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VORWORT

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Jedes Buch beginnt mit einem Vorgespräch. Das Vorgespräch ist so wichtig wie der erste Satz. Verleger und Autor treffen einander und legen sich auf Form und Umfang des Buches fest. Auch dieses Buch begann mit einem Vorgespräch. An einem Freitag, dem 13., trafen wir uns: Lektorin, Verleger und Autor. Freitag, der 13., im Aberglauben ist er als Tag des Unglücks verankert. Wir verabredeten uns am frühen Vormittag in einem beinahe leeren Kaffeehaus. Allein ein Nebentisch war besetzt: mit fünf Rauchfangkehrern, fünf Glücksbringern also.

Das Bild von den Rauchfangkehrern am Unglückstag brachte ein altes Sprichwort auf den Punkt. »Glück hinein, Unglück hinaus«, lautet es. Und es ist der Sinnspruch für die Raunächte. Das Treffen und seine Begleitumstände leiten passgenau auf den Inhalt dieses Buches über: die zwölf Raunächte zwischen der Christnacht und dem Dreikönigstag.

Sie stehen für eine Auszeit vom Alltag, für die »stade Zeit«, für die Zeitenwende. Der Tag wird zur Nacht und umgekehrt. Die »Zwölften« beruhen auf einer kalendarischen Lücke zwischen Sonne und Mond. Mondphasen dauern 28 Tage pro Monat. Die Sonne scheint 30, respektive 31 Tage. Am Ende des Jahres fehlen uns zwölf Tage. Wir machen uns also zwölf geschenkte Tage zunutze, indem wir sie der Muße widmen. Traditionell sind die Raunächte eine Zeit, in der die Natur stillsteht. Und auch das Rad der Zeit steht still. Symbolisiert durch das Spinnrad, das in dieser Zeit nicht bewegt werden darf. Dafür wird umso mehr Erzählgarn gesponnen.

Ich habe an zwölf verschiedenen Orten in Österreich Gesprächspartner aufgesucht, die nicht die Asche bewahren, sondern die Glut weitergeben, die altes Brauchtum in sich birgt. Ihre Erzählungen, ob in Märchenform oder in der Form eines handgeschriebenen Briefes, tragen dieses Buch. Sie haben mich zu eigenen Überlegungen zu dieser »heiligen Zeit« angeregt. Statt Brauchtum abzuarbeiten, konnte ich es neu denken. Durfte, ja musste es sogar neu denken! Ich beschloss, im Althergebrachten das Zukünftige zu suchen. Und entdeckte die visionäre Kraft, die in den alten Raunachtregeln steckt.

Ich möchte mit den zwölf Geschichten, die ich der Zeit zwischen der Zeit zuordne, einen Leitfaden für den Alltag spinnen. Wohlgemerkt, einen Leitfaden. Denn dieses Buch will kein Ratgeber sein. Es soll der Anregung dienen. Ganz im Sinne des Spruches: »Glück hinein, Unglück hinaus«.

Christoph Frühwirth

Nächte zwischen der Zeit

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