Читать книгу Nur ein Tropfen Leben - Christina M. Kerpen - Страница 13
Wie sage ich’s dem Kinde
ОглавлениеNach dem Abendessen erscheint Susan tatsächlich mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern im blauen Zimmer.
Zuerst bereden die beiden Girls belangloses Zeug. Carol will wissen, ob die Freundin schon gepackt hat und ob es ihr nicht schwer fällt, die Willow-Tree-Ranch und ihren Großvater zu verlassen, dabei hofft die Kleine inständig, dass Susy den ursprünglichen Grund ihrer Unterhaltung vergessen möge.
Und tatsächlich, das blonde Mädchen ist sich über ihre tatsächlichen Gefühle hinsichtlich ihrer Zukunft noch sehr unsicher. Zuerst war sie so glücklich über den Heiratsantrag des Deutschen, aber je näher der Hochzeitstermin rückt, umso zwiespältiger sind diese.
Sie wägt für und wider der Heirat so lange ab, bis Carol lachend bemerkt: „Wahrscheinlich wirst Du vor lauter Liebe gar nicht merken, dass Du in Boston bist. Ich würde David überall hin folgen, die Hauptsache ist, ich bin immer mit ihm zusammen. Du glaubst nicht, wie sehr ich in Plumquartpinie unter der Trennung gelitten habe. Aber ich war blöd genug, mir einzureden, das sei die gerechte Strafe für ein so liederliches Frauenzimmer wie mich.“
Susan lächelt etwas gequält. „Du hast gut reden, Du hast ja auch nach niemanden groß zu fragen, aber mir wird es schon recht bange bei dem Gedanken, meinen Großvater alleine zurückzulassen.“
„Nun ist es aber mal gut! Was heißt hier, alleine zurücklassen? Schließlich sind wir alle auch noch da. Klingt sicherlich hart, was ich Dir jetzt sage, aber Dein Großvater wird auch nicht ewig leben, das ist leider so. Er ist achtzig und sein Tropfen Leben hat ziemlich sicher bald das große Meer der Unendlichkeit erreicht. Und was ist dann? Dann sitzt Du hier auf der Ranch und hast Deine Chance verpasst. Du machst das schon richtig. Du liebst Bruno und Bruno liebt Dich, also was liegt näher, als ihn zu heiraten und ihm dahin zu folgen, wo er sein Auskommen findet. Das ist halt im Moment in Boston und bestimmt nicht hier in Ebony Town. Als Spezialist für Augenkrankheiten wäre er hier wohl reichlich unterbeschäftigt und ich fürchte, als Rancher ist er nicht unbedingt sonderlich tauglich.“ Sie grinst bei diesem ungewohnten, neuen Gedanken. „Mit seiner Spezialisierung muss er sich halt da niederlassen, wo die Bevölkerungsdichte höher ist, als hier im Westen. Im Zweifelsfall muss er auch wieder nach Deutschland zurück, damit muss sich eine liebende Ehefrau manchmal halt abfinden. Schau mal, meine Mutter hätte sicher auch nicht gedacht, dass sie Deutschland nicht wiedersieht, als sie ihren Vater, also meinen Großvater, auf eine Vortragsreise nach England begleitet hat. Sie hat sich Knall auf Fall verliebt und da unser Daddy bereits so gut wie auf dem Weg nach Amerika war, ist sie ihm sofort, ohne lange nachzudenken, gefolgt. Einfach war das mit Sicherheit nicht.“
„Haben sich Deine Eltern auch nicht lange gekannt?“
„Nö, überhaupt nicht. Ich glaube nicht mal eine Woche. Für Mum war Dad die große Liebe auf den ersten Blick und ist es auch bis zu ihrem letzten Atemzug gewesen. Die beiden haben sich einen Priester gesucht, sich trauen lassen und sind auf das nächste Schiff in die Staaten gestiegen. Mutter hat alles, restlos alles zurückgelassen. Sie hatte lediglich einen kleinen Koffer mit ein paar Sachen für die Vortragsreise dabei. Sie hat Großvater nur in einem Brief kurz informiert und war weg. – Tja, und es ist alles gut gegangen.“
„Oh, das klingt beruhigend, denn manchmal frage ich mich, ob ich nicht einen Fehler mache. Ich kenne Bruno doch überhaupt nicht. Bei Dir ist es schon ein wenig anders, Du kennst David in allen erdenklichen Situationen und weißt, wie er wann reagiert. Du kennst sein grimmiges Alltagsgesicht und hast auch seine Vorzüge schon entdeckt, aber was weiß ich schon von meinem zukünftigen Mann? Gar nichts!“
Carol schmunzelt: „Aber Du bist Dir wenigstens sicher, dass Du ihn liebst?“
Nachdenklich schaut Susan zu Boden: „Ja, ich liebe ihn ganz schrecklich. Ich sehne mich seit seiner Abreise nach ihm, aber andererseits bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn nicht durch die Trennung zu sehr glorifiziere. Ich fürchte mich ein wenig vor dem, was jetzt an Unbekanntem auf mich zukommt.“
Carol verzieht das Gesicht und legt den Arm um die Freundin. „Das ist falsch, Du musst Dich nicht fürchten, Du musst Dich neugierig auf das Neue, das Unbekannte freuen. Das mache ich auch immer so. Stell Dir doch bloß mal vor, wie viele interessante Menschen Du in Boston kennen lernen wirst. Immerhin bist Du die Frau eines Doktors. Und Du siehst auch was von der Welt, das ist doch auch nicht zu verachten.“
Susan schüttelt den Kopf. „Du hast sicher wieder einmal recht. Du bist viel jünger als ich und doch hast Du mehr vom Leben erfahren und bist so viel praktischer veranlagt, als ich es jemals sein werde.“ Sie gibt sich einen Ruck: „Und damit komme ich zu dem eigentlichen Grund meine Anwesenheit hier. - Ich bin nicht gekommen, um mit Dir über Dinge zu reden, die wir auch beim Kartoffelschälen besprechen könnten. Ich möchte wissen, was das Besondere an der Hochzeitsnacht ist.“
Zweifelnd schaut die Jüngere der blonden Freundin in die Augen. „Das besondere daran ist, dass Du dann auch körperlich zur Frau gemacht wirst.“
Sie räuspert sich und beißt sich auf die Unterlippe, dann murmelt sie: „Aber ich weiß nicht so recht, willst Du es wirklich wissen? Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass Du lieber bis zur Hochzeit warten solltest und Dich dann einfach überraschen lässt.“
„Nein!“, sagt Susan bestimmt. „Nein, ich glaube, ich will diese Art von Überraschung nicht haben. Immerhin geht es um meinen realen Körper und da wüsste ich schon gerne, was mit mir geschieht. Los, erzähle mir alles und zwar offen und schonungslos, damit ich weiß, was mich erwartet. Dann kann ich mich entsprechend darauf einrichten. – Oder traust Du Dich nicht?“
Carol seufzt und wird puterrot. „Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, ich traue mich tatsächlich nicht so richtig. Ich habe Angst, dass ich Dich erschrecke und ich weiß auch gar nicht, wie ich das alles ausdrücken soll, schließlich sind das doch ziemlich peinliche Sachen, die Du da von mir wissen willst. Ich habe mich im Überschwang der Freude über Dein bevorstehendes Glück zu dieser Zusage hinreißen lassen und würde mich jetzt am liebsten verkriechen.“
„Nun komm schon, Butter an den Fisch. Wenn Du es mir nicht erklären willst, wen soll ich denn dann fragen? Du bist meine beste Freundin und ich will es von Dir hören und nicht erst von Bruno ins kalte Wasser geworfen werden.“
„Das ist aber manchmal gar nicht so der verkehrteste Weg, das weiß ich aus Erfahrung. – Na gut, wenn Du es unbedingt wissen möchtest.“
Carol leert ihr Weinglas, holt tief Luft, schluckt, schüttet sich noch einmal das Glas voll und leert es auf einen Zug. Da sie kaum Alkohol gewöhnt ist, beginnt er sich langsam bemerkbar zu machen. Sie schluckt erneut und holt wieder tief Luft. „Puh, ich glaube, es ist viel schwieriger, darüber zu reden, als es zu tun.“
Das rothaarige Mädchen räuspert sich, ihre Stimme klingt auf einmal etwas heiser und brüchig. „Hast Du schon mal ...“, so stockend ist dem kleinen Feger noch kaum etwas über die Lippen gekommen. „Hast Du schon mal zugesehen, wenn der Hahn sich seine Henne vorgenommen hat?“
Susan lächelt erst etwas erstaunt, dann kichert sie mit einem Anflug von Unsicherheit: „Klar, laut gackernd!“
„Und, - hast Du auch schon gesehen, wenn ein Hengst eine Stute besamt?“
„Und ob, dann wird mir immer Angst und Bange. Die arme Stute tut mir richtig leid, wenn ich sehe, was ein Hengst da so ausfährt.“
Der Alkohol zeigt seine Wirkung und Carol prustet los: „Das hast Du aber richtig süß zum Ausdruck gebracht. Aber, öhm, bei uns Menschen funktioniert es im Prinzip genau so!“
Erschrecken flackert in Susans Augen und Carol hakt sofort nach: „Hast Du schon mal einen nackten Mann gesehen?“
Sue wird puterrot. „Nein, natürlich nicht, das heißt, als Kind habe ich Stacy mal ohne Hose beim Baden gesehen.“
„Ah ja, dann weißt Du zumindest schon mal, dass ein Mann ein bisschen was mehr hat, als eine Frau.“
„Natürlich kenne ich den Unterschied zwischen einem Mann und einer Frau! Was denkst Du denn?“ Das blonde Girl denkt: ‚Will die mich jetzt auf den Arm nehmen oder hält sie mich für blöd?’
„Okay, dann weißt Du ja sicher auch, dass dieses ‚Bisschen’ ganz nett viel werden kann.“
Große Fragezeichen stehen in zwei blauen Augen und der Blick der Blondine zeigt völlige Verständnislosigkeit.
Carol holt wieder tief Luft, als sie dies sieht. „Ja, also, wenn ein Mann ‚ES’ mit Dir tun will, dann wird das Ding zwischen seinen Beinen viel dicker und, und ...,“ Carol gerät aus der Fassung, sie weiß nicht recht, wie sie sich ausdrücken soll, doch sie fängt sich gleich wieder und ergänzt: „und es richtet sich auf.“
„Bitte? Wie es richtet sich auf?“
Carol schwitzt. Irgendwie tut Susan ihr leid. Vielleicht war der Schock des kalten Wassers mit dem sie selbst in die Liebe eingeführt worden ist, doch um Längen besser, als ihre zwar gut gemeinten, aber doch recht hölzernen Versuche, diesen Akt zu erklären. Aber die Freundin will es ja unbedingt so haben.
Mit einer fahrigen Geste streicht sich das Mädchen eine widerspenstige rote Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nun, das Ding wird ganz hart und steif und es steht eben aufrecht!“ Nervös macht das junge Mädchen eine entsprechende Handbewegung.
„Oh, mein Gott!“, flüstert Susan. „Und was dann?“
„Willst Du wirklich, dass ich weiterrede? Ich kann das so schlecht.“
„Unsinn, weiter! Ich will jetzt alles wissen!“
„Na gut!“, Carol schließt gottergeben die Augen, stellt sich vor, sie wäre alleine und haspelt rasch und ohne weiter groß nachzudenken, als hätte sie einen langweiligen Text aufzusagen, herunter: „Dann legst Du Dich auf den Rücken, machst die Beine auseinander, Dein Mann legt sich auf Dich drauf und steckt das Ding in Dich rein. Und zwar in die Öffnung, wo das Blut hervorkommt, wenn Du Deine schlimmen Tage hast. Beim ersten Mal tut es weh, wenn er in Dich reinkommt, aber danach nie wieder und beim zweiten Mal ist es schon ganz herrlich!“
„Carol, Du machst mir Angst!“
Erschrocken reißt das rothaarige Girl die Augen auf. „Quatsch, Du musst keine Angst haben, es ist ein traumhaftes Gefühl, wenn es Euch beiden gleichzeitig kommt. Das ist das Größte überhaupt, ich kann mir gar nichts Tolleres vorstellen. Ich liebe es.“ Das Kind merkt, wie sein Mund vor Verlangen ganz trocken wird. Die grünen Augen schimmern feucht und sie leckt sich über ihre spröden Lippen, greift nach ihrem Glas und der Flasche, deren Inhalt sie bisher fast alleine genossen hat und trinkt einen Schluck.
„Du brauchst wirklich kein bisschen Angst zu haben. Diese kleine Öffnung, von der ich eben sprach, die ist noch von einem Häutchen verschlossen, wenn Du noch nie mit einem Mann zusammen warst. Daran kann der Mann erkennen, ob er eine unberührte Frau geheiratet hat. Wenn also Dein Bruno das erste Mal in Dich kommen will, muss er dieses Häutchen zerstoßen. Das ist das, was beim ersten Mal eben etwas weh tut. Es ist aber nur ein ganz kurzer Schmerz, eher ein starkes Ziepen, eben das Zerreißen und dann blutet es auch ein klein wenig, aber das ist nicht schlimm, das ist bei jeder Frau beim ersten Mal so und ungefährlich. Wenn Du Deinen Bruno liebst, so, wie ich den Indian, dann wirst Du es mögen, sein Ding in Dir drin zu haben. Und wenn Du so verdorben wärst, wie ich, dann würdest Du es immer und immer wieder machen wollen.“
Die Blondine überhört die letzte Bemerkung und haucht: „Also, Bruno liegt auf mir drauf und hat sein Ding in mich reingesteckt. Was passiert dann? Das war es ja wohl noch nicht, oder?“
„Das kann ich Dir nicht beschreiben, dafür gibt es keine Worte, das geht automatisch und das musst Du selber erfahren und fühlen. Wenn Du Glück hast, meinst Du in Krämpfen ersticken zu müssen, die Dich bis in den Himmel heben. Ich bin nicht in der Lage, dieses Glück in Worte zu fassen, das musst Du wirklich selber erst erleben.“
„Und das ist alles? Weiter macht man nichts?“
Carol lacht beschwipst: „Ach so, Du meinst die Technik.“ Langsam kommt mit der zunehmenden Wirkung des Alkohols ihre Selbstsicherheit wieder, denn das Schlimmste hat sie ihrer Meinung nach schon beschrieben. „Das ist ganz simpel. Der Mann, der auf Dir liegt, bewegt sich ununterbrochen und stöhnt dabei, als hätte er wahnsinnige Schmerzen. Du wirst Dich wie von selbst mit bewegen, weil Du dann intensiver seine Männlichkeit in Dir spüren kannst. Nach einer Weile wird er Dich fest umklammern und sehr heftig und ziemlich hart stoßen und dabei ...“, Carol sucht nach dem richtigen Wort, „dabei spritzt er eine klebrige Flüssigkeit, also seinen Samen, in Dich.“
Susan sieht aus, als wolle sie empört aufspringen. „Pfui, nein, Du willst mich verkohlen, Carol! Das hast Du Dir grade ausgedacht, um mich zu ärgern, das ist gemein!“ Das Girl ist entsetzt.
„Oh nein, meine kleine Unschuld!“, Carol ist jetzt die erwachsenere der beiden Mädchen, obwohl Sue acht Jahre älter ist, als die Freundin, die ihr sanft und mütterlich über die Wange streicht. „Du wirst es selber merken, dass das so natürlich ist, wie Essen und Trinken und das da gar nichts ‚pfui’ dran ist. – Außerdem ist das nun einmal die Flüssigkeit, die nötig ist, um ein Kind zu machen. Und Du wirst doch wohl mal Kinder haben wollen.“
Für eine lange Zeit schweigen die Mädchen und jede hängt ihren Gedanken nach. Es ist schon so dunkel in dem kleinen Zimmerchen, dass Carol schließlich aufsteht und die Lampe anzündet, die einen warmen, gemütlichen Lichtschein verbreitet.
Mit einem tiefen Seufzer durchbricht Susan nun endlich das Schweigen. „Weißt Du, ich glaube, ich habe zwar immer noch große Angst vor der Sache, aber andererseits, wenn ich Dich so ansehe, Dein glückliches Strahlen und Deine sehnsuchtsvolle Stimme, wenn Du darüber sprichst, dann brauche ich wahrscheinlich wirklich keine Angst zu haben. Alle machen es und es gibt sogar Frauen, die sich damit ihren Lebensunterhalt verdienen.“
„Na, ob die das allerdings noch so gerne machen, wie ich, das wage ich doch zu bezweifeln, denn es ist schon etwas anderes, ob ich nur die Sache über mich ergehen lasse, oder ob ich wirklich verliebt bin. Wenn ich mir vorstelle, dass ein Mann wie Gerrit zum Beispiel mit mir liegen würde, ich glaube, ich müsste mich drei Tage lang nur übergeben. Die Frauen, die das für Geld machen, die können sich nicht aussuchen, mit wem sie es machen, ob der Kerl nun stinkt, hässlich ist oder sie dabei auch noch quält, die müssen das alles ertragen, ob es nun schön ist oder nicht, denn schließlich werden sie ja dafür bezahlt, so wie ich fürs Ställe ausmisten. Nee“, Carol schüttelt sich, „ich könnte es nicht ertragen, wenn ein Fremder sein Ding in mich stecken würde. Ich würde ihn umbringen! Aber das ist ein völlig anderes Paar Schuhe. Du machst es aus Liebe und deswegen wird es Dir gefallen und Du wirst in einigen Tagen über Deine Angst nur noch lachen. Lass Dich einfach fallen und genieße das Glück des Augenblicks.“
Wieder schließt das Girl die Augen. „Du wirst beginnen, das Glück zu spüren, wenn Bruno Dich an den herrlichsten und unmöglichsten Stellen küsst, an Stellen, die Du kaum berühren magst.“
Jetzt beginnt auch bei Susan der Wein zu wirken und sie wird kess: „Und welche Stellen sind das?“
Carol hält ihre Augen noch immer fest geschlossen und sie glaubt, Davids streichelnde, aber auch fordernde Hände zu spüren. „Ach, einfach überall, an Deinem ganzen Körper. Wenn sich Brunos Lippen um Deine Brustwarzen schließen und er daran saugt und knabbert, wirst Du schon ohne seine Flüssigkeit zwischen den Beinen feucht werden und wenn er Dich da küsst, wo er später sein Ding in Dich steckt, dann glaubst Du zu fliegen, frei wie ein Vogel.“
Susan beißt die Zähne zusammen, ein eigentümliches Kribbeln durchdringt ihren Bauch. „Und das hat der Indian alles mit Dir gemacht?“
Carol schmunzelt: „Das hat er mir alles gezeigt und beigebracht. Ich war genau so naiv wie Du, als ich das erste Mal von ihm genommen wurde. Er war einfach großartig, auch wenn ich erst gedacht habe, er würde mich in zwei Teile zersprengen.“ Sie beißt sich auf die Unterlippe und grinst: „Du kannst es kaum glauben, dass ein Mann wie David so ungemein gefühlvoll sein kann, sich aber auch gleichzeitig so gehen lässt, stimmt’s?“
„Stimmt genau. Ich dachte immer, der Vormann ist nur korrekt, steif und absolut unnahbar. Ich hätte nie gedacht, dass er eine Frau an sich heranlässt. Ehrlich gesagt, es fällt mir noch immer schwer, mir vorzustellen, dass er sich nackt auszieht und dann ein kleines Mädchen zu seiner Frau macht.“
„Hat er aber, auch wenn ich ihn erst dazu animieren musste. Wahrscheinlich war es auch seine vermeintliche Unnahbarkeit und sein korrektes Auftreten, was mich so maßlos an ihm gereizt hat. Und nicht zuletzt auch seine Erfahrungen, die er im Laufe seines Lebens schon alle gesammelt hat. Ich stelle mir manchmal vor, dass er schon mit Frauen gelegen hat, als ich noch der ‚dicke Bauch‘ meiner Mutter gewesen bin. Ein irrer Gedanke, der mich unglaublich erregt.“
„Uh, und mich graust er.“ Susan schüttelt sich. „Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht. Ist es denn nicht komisch, mit so einem alten Mann ins Bett zu gehen?“
Carol zuckt zusammen wie unter einem Peitschenhieb. „Sag mal, spinnst Du jetzt? David ist doch nicht alt, er ist nur ein wenig älter als wir, aber das ist normal. Merkwürdig wäre es nur, wenn er sich eine Frau nehmen würde, die so viel älter wäre. Für mich bedeutet David die perfekte Ergänzung. Außerdem, wir lieben uns, da spielt doch das Alter keine Rolle. Das hat doch auch die Natur schon so eingerichtet. Ein Mann kann auch mit Achtzig noch ein Kind zeugen, aber eine Frau kann nur bis maximal Ende Dreißig eins empfangen, also hat doch alles seine Richtigkeit bei uns.“
Einen kurzen Augenblick schaut Susan die Freundin betroffen an, dann senkt sie den Blick. „Woher willst Du denn wissen, dass ein Mann mit Achtzig noch Kinder machen kann?“
„Weil es in der Geschichte genügend Beispiele dafür gibt. Sieh Dir doch nur die ollen Regenten in Europa an, die ihre blutjungen Mätressen noch ohne Schwierigkeiten reihenweise schwängern. – Dabei fällt mir übrigens ein, wie alt ist denn Dein Doktor eigentlich? Seine Stimme klang noch jung, doch weiß ich leider immer noch nicht, wie er aussieht.“
„Er sieht toll aus und er ist zweiunddreißig!“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen.
„Prima, und wie viel ist er dann älter als Du?“ Carol bekommt ihre Finger nicht so rasch sortiert, um das auszurechnen.
Susan bemerkt nicht, dass es komisch ist, dass die Freundin nicht selbst auf den Altersunterschied kommt und antwortet bereitwillig: „Er ist nur sechs Jahre älter als ich und das kann man als absolut normal bezeichnen, aber Dein David ist über zwanzig Jahre älter. Das ist schon ein wenig viel!“
„Was meinst Du damit? Viel alt oder wenig alt?“ Carol schnappt sofort nach dem in ihren Ohren grammatikalisch nicht unbedingt korrekten Satz. „Wenig viel geht nicht, das ist ein Wiederspruch. Außerdem, ich weiß gar nicht, was ihr alle habt. Erst wollen alle, dass wir ein Paar werden und jetzt kommt ihr mir so komisch. John bekniet mich seit Monaten, dass er nur David als Schwager akzeptieren würde, Dein Großvater gesteht, dass er uns mit allen Mitteln verkuppeln wollte und schließlich kommst Du und bittest zur Doppelhochzeit. Kannst Du mir verraten, was jetzt das ganze Rumgehacke auf unserem Alter soll? Ich habe das Gefühl, ihr wollt mich verrückt machen. Ihr kriegt mich noch so weit, dass ich mir einen anderen Mann suche. Angebote habe ich genug. – Was hältst Du davon, wenn ich Deinen Großvater heirate? Vielleicht bekommst Du dann noch ein paar Onkels und Tanten. Oder ich angele mir den alten Richter Harrods. Glaubst Du, wenn ich ernsthaft wollte, einer der beiden würde ablehnen? Beide gingen sofort mit mir vor den Altar und hinterher ins Bett, da kannst Du Gift drauf nehmen.“
Susan wird bleich. „Carol, an was Du so denkst. Allein ein solcher Gedanke ist absurd!“
Trotzig schiebt die Kleine das Kinn vor. „Meinst Du wirklich? Was glaubst Du denn, warum ein angesehener Richter zu einem dahergelaufenen Cowgirl sagt: ‚Wir müssen mal zusammen essen gehen!’ Bestimmt nicht, um mit mir nur Konversation über Rindviecher und Pferde zu betreiben. Denkst Du, bei einem solchen Satz sind keinerlei Hintergedanken vorhanden? Pah, daran kannst Du überhaupt nur sehen, wie verdorben ich auf alle wirke. Das kleine Flittchen aus dem Osten.“ Carol schnaubt verächtlich, aber mit einer gewissen Erfahrung.
Susan verzieht das Gesicht. „Du hast irgendeinen Zauber an Dir. Alle Männer umschwärmen Dich und tanzen um Dich herum, wie Mücken in den letzten Sonnenstrahlen. Mir ist so was noch nie passiert. Mir gegenüber verhalten sich alle nur höflich und desinteressiert.“
„Nein, ganz bestimmt alles andere als desinteressiert. Du bist halt eine Dame, da benimmt man sich eben höflich. Ich wirke auf alle so richtig schön verdorben, da braucht man nicht höflich zu sein.“ Carols Lachen klingt bitter. „Ich habe schon Anträge von allen Seiten bekommen, nicht nur von den beiden eben erwähnten honorigen Herren, auch der Sheriff und Dein Bruder sind keine Ausnahme und haben sich in die Schlange der Antragsteller eingereiht. Ob es einem der Kerle dabei ernst war, weiß ich nicht, aber dass die so auf mich fliegen, liegt bestimmt nicht an meinen grauenvollen roten Haaren. Du wirst es nicht für möglich halten, aber sogar meinen eigenen Bruder muss ich in die Schranken verweisen.“
„John? Um Himmels Willen, Carol, Du willst doch wohl damit nicht andeuten, ihr beide hättet auch schon ...?“
„Natürlich nicht, außer mit David habe ich noch mit keinem anderen Mann gelegen und ich habe es auch nicht vor. Aber mit John muss ich auf der Hut sein, es gab schon Situationen, da hätte wirklich nicht viel gefehlt. Ich habe ihm schon manches Mal gehörig auf die Finger gehauen, wenn er meinen Busen zu verlockend fand.“
Das blonde Girl schluckt und wirkt sehr ernüchtert. „Sind alle Männer so?“
„Unsinn, mir ist noch keiner zu nahe getreten, nur zwischen John und mir ist das so ein komisches Verhältnis. Er steht mir im Prinzip näher als David, denn wir sind miteinander verwandt und Blut ist noch immer dicker, wie Wasser und obwohl ich David wie eine Kranke liebe, ich liebe auch John und verspüre Schmetterlinge im Magen, wenn wir beide alleine sind. Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn mein Verstand mir nicht ununterbrochen sagen würde: Du und Dein Bruder ihr dürft niemals Mann und Frau sein. – Was ich Dir jetzt sage, musst Du für Dich behalten, vor allen Dingen David darf es niemals erfahren. Ich bedauere es manchmal, dass John mein Bruder ist. Er bringt in mir Gefühle zum Schwingen, die ich sonst nur noch bei dem Indian verspüre. Das ist mir schon bei unserer ersten Begegnung aufgefallen, als ich ihn dem Tod von der Schippe weggeschnappt habe.“ Sie schüttelt sich und knurrt: „Oh Gott, hätte ich bloß die Klappe gehalten. Ich flehe Dich an, das darf keiner jemals erfahren. David würde es nicht verstehen und ich glaube, er würde mich sofort verlassen.“
Verständnisvoll nickt Susan: „Ich kann Dich gut verstehen. John ist ein gutaussehender, lieber Kerl. Ich war mal als junges Mädchen eine Weile unheimlich verknallt in ihn, aber er hat mich gar nicht beachtet. Aber bei Dir ist das anders, Dich beachtet er und Dein Herz möchte etwas, gegen das sich Dein Kopf sträubt, indem er Dir sagt, dass es nicht sein darf. Ich glaube, ich weiß sogar, woran das liegt. Ihr habt zu wenig Kindheit miteinander verbracht. Was würde denn eigentlich passieren, wenn Du und John, na Du weißt, wenn John ‚ES’ mit Dir machen würde?“
Jetzt wird Carol kalkweiß. „Das wäre eine Katastrophe. Nicht nur, dass ich David verlieren würde, ich würde es sicher nicht bei einem Mal bewenden lassen, dafür liebe ich John zu sehr und will es im Hinterkopf wahrscheinlich sogar mit ihm machen.“
Sie pustet die Backen auf. „Ich liefe Gefahr, schwanger zu werden und das wäre das Allerschlimmste, denn die armen Kinder aus solchen Beziehungen sind meistens schwer krank. Alles Idioten, weil das Gehirn nicht richtig funktioniert.“ Sie dreht vielsagend den rechten Zeigefinger neben ihrer Schläfe. „Gott, Susan, bitte, male keinen Teufel mehr an die Wand. Das ist nämlich die größte Angst, die ich habe. Weißt Du, dass es sogar strafbar wäre, wenn John und ich miteinander schlafen würden. Oh mein Gott, drück mir bloß die Daumen, dass ich nie in eine verfängliche Situation mit meinem Bruder gerate. Dann bringe ich mich um.“
Doch erstens kommt es anders, als man zweitens denkt und oftmals bewahrheiten sich gerade die schlimmsten Befürchtungen.