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Der offizielle Freund (33)
ОглавлениеMit Dorothe habe ich vereinbart, dass wir den Tanzkurs als Paar besuchen, dass sie meine Dame sein soll. Da hat sie plötzlich die Idee, ich würde mit ihr als Tanzstundendame kein guter Tänzer werde. Ich soll ein bestimmtes Mädchen, das sehr gut tanzt, als Partnerin bis zum Mittelball wählen. Sie versprach, dass sie dann auf jeden Fall meine Dame für den Abschlussball sein werde. Ich ließ mich bereden und machte mich mit der guten Tänzerin bekannt.
Kurz vor der ersten Tanzstunde, erfahre ich, dass Dorothe urplötzlich einen festen Freund hat, einen Abiturienten. Ich will es gar nicht glauben. Der „NEUE“ bringt sie tatsächlich zur Tanzstunde, wartet auf sie während der Stunde, holt sie auch wieder ab und begleitet sie nach Hause. Ich bin empört, fühle mich betrogen. Ab sofort schneide ich Dorothe, wechsle kein Wort mehr mit ihr.
Anmerkung: Es war teils meine Schuld. Ich hätte klar machen sollen, dass ich mir nur Dorothe als meine Tanzpartnerin vorstellen kann. Ich hätte ihr erklären müssen, sie werde mit mir das Tanzen schon lernen. Zu dieser Zeit verstand ich noch nicht, dass man nicht alle Wünsche, nicht alle Aufforderungen wörtlich nehmen darf. Dorothe war besorgt, ich könne an einer besseren Tänzerin Gefallen finden und wollte von mir hören, dass für mich keine andere als sie in Frage käme.
Einige Wochen später war mir klar, dass der offizielle Freund nur als Fassade diente. Zwei Monate später: Dorothe und ich reden wieder miteinander, tanzen miteinander. Ich begleite sie nach Hause.
Aber dieser seltsame Freund stand bis zu seinem Abitur zwischen uns, und solange lagen meine Gefühle auf Eis. Dann erklärte Dorothe, er habe ihr den Laufpass gegeben, und er verschwand aus ihrem und meinem Leben.
Ich habe Angst, dass wir aneinander vorbeigehen, ohne uns zu erkennen, dass sich unsere ausgestreckten Hände nicht finden. Wenn wir einander nahekommen, schließen wir uns ein. Wir machen uns Käfige, verschließen unsere Münder. Lass uns die Käfige aufbrechen, die Schlösser abreißen. Ich will dich finden und will, dass du mich findest. Rühr mich an, mach mich lebendig.
Als ich dich neben einem anderen sah, brannte etwas in mir. Als du fortgingst, fror etwas in mir. Ist das, weil ich dich liebe? Wer weiß, wann er liebt? Wann ist einer reif für die Liebe? JEDENFALLS EMPFINDE ICH FÜR DICH ETWAS ANDERES ALS FÜR DIE anderen Frauen, die ich kenne. Und dieses Andere lässt mich erschrecken. Ich möchte soweit fort von dir, dass ich dich vergesse, und sehne mich doch mehr nach dir, als dass ich mich fernhalten könnte.
Es bohrt wieder mal und wirklich übel. Lass mich verdammt nochmal in Frieden, Dämon. Ich will doch nichts als Frieden mit mir selbst. Gib mir doch Ruhe! Wenn ich mich wenigstens betäuben könnte. Es ist grässlich, mit sich selbst und seinem Dämon alleine zu sein. Bin ich dazu in die Welt gesetzt, dass ich hier verkümmere? Ist das Liebe, was in mir ausgebrochen ist? Ist man so unglücklich, wenn man liebt? Die Hölle ist kein Feuer. Sie ist ein Bohren mit einem Bohrer aus Eis. Ich bin müde. Ich möchte mich jetzt hinlegen und einschlafen. Aber es reißt mich weg. Ich muss ruhig denken!