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Flaschenpost (24)

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Liebe Dorothe!

dieser Brief wird dich leider nie erreichen. Ich habe nicht die Absicht, ihn in die Post zu geben. Je länger ich dich kenne, desto mehr bin ich beeindruckt, und ich wünsche mir, dass wir in einem Jahr und später genauso miteinander gehen wie jetzt. Leider stehen diesem Wunsch Hindernisse im Weg. Das erste ist meine Unfähigkeit, mich dir gegenüber unbefangen zu verhalten. Überhaupt finde ich mich in der Welt derzeit schlecht zurecht. Um mich in dieser seltsamen Welt einigermaßen sicher zu bewegen, habe ich auf Basis meiner Eindrücke, Verhaltensregeln aufgestellt. Nun aber ist mein Regelwerk eingestürzt. Du bist anders als die Frauen, die ich kennengelernt habe. Bei denen wusste ich mich zu verhalten, wusste, was sie von mir erwarteten, und wann ich die Verbindung zu ihnen abbrechen musste, wenn ich nicht meinen starren Prinzipien untreu werden wollte, oder Gefahr lief, mich auf etwas einzulassen, was mir später leidgetan hätte.


Schließlich waren sie mir alle nicht wirklich wichtig. Ich wollte mit ihnen verkehren, aber ansonsten halbwegs Ruhe haben. Gleichgültigkeit war meine Einstellung, und mit der hatte ich sogar Erfolg. Dummerweise bist du mir überhaupt nicht gleichgültig. Erschwerend ist, dass ich mir von dir kein klares Bild machen kann. Entweder bist du tatsächlich so vernünftig, wie du tust, worüber ich mich freuen würde, oder du spielst bzw. heuchelst. Meine Unsicherheit ist die Ursache dafür, dass ich mich bei dir so dumm anstelle. Du musst Geduld haben und Nachsicht mit mir üben.


Programm für Montag:

In der Schule aufpassen, mitarbeiten, sich um Klassenkameraden und Pfadfinder-Mitgliederwerbung kümmern. Danach Dorothe abholen, sich bei ihrer Mutter für ungeschicktes Benehmen entschuldigen. Zuhause Latein lernen, etwas Sport, abends zur Erholung Pläne für die Oberrunde ausarbeiten, und nicht zuletzt Beten.

Splitter

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