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Helen blinzelte einige Male. Sie fühlte sich benommen und etwas schläfrig, aber auf eine angenehme Art und Weise. Der Alkohol hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Zwei Flaschen Wein später schreckte Nadjas Vorschlag sie kaum noch ab. Im Gegenteil. Sie fand den Gedanken daran mittlerweile mehr als reizvoll.

Ihr Blick glitt langsam ihr nacktes Spiegelbild hinab, und Helen lächelte verstohlen in sich hinein. Sie musste sich wirklich nicht verstecken. Sie war nicht sehr kurvig gebaut, aber gut proportioniert und hatte schöne, feste Brüste.

Mit einer geübten Bewegung warf sie ihre langen, schwarzen Haare über die Schulter und strich mit beiden Händen langsam über ihre Oberweite.

Das Bild des großen Standspiegels zeigte, dass sich Nadja ihr im Halbdunkel des Zimmers langsam und mit geschmeidigen Bewegungen näherte. Sie trug eine Kette und schlichte, schwarze Spitzenunterwäsche, die ihr hervorragend stand. Lächelnd trat sie hinter Helen, umgriff ihre Taille und streichelte langsam über ihren Unterbauch. Ihre Lippen waren nur einen Zentimeter von ihrem Ohr entfernt, als sie leise »Gott, du siehst echt heiß aus« flüsterte und ihr anschließend sanft den Hals küsste.

Helen lächelte, schloss die Augen und ließ den Kopf nach hinten fallen, während Nadjas Hände immer weiter ihren Bauch hinabglitten. Ihre rechte Hand zog einen Halbkreis um ihren Körper, streichelte sanft über ihren Po und verschwand schließlich zwischen ihren Schenkeln. Helen stöhnte leise auf, als sie Nadjas Finger in sich spürte und ihre andere Hand langsam über ihren Kitzler streichelte. In all den Jahren, in denen sie unzählige Stunden mit Nadja verbracht hatte, hatte sie niemals daran gedacht, mit ihr zu schlafen. Hatte überhaupt nie in ihrem Leben das Bedürfnis verspürt, Sex mit einer Frau zu haben. Und nun war sie hier. Nackt. Selbstsicher und entspannt ließ sie sich von ihrer besten Freundin streicheln. Und es gefiel ihr besser, als sie es wahrhaben wollte. Alles fühlte sich so sanft an, so natürlich, als wäre sie allein mit sich selbst.

»Ich will was ausprobieren«, flüsterte Nadja hinter ihr und hielt in ihren Bewegungen inne. Langsam entzog sie sich Helens Becken, streichelte ihr nochmals über den Po, küsste ihren Nacken und verschwand dann im Nebenzimmer.

Helen fühlte sich so erregt wie lange nicht mehr und berührte sich, ihr Spiegelbild betrachtend, sachte selbst zwischen den Beinen. Für diese Handlung würde sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach im nüchternen Zustand schämen, aber gerade war es ihr egal. Sie wollte nicht warten, bis Nadja wieder bei ihr war.

Etwa eine Minute später tauchte ihre Freundin im Blickfeld des Spiegels auf. Mit herausforderndem Blick lehnte sie sich an den Türrahmen und hielt die Hände hinter ihrem Rücken versteckt. Sie beobachtete Helen einige Sekunden lang aus dieser Entfernung und genoss offenbar sehr, was sie sah. Ihre Augen glitten über jeden Zentimeter von Helens nackter Haut, bis sie die körperliche Distanz offensichtlich nicht mehr aushalten wollte und sich ihr näherte.

Nach wie vor konnte Helen nicht erkennen, was sie mitgebracht hatte. Nadja stellte sich, eine Hand immer noch versteckt, wieder dicht hinter sie, umgriff sie mit dem linken Arm und löste Helens Hand an ihrem Kitzler ab. Ihre Bewegungen waren gekonnt, bewusst langsam und selbstsicher. Alles, was sie tat, geschah mit perfekter Präzision. Und Helen musste sich automatisch vorstellen, was Nadja wohl mit ihrer Zunge anstellen konnte, wenn ihre Hände sich schon so unfassbar gut anfühlten. Sie öffnete langsam die Augen, wollte gerade dazu ansetzen, etwas zu sagen, als sie im Spiegelbild erkannte, was ihre Freundin geholt hatte. Kurz hatte sie es aufblitzen sehen, bevor sich Nadjas rechte Hand mit dem Gegenstand darin an ihrer Hüfte entlang nach vorne bewegte.

Ein Messer.

Die Schneide spitz und etwa zwanzig Zentimeter lang, glatt geschliffen und glänzend.

Helen sog die Luft ein. Noch ehe sie reagieren oder sich vollends verspannen konnte, hatte Nadja ausgeholt.

Und ihr die Klinge seitlich in den Unterbauch gerammt.

*

Blut. Überall dunkelrotes Blut. Fließend in Strömen.

Helen stand mit weit aufgerissenen Augen ihrem Spiegelbild gegenüber, starrte wie paralysiert auf die klaffende Wunde in ihrem Bauch.

Nadja hatte sich nicht bewegt. Ihre eine Hand ruhte nach wie vor zwischen Helens Beinen, die andere war fest um den Griff des Messers geschlossen. Der Blick, den sie Helens Spiegelbild zuwarf, war gierig und kalt. Ein bizarres, perverses Bild sexuell abartigster Begierde. Der Schmerz war gleißend hell, kam in ruckartigen Schüben.

Helen wurde schwarz vor Augen, noch bevor sie aus ihrer Schockstarre richtig erwachen konnte. Ihr panischer Herzschlag trieb Blut aus Venen und Arterien und pochte tief in ihrem Bauch, um die Klinge herum wie um einen tödlichen Entzündungsherd.

»Was …?« Helen war außer Stande zu sprechen. Selbst dieses eine Wort brachte sie nicht über die Lippen. Es verhallte in einem kläglichen Laut, der aus ihrem weit geöffneten Mund sickerte.

Der Schwindel wurde übermächtig. Sie strauchelte, und plötzlich war Nadja verschwunden. Helen verlor das Gleichgewicht, stolperte rückwärts und warf einen letzten Blick auf ihr Spiegelbild.

Was sie dort sah, ließ ihren Herzschlag ein letztes Mal aussetzen, ehe sie in der Dunkelheit versank.

Sie selbst hielt den Griff des tödlichen Messers in ihrer Hand. Das Blut tropfte von ihren eigenen Fingern. Und von Nadja fehlte jede Spur.

Scherbenklang

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