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Zweifel (38)

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„Traurig froh wie das Herz, wenn es sich selbst zu schön liebend unterzugehen, in die Fluten der Zeit sich wirft.“


Wie schnell doch so ein Tag vorbeigeht. Kaum ist man richtig wach, kaum wird man sich seiner voll bewusst, ist er schon wieder vergangen. Man kommt nicht dazu, die Eindrücke, von denen man überfallen wird, zu verarbeiten oder gar zu behalten. Wir leben zu schnell. Dieses Leben, in das ich mich allmählich wieder einmische, reißt mich fort wie ein Strudel. Ich habe nichts, um mich festzuhalten. Ich laufe Gefahr zu ertrinken, und das gerade, weil ich versuche loszukommen, von dem, was mich festhält.


So fühle ich mich, genauso wie es Hölderlin in diesen Versen unübertreffbar zum Ausdruck bringt.


Heute habe ich mit Dorothe telefoniert. Wie nicht anders zu erwarten, habe ich mich nicht sonderlich geschickt angestellt. Immerhin, sie schien mir wohlgesonnen. Nun in guter Hoffnung für die Zukunft kann ich mich getrost ein Stück von ihr entfernen, vorsichtig freilich und die aufgetrennte Nahtstelle offenhaltend, damit sie sich nach den Ferien aufs Neue schließen kann, aber dann besser und sicherer. Liebe ich an Dorothe, was ich in sie hineinprojiziert habe? Wenigstens kommen mir Zweifel, ob sie wirklich ist, was sie mir scheint. Habe ich nicht vielleicht für mein ungestilltes Verlangen ein Becken gesucht, in das ich es ausschütten konnte, um mich dann in meinem eigenen Bild wieder zu finden? Habe ich mich in die scheinbare Tiefe hineingeträumt? Dorothes Abiturientenfreund hat doch erhebliche Zweifel an ihrem Charakter wachgerufen.

Anmerkung: Die Pubertät auf ihrem Höhepunkt!


Mich beschäftigen zwei weitere Fragen. Warum werden meine Schwester und ihr Freund Tobias sofort aggressiv, wenn ich zu leben anfange, wenn ich mich auch nur ein klein wenig öffne. Sie scheinen beide irritiert, verunsichert, sogar neidisch, wenn ich versuche, Kontakt zu ihnen herzustellen, mich auf die gleiche Stufe wie sie zu stellen.


Das zweite Problem, stellt sich dar, wie folgt: Ich habe ein Bedürfnis, mich im Erleben der Natur zu verlieren, oder im Zauber einer Nacht, im Reiz eines Sonnenuntergangs. Ich möchte diese Bezauberung in meiner Fantasie wiederholen, oder in meiner Fantasie neu erschaffen. Ist das Flucht vor der Wirklichkeit, Flucht in eine Traumwelt oder der Wunsch, in die Wirklichkeit einzutauchen?

Was ich schreibe, kommt mir nicht logisch vor!

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