Читать книгу Schicht im Schacht - Christiane Uts - Страница 5
Hausarbeit
ОглавлениеEin herrlicher Sommertag begann, die Sonne schien und die Vögel legten ein zwitscherndes Hintergrundrauschen in den Beginn des viertletzten Schultages vor den Sommerferien. Markus und Fabian hatten das Haus bereits um acht Uhr und wie immer ohne Frühstück verlassen. Svenja wollte gerade das Haus verlassen, um ihr Fahrrad aus dem Schuppen zu holen.
„Hast du deine Tubba eingepackt?“, fragte Katharina ihre Tochter, die dazu neigte, sich auf die wesentlichen Dinge des Lebens zu konzentrieren und die Kleinigkeiten gelegentlich zu vergessen.
„Tupper, Mama! Natürlich!“, antwortete Svenja, als wäre die Frage völlig absurd. „Ich bin dann so gegen achtzehn Uhr wieder zuhause, bin nach der Schule noch bei Lena.“
„Ja, in Ordnung. Ich arbeite heute bei Caro, bin so gegen halb sieben wieder im Haus.“
„Ok. Tschüß.“
Lena nahm ihren Rucksack, setzte sich auf ihr Fahrrad und fuhr mit stoischer Ruhe in Richtung Stadtzentrum. Die Schule begann für Lena erst zur dritten Stunde, ihr Bruder musste zu seinem Ärger bereits „zur ersten Stunde“ im Klinikum sein.
Katharina nahm die Tageszeitung aus dem Briefkasten, winkte Svenja noch nach und las zunächst die Schlagzeilen bei einer Tasse Kaffee.
Der Stoff, aus dem die Schlagzeilen gewoben wurden, legte sich abermals über europäische Rettungsschirme, Verzögerungen beim Bau des Berliner Flughafens und der Hamburger Elbphilharmonie sowie vorlaute Politikerkommentare einsamer Hinterbänkler. Dem Lokalteil schenkte Katharina heute daher mehr Aufmerksamkeit, denn es sollte offenbar in Kürze darüber abgestimmt werden, ob der Flugplatz von Biberlingen ausgebaut werden solle.
Davon hatte Katharina bisher noch nichts gehört. Ok, Tiedemanns würde das nicht direkt stören, denn der Flugplatz lag südöstlich der Stadt und gerade außerhalb. Im Gegenteil, man konnte vielleicht in Zukunft von Biberlingen aus in den Urlaub starten und von den kürzeren Wegen bei Markus' Dienstreisen ganz zu schweigen. Aber wie sollte das überhaupt gehen? Soweit sie wusste, musste die Start- / Landebahn hierfür in Richtung Nordwesten verlängert werden, da sich weiter südlich das Waldgebiet anschloss. Dort lagen aber die Felder von Oma Christel, und die würde das Land niemals für eine Flugplatzerweiterung verkaufen. Die Grundstücke stammten noch aus der Familie ihres Mannes. In der Landwirtschaft hatten aber weder Oma Christel noch ihr Mann Herbert jemals gearbeitet. Diese Episode beendeten bereits die Schwiegereltern von Oma Christel Ende der sechziger Jahre. Das Grundstück vor dem jetzigen Flugplatzgelände sollte ausschließlich als stille Reserve für wirklich schlechte Zeiten dienen, die gottlob nie eintraten.
Oder sollte die Bahn doch in Richtung Süden verlängert und der Wald teilweise geopfert werden? Eine Informationsveranstaltung im Rathaus sollte für Klarheit sorgen.