Читать книгу Schicht im Schacht - Christiane Uts - Страница 16
Baufix I
ОглавлениеDie FlaKo-Bau GmbH war vor zwei Jahren in das neue Industriegebiet Süd, südlich des Flugplatzes, umgezogen. Hier waren die Grundstücke damals noch günstig zu haben und die Firma benötigte auf Grund der Expansion deutlich mehr Platz für Mitarbeiter und Ausrüstung. Zweihundert Mitarbeiter arbeiteten ständig in der Industriestraße, hauptsächlich Geschäftsführung, Planer, Bauingenieure und Controller.
Voss fuhr in östlicher Richtung aus der Stadt, am Kreisel vor dem Klinikum dann in südliche Richtung weiter, bevor er vor dem Waldgebiet nach links in die Industriestraße einbog.
Ein mondänes Gebäude aus Glas und Stahl baute sich vor ihm auf. Er nahm den ersten Gästeparkplatz in der Nähe des Eingangs, ging zum Empfang und trug einer gut aussehenden Endzwanzigerin sein Anliegen vor. Er wurde zu einer gemütlichen Sitzgruppe gebeten und wartete dort auf seinen Gesprächspartner. Die Wartezeit nutzte Voss, um die auf dem Tisch liegende Firmenbroschüre zu studieren.
Die FlaKo-Bau GmbH war demnach Ende der Vierziger Jahre von Werner Flachner gegründet worden. 1984 hatte Henry Flachner, der Sohn des Gründers, den Geschäftsführerposten übernommen, da sein Vater sich zur Ruhe setzen wollte. Georg Kochnowski kaufte sich Ende der achtziger Jahre als technischer Geschäftsführer in die Firma ein. Fortan hieß die Firma nicht mehr „Flachner Bau“, sondern „FlaKo Bau“. Durch Aufträge wie das Städtische Klinikum in Biberlingen und die Sportanlage in Ratzingen war FlaKo auf starkem Expansionskurs. Neben dem Hauptsitz in Biberlingen gab es mittlerweile Niederlassungen in verschiedenen deutschen Städten, typischerweise Kleinstädte, sowie neuerdings in Slowenien.
FlaKo bediente klassischen Hoch- und Tiefbau.
Nach etwa fünf Minuten kam ein Anzugträger, stellte sich mit dem Namen Jannik Seiberling als Unternehmenssprecher vor und bat Voss, ihm in einen Besprechungsraum zu folgen. Nach einigen Metern vorbei an Glas und Beton erreichten sie einen großzügigen Besprechungseckraum, der von Glaswänden umgeben war.
Der Hauptkommissar lehnte dankend das Angebot eines Kaffees ab und kam gleich zur Sache. Seiberling drückte sein Bedauern zu dem Vorfall auf der Baustelle aus, konnte aber keine nennenswerten Beiträge zu den offenen Fragen machen. Soweit bekannt war, wurde in der Firma niemand vermisst. Eine Kameraüberwachung gab es offenbar nicht.
Seiberling wirkte auf Voss trotz der entspannten Gesprächsatmosphäre wie ein dressiertes Sprachrohr, die Aussagen wirkten ein wenig vorgegeben und standardisiert. Er wurde den Verdacht nicht los, hier noch einmal ermitteln zu müssen. So bedankte er sich zunächst für die wenigen Informationen und verließ den Prunkbau.
Nächste Station: Gerichtsmedizin.