Читать книгу Taiwan Outdoor Reiseführer - Claudius Petzold - Страница 21

Die völkerrechtliche Stellung Taiwans ist umstritten. Alle westlichen Demokratien und wichtige Staaten erkennen das demokratische Taiwan nicht als Staat an. Bösartige Zweifler mit antikapitalistischer Grundorientierung vermuten, dass hier schnödeste Wirtschaftsinteressen die hehren Ansprüche der Europäischen Union und der Vorbildnation Deutschland überrennen. Das ist natürlich völliger Unsinn. Ob Taiwan nun ein Staat ist, ist höchst philosophischer Natur, insbesondere wenn man es mit dem anarchischen Somalia (das unstreitig ein Staat ist) vergleicht. Taiwan ist aber de facto unabhängig. Es hat eine eigene Armee, Verwaltung, selbstgewähltes Parlament und einen Präsidenten (der gerade amtierende ist immer der unbeliebteste). China hat keinen direkten Einfluss auf die inneren Verhältnisse Taiwans. Ohne Erlaubnis Taiwans kann kein Chinese den Boden betreten. Der (geringe) Einfluss der Ureinwohner, die Besiedlung und reale Trennung von China seit dem 11. Jahrhundert, die schwache Herrschaft Chinas seit Ende 16. Jahrhundert (jeder streitet sich mit jedem, Ureinwohner untereinander, chinesische Siedler untereinander, Hakka untereinander, frühere und spätere Einwanderer untereinander, Familien, alle Gruppen in verschiedenen Bündnissen gegeneinander), die Kolonialisierungsversuche diverser Staaten, die erfolgreiche japanische Kolonialisierung 1895 bis 1945, die brutale Herrschaft der chinesischen Nationalisten bis etwa 1990, die Demokratisierung, die Drohung durch den chinesischen Großen Bruder – sie haben schon irgendwas anderes aus Taiwan gemacht. Die politisch korrekt-gehorsame, gerne verwendete Bezeichnung „Chinese“ für Taiwaner wird übrigens von China selbst nur selten so gebraucht. Die bezeichnen sich untereinander auch nur als Shanghaier, Taiwaner etc. Wer sich für diese Thematik interessiert, mal im Internet „Taiwanreporter, Bardenhagen“ eingeben. Der ist zwar kein Wissenschaftler, aber im Gegensatz zu diesen Geistesgrößen lebt er in Taiwan. Er ist eher unabhängigkeitsnah, etwas euphorisch zu Taiwan, aber sehr lesenswert.