Читать книгу Vom MILLENNIUM bis zum JAHR 2021 - Claudia Stosik - Страница 12

Es ist der 17. Mai 2002 nach Christi Geburt, Freitag vor Pfingsten. Ein guter Bekannter hat letzte Woche in Stuttgart gearbeitet, ist gestern Abend nach Hause gekommen. Seinen Chef hatte er angerufen und gefragt, ob der beantragte Urlaub genehmigt sei, weil der Urlaubstermin heran rückte, aber der Chef weigerte sich, diese Frage zu beantworten.

Seine Frau informiert mich, dass der Ehemann auf Anforderung seiner Firma und mit Rücksicht auf die Buchung eines Urlaubsplatzes, bereits im Januar seinen Urlaubstermin in schriftlicher Form genannt habe. Bisher sei weder eine Zustimmung noch eine Ablehnung erfolgt und wiederholte Anfragen brachten, siehe oben, keine Klärung. Nun könne der Fall eintreten, dass bei einer nicht mehr auszuschließenden Ablehnung der bezahlte Urlaubsplatz nicht in Anspruch genommen werden könne.

Sie brüsten sich mit „unseren Werten“, mahnen die Einhaltung der Menschenrechte an, unsere Oberen (aber nur bei den anderen). Als Wertegesellschaft wird das bezeichnet. Aber zu den Menschenrechten zählt nach ihrem Verständnis auch, dass ihre Knechte willig und flexibel sind.

Seit Jahren arbeitet mein Bekannter im Auftrage seiner Firma in den „alten“ Bundesländern, am Bodensee zum Beispiel, in München, Stuttgart, Sindelfingen oder Ingolstadt, auf jeden Fall aber weit weg entfernt von der Heimat, so dass er oft auch an den Wochenenden nicht zu Hause ist. Nun muss er damit rechnen, dass man ihm seinen Urlaub streitig macht, die einzige Zeit im Jahr, die er gemeinsam mit seiner Familie verbringen kann. Und dann wundern die sich auch noch, die ganz oben, dass ihren Untertanen die Lust vergeht, unter diesen Bedingungen Kinder in die Welt zu setzen.

Mai 2002

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