnet die Klappe des blechernen Briefkastens, der leicht schief an einem Pfahl befestigt ist. Das Fach ist leer. Richtige Briefe gab es ohnehin kaum, und auch jetzt gibt höchstens noch die bürokratische Post, die sie über alle Maßen verabscheut. Selbst die Werbeblättchen mit den Sonderangeboten bringt schon lange niemand mehr herauf.

Trotz der Plexiglas-Überdachung der Führerkabine fährt ein leichter Wind durch ihre Haare, als sie bergab fährt, und sie spürt, dass sich eine lange Strähne ihres zurückgesteckten Haares befreit hat. Aber was soll sie das bekümmern, es wird sie niemand genauer anschauen. In ihrer Sitzschale wippt sie über den unebenen Weg wie zu alten Zeiten über die Furchen der Felder.

Dass sie singt, wird ihr erst bewusst, als ihre eigene Stimme sie erschrickt. Ein altes Lied, ihr Unterbewusstsein muss es anhand ihrer momentanen seelischen Verfassung ausgekramt haben, denn sie hat es seit vielen Jahren nicht mehr gesungen: „Im Tal, da liegt der Nebel, auf den Höhen, da ist's klar, und was die Leute von uns reden, ist alles gar nicht wahr ..."

Ob sie so laut gesungen hat, dass jemand sie hören konnte? Als hätte es diesen Gesang gar nicht gegeben, wechselt Lydia beschämt von der Singstimme in einen Befehl für ihren Hund: „Dass du mir ja ruhig liegen bleibst, Wotan!"

Beklommen stellt sie fest, dass es ihr keinesfalls gleichgültig ist, wie man hier unten über sie denkt. Sie wird hart an sich arbeiten müssen, bis sie wieder gesellschaftstauglich ist. Vermutlich wird man ihr diese Chance aber gar nicht mehr geben. Nach jenem dummen, unbedachten Vorfall damals aller Öffentlichkeit ...

Die Erinnerung lässt sie wie jedes Mal erschaudern, doch schon im nächsten Moment wird dieser Gedanke abgelöst, denn zu ihrer Linken taucht die langgezogene Hainbuchenhecke auf, hinter deren Schutz all die Verstorbenen unter ihren Kreuzen und Steinen zur letzten Ruhe gebettet liegen. Den Friedhof hat sie seit Gustavs Beisetzung nicht mehr aufgesucht.

Lydia bremst den Traktor ab und tuckert im ersten Gang weiter. Und jetzt ist es ihr egal, ob sie vielleicht bei ihrem Selbstgespräch beobachtet wird: „Hallo Gustav! Ich komm nicht zu dir rein, dafür hab ich noch zu viel Wut im Bauch. Aber stell mal kurz die Ohren auf: Wenn du den Eindruck hast, dass der Motor von unserem alten Lanz irgendwelche Mucken macht, dann gib mir ein Zeichen, damit ich früh genug danach schauen lasse."

Lydia wartet. Kein Zeichen, wie sie die unveränderte Atmosphäre interpretiert. Mit Elan tritt sie jetzt das Gaspedal durch, schaltet einen Gang hoch und wieder zurück, vollzieht dieses Testspiel bis zum Ende der Hecke und murmelt vor sich hin: „Gut, das war´s für dich. Was ich gleich im Ort erlebe, erzähl ich dir nachher daheim. Angenehm wird's mit Sicherheit nicht!"

Lydia gibt Vollgas. Die Abgase ihres gen Himmel gerichteten Auspuffs scheinen sie für einen Moment wie zur Unterstützung zu umhüllen. Sie braucht eine härtere Schale, eine Ausstrahlung, die dem entspricht, was man hier unten ohnehin über sie denkt.

Dann sieht sie auf der rechten Straßenseite die ersten Menschen, die sich draußen aufhalten, die Frau vom Frisör mit ihrem ewig hochtoupierten Hinterkopf und die Tochter vom Landgasthof, die den Lenker ihres Fahrrades umklammert. Die beiden sind in ein angeregtes Gespräch vertieft, das abrupt unterbrochen wird, als sie den Traktor nahen sehen.

Lydia schaut geradeaus, als sie an ihnen vorbeifährt. Am Rande ihres Gesichtsfeldes nimmt sie wahr, dass die Frauen ihr hinterherreden, natürlich tun sie das, sie hat es nicht anders erwartet. Gleich darauf hört sie den Motor eines Autos, das ansetzt, sie zu überholen. Auf gleicher Höhe wirft Lydia einen Blick auf den dunkelblauen Wagen. Es fällt ihr nicht schwer, von den Lippen der Beifahrerin abzulesen: „...die alte Brause...", zumal ein auf sie gerichteter Zeigefinger die lautlosen Worte begleitet.

„Ja, hetzt ihr nur", murmelt Lydia mit innerem Beben, „wenn es euch gut tut – hier habt ihr eure Außenseiterin. Einen Buhmann braucht ja jeder Ort."

Sie hat die Beifahrerin erkannt: eine Angestellte aus dem kleinen Drogerie-Markt. Eine Frau mit einer scharfen Zunge. Schon vor Jahren bei der Geschäftseröffnung hatte Lydia das erfasst. Kaum hatte sie ihr damals den Rücken zugekehrt, hörte sie diese Verkäuferin hämen: „Die Brause vom Berg ist so weltfremd, dass ich wette, sie hält unsere Drogerie für einen Umschlagort für Drogen."

„Vermutlich hatte sie damit recht, Gustav", nimmt Lydia auf ihrem Traktor den leisen Dialog wieder auf, „wahrscheinlich hast du dich ständig für mich schämen müssen und mich deshalb so bewusst von allem ferngehalten. Du und die Dorfbewohner, ihr wart schon eins, lange bevor ich als Mädchen zu euch auf den Hof kam. Das wolltest du dir bewahren. Denn eine Kriegswaise mit einer Karriere als Hofmagd fasst nicht so leicht Fuß in einer eingeschworenen Gemeinde, selbst wenn sie den Bauern heiratet."

Lydia schaltet einen Gang zurück und fährt stotternd in die Auffahrt des kleinen Supermarkt-Parkplatzes, dabei stößt der Auspuff auf ihrer Motorhaube eine schwarze, stinkende Wolke aus.

Die stille Stube

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