Читать книгу Zorngeboren - Die Empirium-Trilogie (Bd. 1) - Claire Legrand - Страница 10
5 RIELLE
Оглавление»Leichtfüßiges Feuer, lodere nicht mit Wut oder Gier.
Brenne ruhig und treu, brenne sauber und hell.«
Der Feuerritus
Wie erstmals gesprochen von Sankt Marzana der Glorreichen, der Schutzheiligen von Kirvaya und den Feuerzeichnern
Rielle sah, wie die sieben falschen Schiedsrichter Audric einkreisten. Ihre Schwerter glänzten. Es waren Männer aus Borsvall.
Andere Reiter wichen aus und preschten weiter über den Pass, die Blicke auf die Strecke gerichtet und auf das Preisgeld, das am Ende winkte.
Audric sah sich um, während sich die feindlichen Soldaten hinter ihm V-förmig aufstellten. Einer hatte ein Schwert, das lange Spiralen aus Schwärze aus der Luft zog – ein Schattenwerfer, der Dunkelheit um sich verbreitete und Audric in Nebel hüllte.
Rielle sah das alles und sah doch keinen von ihnen.
Es gab nur Audric. Belanglos waren die Verlobung und Ludivine, und der gesamte königliche Hof sollte in der Verdammnis verschwinden.
Audric gehörte ihr, und diese Männer wollten ihn töten.
Messerscharfe Wut wallte in ihr auf. Wie konnten sie es wagen? Sie packte Maliyas Zügel und stieß einen wilden Schrei aus. Die Stute raste mit ihr hinter den anderen her.
Nicht einmal Audric konnte es mit ihnen allen aufnehmen, nicht unbewaffnet – und Rielle wusste, dass er heute unbewaffnet war. Als sie ihm vorgeschlagen hatte, er solle wenigstens seine zweitrangigen, weniger mächtigen Urformen irgendwo am Körper versteckt mitnehmen, hatte er protestiert. Waffen sind gegen die Regeln, Rielle. Selbst meine Dolche. Das weißt du.
Hätte er sein Schwert Illumenor bei sich, wäre es kein Problem gewesen. Doch Audric konnte ohne seine Urformen das Sonnenlicht nicht herunterholen. Das war nicht einmal den Heiligen gelungen.
Niemand konnte das – außer ihr.
Im Handumdrehen war das jahrelange Training vergessen, das sie gelehrt hatte, jeden Instinkt zu unterdrücken. Eine tief in ihrem Herzen verschlossene Tür flog auf.
Sie streckte eine Hand aus, als könnte sie die Mörder allein durch ihre Wut stoppen. Eine gewaltige Hitzewelle fuhr durch ihren Körper und an ihren Fingerspitzen saßen zehn Feuerpunkte.
Flammen loderten vor ihr auf und jagten in zwei brennenden Spuren den Pass hinauf.
Die Welt bebte. Ein heißes Fauchen riss die Luft entzwei. Rielle musste fliegenden Erdklumpen ausweichen. Maliya kam unter ihr ins Straucheln und stieß einen schrillen Schrei aus, während Rielle sich kaum im Sattel halten konnte.
Sie vernahm einen Angstschrei und blickte zurück, auf den Weg, den sie gekommen war. Das rußgeschwärzte Land hinter ihr sah aus, als wäre es von Monsterklauen aufgerissen worden. Andere Reiter brachten ihre Pferde zum Stehen und lenkten sie weg von dem zerfetzten Erdreich.
Unter Rielle hoben und senkten sich Maliyas glitzernde Flanken. Sie forderte zu viel von ihrem Pferd. Sie sollten nicht so schnell reiten.
Doch Rielle wollte nicht anhalten.
Dort, direkt vor ihnen, waren die Attentäter aus Borsvall. Sie ritten jetzt zum Pass, preschten durch die Berge in Richtung Stadt zurück, um Audric den Weg abzuschneiden. Riesige Felsen rollten zu beiden Seiten des Passes hinab und prallten aufeinander, sodass Erde und Steine aufflogen. Die anderen Reiter versuchten dem Geröll auszuweichen, was nur manchen gelang. Einige Männer stürzten und standen nicht wieder auf.
Rielle erwog, stehen zu bleiben, um dem Nächsten zu helfen, doch dann sah sie den Speer eines der Attentäter aufblitzen, der klebrige Feuerklumpen auf Audric schleuderte. Ein Feuerzeichner. Die Flammen hefteten sich an Audrics Umhang und Stiefel. Er duckte sich unter einem Feuerstreifen, der über seinen Kopf flog, und lenkte sein Pferd nach rechts. Die Luft um ihn herum leuchtete und prasselte. Brannte seine Macht als Sonnenbändiger nicht darauf, loszubrechen?
Rielle trat Maliya in die Flanken. Schneller, schneller.
Wenn ihm irgendetwas zustieß, wenn er starb, bevor sie ihm sagen konnte …
Zu beiden Seiten von ihr platzte der Boden auf. Frische Flammen loderten aus dem Erdreich, das sie aufgerissen hatte, und tauchten ihr Gesicht in Hitze. Steine flogen in alle Richtungen. Einer prallte gegen die Schulter eines anderen Reiters, während der Mann versuchte, Rielle auszuweichen, und stürzte.
Schuldgefühle überkamen sie, doch auf einmal brüllte Maliya, die jede Orientierung verloren hatte. Irgendetwas stimmte nicht. Ihr Gang war ungleichmäßig.
Rielle kam ins Rutschen und wäre beinahe vom Sattel gefallen. Mühsam zog sie sich wieder hinauf und atmete einen Mundvoll Rauch ein.
Maliya stieß ein weiteres schreckliches Schnauben aus. Sie keuchte. Rielles Beine brannten. Alles war zu heiß.
Ein Stück vor ihr hatte Audric es bis zum Pass geschafft.
Rielle trieb Maliya härter an, und sie folgten ihm dorthin. Die Luft war voller Rauch und Flammen und dem Poltern fallender Steine. Das berauschende Hochgefühl der Macht, die durch Rielles Körper brauste, war so überwältigend, dass sie sich kaum im Sattel halten, kaum denken, kaum atmen konnte.
Und irgendwo ganz in der Nähe brannte etwas.
Hinter den Attentätern ein Farbblitz und der Schrei eines Mannes: Audric, gerade noch außer Reichweite seiner Angreifer, trieb sein Pferd immer schneller an. Doch die Männer aus Borsvall waren ihm dicht auf den Fersen.
Rielle leckte sich die Lippen, schmeckte Schweiß.
Sie hatte keine Waffen dabei. Warum hatte sie keine Waffen mitgenommen?
Der borsvallianische Reiter, der ihr am nächsten war, drehte sich im Sattel um und schrie entsetzt auf. Er schleuderte seine Axt in die Luft und riss sie wieder zurück. Rielles Pferd machte unter ihr einen Satz, stieß einen schrillen Schrei aus und strauchelte. Der Mann war ein Metallmeister; seine Kraft flog durch seine Urform aus seinem Körper heraus und zerrte Maliyas Trense nach links und rechts und dann wieder nach links. Ein säuerlicher metallischer Geruch in der Luft ließ Rielle würgen. Sie griff nach unten und warf alles, was sie fühlte, nach dem Reiter.
Hitze schoss durch ihren Körper, vom Bauch bis in die Finger. Ein weiß glühendes Geschoss flog auf den Reiter aus Borsvall zu und umhüllte ihn mit Gold. Einen Moment lang verkrampfte er sich und seine Umrisse waren von Licht gezeichnet. Dann wälzte er sich am Boden, während seine Axt neben ihm zu Asche zerfiel.
Rielle jagte an ihm vorüber. Sein Geruch verursachte ihr einen Brechreiz, genau wie der Anblick des verkohlten Haufens, der einmal ein lebendiger Mensch gewesen war.
Wie ihre Mutter.
Sie waren an jenem Tag zu Hause gewesen, umgeben von Kerzen. Ein Abendgebet, ein dummer Streit – und eine Explosion.
Rielle blickte auf ihre Hände. Die Reithandschuhe waren versengt, blutige Streifen zogen sich über ihre Handflächen. Sie drehte eine Hand nach links und dann nach rechts. Ein weißgoldener Schimmer blitzte unter ihrer Haut und verblasste wieder.
Sonnenlicht.
Wäre Magistra Guillory nicht stolz auf sie? Eine echte Sonnenbändigerin, die die Sonne mit bloßen Händen herunterholen konnte.
Sie lachte, ein gebrochener Laut. Was geschah mit ihr? Ihr Körper war ein Leuchtfeuer, das sich immer weiter ausbreitete, und sie konnte es nicht aufhalten.
Sie ließ die Zügel fallen, während ihr Instinkt ihr befahl, nach einer Waffe zu greifen, und obwohl sie nur in leere Luft griff, knisterten ihre Handflächen vor Hitze. In blinder Panik schleuderte sie ihre Hände nach den borsvallianischen Angreifern. Eine unsichtbare Macht warf die Männer zu Boden. Ihre reiterlosen Pferde brachen aus, verrückt vor Angst.
Benommen sah Rielle sich um. Die bebende Welt hinter ihr war ein Spinnennetz aus Rissen. Ihr Verstand fühlte sich ähnlich zerrissen an, als hätte ihre Macht alles in ihr zum Einsturz gebracht.
Wo war Audric? Hektisch hielt sie durch Rauch und Staub Ausschau nach ihm.
»Rielle!« Eine vertraute Stimme.
Es war Audric, zu Fuß. Sie musste auch ihn vom Pferd geworfen haben, und jetzt humpelte er. Rielle trieb Maliya zur Eile an. Audric wich vor ihrem Anblick zurück. Ein schrecklicher Ausdruck legte sich über sein Gesicht.
Was sah er?
Ein dicker schwarzer Pfeil sauste an ihr vorüber.
Rielle riss Maliya herum, so hart, dass sie das Einschneiden der Trense in ihrem eigenen Mund spürte. Sie hielt auf den Mann zu, der auf sie geschossen hatte. Er musterte sie und griff nach dem nächsten Pfeil.
Er legte ihn an. Dann zielte er nicht auf sie, sondern auf Audric.
Rielle rief Audric zu, wegzugehen, und trieb Maliya an, um zwischen ihn und den Schützen zu gelangen.
Maliya machte ein paar unsichere Schritte, und schließlich gab unter Rielle etwas nach. Sie blickte nach unten. Ihr Pferd war ein wunder, fleischiger Haufen – blutüberströmt, Teile seines grauen Fells verkohlt und qualmend.
Das Entsetzen traf Rielle wie ein Schlag in den Bauch. Sie ließ die Zügel fallen und lehnte sich auf dem Sattel zurück. Sie musste von diesem schrecklichen Tier unter ihr wegkommen. Woher stammte es überhaupt?
Maliyas Kruppe sackte erst weg und bäumte sich dann noch ein letztes Mal auf. Rielle fiel unsanft auf die Seite. Hektisch kroch sie davon und krallte sich in die Erde, um wegzukommen.
Ein weiterer Pfeil des Attentäters aus Borsvall – doch weder auf Rielle noch auf Audric gerichtet. Der Pfeil traf Maliya zwischen den Augen; ihr Gebrüll verstummte. Dampfend blieb ihr Kadaver liegen.
Rielle kauerte sich auf den Boden, den üblen Geruch von Maliyas verbranntem Fleisch in der Nase. In ihren Gedanken suchte sie noch immer nach Audric, doch als sie versuchte aufzustehen, wollte ihr Körper ihr nicht gehorchen. Mühsam hievte sie sich hoch und würgte. Sie war ganz von Schmutz und Blut bedeckt – von ihrem eigenen und dem von Maliya.
Das Klirren von Metall auf Metall dröhnte durch die Luft. Schwerter.
Audric.
Verzweifelt suchte Rielle mit schwindender Sehkraft nach einer Waffe, irgendetwas, was die Männer aus Borsvall fallen gelassen hatten. Selbst ein Stein würde schon genügen.
Oh, Gott steh ihr bei, das arme Pferd.
Was hatte sie getan?
Sie wischte sich die blutigen Hände an ihrem Hemd ab. Die Erde bebte noch immer, als marschierte eine Armee von zehntausend Männern auf die Hauptstadt zu.
»Hör auf«, flüsterte sie, denn sie wusste, es war alles ihr Werk – das Pferd, die herabstürzenden Felsen, die Risse in der Erde.
Sie hatte die Beherrschung verloren, nach allem, was Tal und ihr Vater versucht hatten sie zu lehren. Dabei hatte sie ihnen nur zeigen wollen, dass sie vertrauenswürdig war, dass sie ein Leben außerhalb des Tempels und ihrer einsamen Gemächer verdient hatte.
Doch jetzt würde ihr Vater sie noch mehr hassen als zuvor.
Jeder auf der Rennstrecke hatte es gesehen.
Was war sie eigentlich?
Heftig schlug sie die Hände auf den Boden, ohne die Schmerzen zu beachten. »Aufhören!«
Ein Grollen, eine schnelle Windbö. Auf einmal war alles heiß.
Aus der Ferne vernahm sie Schreie von der Rennstrecke her. Jemand sprach durch den Verstärker.
Sie blickte auf.
Sie war bis zum höchsten Punkt des Passes gekrochen. Vor ihr lag ein Abhang, dahinter das Tiefland, die Ziellinie und die Zuschauerlogen rundherum. Die Hauptstadt – die Dächer der sieben Tempel und die von Baingarde, dem Königsschloss, leuchteten in der Sonne.
Zwei Feuerspuren erstreckten sich wie lange, hungrige Zungen von ihren Händen bis zur Stadt hin.
Rielle kam stolpernd auf die Beine, von Erschöpfung gezeichnet. Audric rief ihr eine Warnung zu. Als sie sich umwandte, sah sie einen der übrig gebliebenen borsvallianischen Männer auf sie zukommen, sein Schwert erhoben, an dessen Klinge Feuer knisterte. Seine Augen waren aufgerissen und weiß, sein Gesicht war verzerrt. Dieser Meuchelmörder, dieser Feuerzeichner mit seinem flammenden Schwert, hatte Angst vor ihr.
Erneut ließ sie sich fallen und rollte weg; sein Schwert sauste dort, wo sie gestanden hatte, durch die Luft. Feuer versengte ihr Haar. Rauch biss ihr in die Nase.
Audric sprang vor sie, einen glühenden Dolch in jeder Hand.
Rielle wurde vor Erleichterung ganz schwindelig. Er hatte also doch Waffen eingeschmuggelt.
Audrics Gesicht war wutverzerrt. Als das glühende Schwert des Attentäters gegen seine sonnenhellen Dolche stieß, schmerzte der Zusammenprall Rielle an den Zähnen. Funken flogen. Flammen umzüngelten Audrics Gesicht, während sich das Schwert des Feuerzeichners auf ihn senkte. Doch Audric wankte nicht. Er stand unerschüttert vor Rielle und seine Dolche ließen Sonnenblitze über den Boden zucken. Brüllend warf er sich auf den Mörder und schlug ihm das Schwert aus der Hand. Ein zweifacher Bogen aus Sonnenlicht sprühte aus seinen gekreuzten Dolchen und warf den Attentäter zu Boden. Der Mörder richtete sich wieder auf, Gesicht und Arme verbrannt, und stürmte mit einem kehligen Verzweiflungsschrei auf Audric los.
In Rielles Kopf gellte es bei jedem Zusammenstoß ihrer Klingen. Sie klammerte die Hände fest um ihren Schädel, um sich zusammenzureißen. Wenn sie ihr Feuer nicht aufhalten konnte, würde die Stadt brennen.
Audric begegnete jedem der Hiebe des Mannes mit einem eigenen. Seine Dolche sangen, und die Luft vibrierte vor Hitze. Er tänzelte vor und zurück, um einem tödlichen Stoß auszuweichen. Dann wirbelte er herum, schleuderte einen Lichtschild aus seinen Dolchen und stach den Geblendeten in den Bauch. Der Mörder fiel, sein Schwert war schlagartig ausgelöscht. Ein weiterer Attentäter näherte sich. Audric fuhr herum und fing die Klinge des anderen mit seinen beiden ab. Dieser Mann war ein Windflüsterer, um ihn herum blies ein heulender Wind. Er quoll in Spiralen aus seinem Schwert wie eine Armee aus Stürmen und hätte Audric beinahe umgeworfen.
Ihre Schwerter blitzten, doch selbst Audric hatte seine Grenzen. Dieser zweite Mörder war ein Bär von einem Mann. Wenn Audric nur Illumenor gehabt hätte …
»Lauf, Rielle!«, schrie er ihr zu und die Locken klebten ihm an der Stirn. Er stieß seinen Angreifer von sich und duckte sich unter einem heftigen Schwertstoß des Mannes weg.
Rielle blickte sich um und sah etwas Metallenes auf der Erde glitzern: ein heruntergefallener Dolch, in dessen Schaft das Wappen der Königsfamilie von Borsvall eingraviert war – ein Drache, der über einen Berg flog.
Mit letzter Kraft griff Rielle nach dem Dolch und richtete sich mühsam auf. Ihre Beine gaben fast nach, ihr Blick war trüb. Sie überwand den Schmerz, der durch ihren Körper fuhr, und sprang los. Die Klinge fand ihren Weg zurück, in den Hals des Mannes aus Borsvall.
Rielle sah den Mann fallen und spürte die Luft, die aus ihm strömte, als er den letzten Atemzug tat. Die Welt war nur noch ein dumpfes Summen rings um sie her.
Sie sah, wie das Feuer den Abhang hinab und auf die Stadt zu raste und dabei jeden Grashalm in Brand steckte, den es berührte.
Aufhören, dachte sie. Bitte, hör auf. Tu ihnen nichts. Mit letzter Kraft griff sie nach dem Feuer, um das Inferno zu sich zurückzuholen, doch dann flutete Finsternis ihre Sicht.
Vielleicht hatte sie das Feuer ja gar nicht verursacht. Vielleicht war das alles ein schrecklicher Traum. Sie würde am Morgen des Rennens erwachen. Ludivine würde ihr dabei helfen, sich aus Tals Studierzimmer zu schleichen. Sie hatten es doch alles geplant.
Sie würde das Rennen gewinnen und Audric würde sie lachend in seine Arme schließen. Er wäre stolz auf sie, würde ihr gratulieren und sie dann zurücklassen, um mit Ludivine ganz allein zu speisen, und ein Teil von Rielle würde sterben, wie immer, wenn sie an die schreckliche Wahrheit seiner Verlobung erinnert wurde.
Rielle witterte einen Geruch im Wind – versengte Haare, verbranntes Pferdefleisch.
Es war kein Traum gewesen.
Wie hatte sie das tun können?
Wie hatte sie das gemacht?
Ihr Vater hatte recht. Tal hatte recht. Am besten verbrachte sie den Rest ihres Lebens in einem stillen Gemach, mit Gift ruhiggestellt. Man konnte ihr nicht trauen.
Sie fiel auf die Knie, in ihrem Kopf drehte sich alles. Starke Arme fingen sie auf. Sie spürte eine Hand in ihren Haaren und heiße Lippen auf ihrer Stirn.
»Rielle«, rief Audric. »Rielle, mein Gott, du bist verletzt. Bleib wach. Schau mich an, bitte.«
Ehe die Finsternis sie umfing, hörte sie eine zweite Stimme – männlich und betörend und sanft wie ein Schatten.
Ich glaube, es ist an der Zeit, mich vorzustellen, sagte die Stimme. Sie fühlte sich an wie ein Kuss und kam von weit weg und ganz nah zugleich.
Dann nahm sie nichts mehr wahr.