Читать книгу Der wunderbare Garten der Druiden - Claudia Urbanovsky - Страница 10
ОглавлениеKapitel 2.3 Baldrian
Volkstümlich: Hexenkraut, Theriakwurz, Katzenbuckel
Botanisch: Valeriana officinalis
Gallisch-keltisch: Uaelaerian
Bretonisch: Uaelaerian
Die 25 bis 100cm hohe Staude ist überall in Europa beheimatet.
Der kurze, walzenförmige Wurzelstock trägt viele fingerlange, stielrunde, nestförmig zusammengedrängte, braune, innen weißliche Wurzelfasern mit charakteristischem Geruch. Der einfache Stängel ist gefurcht, unten kurzhaarig und oben kahl. Die unpaarig gefiederten Laubblätter sind mit 5 bis 11 Paaren lanzettlichen, linealischen ganzrandigen bis grob gezähnten Fiedern versehen. Die hellrotlila bis weißen Blüten sind zu rispigen Trugdolden vereinigt. Der Baldrian gedeiht unter den verschiedenartigsten äußeren Verhältnissen sowohl an sonnigen als auch an schattigen ebenso an feuchten wie an trockenen Orten, denen er sich durch die mannigfaltige Ausbildung der Laubblätter vortrefflich anpasst. Je trockener und sonniger der Standort ist, umso schmälere und kleinere Blattabschnitte entwickelt die Pflanze. Die Bergformen sind im Allgemeinen aromatischer als die Sumpfformen. Die Blütezeit der Pflanze erstreckt sich von Juni bis August. Allerdings kann man die Baldrianwurzel erst im zweiten Lebensjahr der Pflanze ernten. Es wird nur die Wurzel, »Valeriana radix«, verwendet. Man kann sie entweder im Herbst, nach dem Absterben der Blätter, ausgraben, oder im Frühjahr, bevor die oberirdischen Teile ausschlagen.
Die oberirdischen Pflanzenteile selbst, die einen sehr spezifischen Duft haben, manche empfinden ihn als ekelerregend, trägt u.a. zur leichten Identifizierung von Baldrian bei, locken Katzen (und wohl auch Fische, wie manche Angler behaupten) an, haben aber ansonsten keine Heilwirkung. Allerdings wird diesen »stinkenden« Blüten im Volksglauben eine »hexenabwehrende« und »teufelsvertreibende« Wirkung zugeschrieben, daher wohl der Name »Hexenkraut«!
Erstaunlicherweise ist es beim Baldrian der Wurzelaufguss als Tee, der die stärkste therapeutische Wirkung hat, während die ätherische Tinktur die schwächste Zubereitung ist!
Valeriana war auch den griechischen und römischen Ärzten bekannt. Genauso wie die Druiden-Ärzte der gallischen Kelten wussten sie um seine beruhigenden, erwärmenden, menstruationsfördernden und harntreibenden Fähigkeiten. Dioscurides beschreibt ihn zusätzlich als hilfreich bei Seitenstechen. Bis weit in die dunkle Zeit hinein muss Baldrian sowohl als schmerzstillendes als auch stark beruhigendes Mittel große Bedeutung besessen haben, worauf auch hindeutet, dass die weißen, stinkenden Baldrianblüten in verschiedenen Gegenden immer noch Bestandteil der Sommersonnwendkränze sind. Darüber hinaus hat sich mancherorts in der feuchten und ausgesprochen baldrianträchtigen Normandie die Tradition gehalten, bei der die Baldrianwurzeln in Wein eingelegt und dann, bei nervösen Zuständen, aber insbesondere bei Hysterie und dergleichen, die eingelegten Wurzelstücke gekaut werden.
In der medizinischen Literatur des Mittelalters findet der Baldrian sich unter verschiedenen Namen wieder, der bekannteste ist wohl »Theriaca« – Allheilmittel. Das Einsatzgebiet der Pflanze war sehr groß. Auffällig ist jedoch, dass in diesen Schriften nirgends die in der Antike und heute wieder so gebräuchliche Verwendung als Nervenberuhigungsmittel erwähnt wird. Lediglich der weitgereiste Paracelsus deutet gezielt auf die Verwendung als Beruhigungsmittel hin. Dagegen scheint man Baldrian im größeren Rahmen als Aphrodisiakum eingesetzt zu haben, denn eine altmittelhochdeutsche Handschrift des 15. Jahrhunderts aus dem Schloss Wolfsthurn bei Sterzing berichtet: »Wilter gute freuntschaft machen under manne und under weibe, so nym valerianum und stosz die czu pulver und gib ins czu trinken in Wein. «
Auf die uralte Verwendung gegen Pest und andere Seuchen nehmen zahlreiche, noch heute im Volk bekannte Sprüche Bezug. So besagt ein Spruch aus »Bald’s Leechbook«, dass diejenigen, die Baldrian trinken, »davonkommen« werden, was sich möglicherweise auf die Ansteckung mit Pest bezog.