Читать книгу Schicht im Schacht - Christiane Uts - Страница 15
Voss im BuchStaben
ОглавлениеJürgen Voss betrat den Laden und ging schnurstracks auf Caro zu, die gerade fünf Bücher der Neuauflage des Buches „Gräme dich nicht – Die zehn Grundregeln für ein zufriedenes Leben“ ins Regal einsortierte. Er gab ihr einen Kuss auf den Mund und beide verschwanden dann im hinteren Büroraum. Katharina, die dort gerade einen Lieferschein prüfte, begrüßte Jürgen mit einer kurzen Umarmung, nahm sogleich vier Tassen aus dem Schrank und ging zum Kaffeeautomaten.
Jürgen und Caro saßen schon an dem runden Tisch während Frau Westphal noch mit der Bedienung eines älteren Ehepaares im Verkaufsraum beschäftigt war.
„Na, erzähl', was ist passiert?“, fragte Caro mit fast glänzenden Augen.
„Sei nicht so neugierig, du weißt doch, dass es sich um ein laufendes Verfahren handelt, da kann ich...“
„Aber vielleicht kannst du uns nur ein bisschen was erzählen“, setzte Katharina sofort nach und schob Jürgen einen Becher Kaffee hin.
Jürgen trank zunächst einen Schluck Kaffee, räusperte sich und gab dann schließlich nach.
„Na gut. Wir haben einen toten Frauenkörper in einem Schacht auf der Baustelle beim Stadtklinikum gefunden. Es gibt aber noch keine weiteren Details, wir wissen noch nicht einmal, wer die Frau ist. Wahrscheinlich ein Unfall. Äh, habt ihr auch Milch?“
Um den Redefluss nicht versiegen zu lassen, sprang Katharina sofort auf, holte die Milchtüte aus dem Kühlschrank und gab einen Schubser in Jürgens Tasse. Ein kleiner Spritzer Milch ditschte über die üppige Crema und verließ das koffeinhaltige Subsystem um auf Jürgens Handrücken zu landen. Jürgen zog die Hand weg und streifte den Tropfen auf der Unterlippe ab bevor er weitersprach.
„Wir müssen erst die Bergung und dann die Obduktion abwarten.“
Im nächsten Moment drängte die Melodie Spiel mir das Lied vom Tod aus Jürgens Jackentasche. Katharina fand das zwar einerseits witzig für einen „Kriminalen“, aber andererseits auch unpassend. Sie kommentierte dies aber nicht weiter, sondern stützte sich mit beiden Ellenbogen auf den Tisch auf, nahm den Kaffeebecher mit beiden Händen und führte ihn zum Mund.
Jürgen nahm das Handy aus der Jacke und das Gespräch an.
„Voss. Ach, du bist es Michael. Ja, ja, ok. Wir sehen uns dann im Büro. Tschüß.“
„Ja, und weiter?“, fragte Caro, „Was wisst ihr sonst?“.
„Noch nicht viel. Michael war nochmal auf der Baustelle, um sich nach einer Videoaufzeichnung zu erkundigen. Aber die Klinik hat wohl nur eine Webcam, die alle fünf Minuten ein Bild liefert. Und Michael hat herausgefunden, dass die Kamera nicht direkt auf den Unfallort ausgerichtet ist.“
„Und was machst du jetzt?“, fragte Katharina ein wenig aufgeregt.
„Ich besuche jetzt gleich die Baufirma, vielleicht handelt es sich um eine Mitarbeiterin. Und am Nachmittag bekommen wir schon die ersten Ergebnisse der KTU geliefert. Aber ihr haltet euch bitte aus der Sache raus. Ich möchte nicht wieder so ein Durcheinander haben, wie damals beim Überfall des älteren Ehepaares“.
„Neeiinn, bestimmt nicht“, antworteten Katharina und Caro unisono, lächelten nach innen und schlürften ihren Kaffee.
Jürgen Voss trank den restlichen Kaffee mit einem großen Schluck, verabschiedete sich bei den Frauen und verließ eilig den Laden. Wieder im Auto sitzend nahm er sein Handy und die Visitenkarte vom Bauleiter Marquardt aus der Tasche und wählte die Nummer der Zentrale, um seinen Besuch bei FlaKo anzumelden.