Читать книгу Taiwan Outdoor Reiseführer - Claudius Petzold - Страница 8

I. Allgemeine Reisehinweise

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Aberglauben: Unabhängig von der Frage, ob Glaubensbestandteile (des Taoismus) als Aberglauben abgetan werden sollten: Sterben, Friedhöfe, insbesondere der nicht - natürliche Tod sind in Taiwan noch sehr mit Befürchtungen vor weiterem Unglück besetzt. Das geht soweit, dass Häuser, in denen sich ein unnatürlicher Tod ereignete nur schwer verkäuflich sind – unter hohem Preisabschlag. Bei Verkauf muss nach Gerichtsurteilen auf diesen Makel hingewiesen werden. Ein Hauseigentümer hat einmal sogar Rettungskräften den Durchgang durch seine Wohnung zu einem Schwerverletzten auf dem Hinterhof verweigert, damit seine Wohnung nicht zur Geisterwohnung wird. Letzterer verstarb dann im Hinterhof, Wohnung blieb aber „sauber“. Ist irgendwo ein tödliches Unglück geschehen, wird diese Gegend eine Zeit lang gemieden – vorteilhaft für den westlichen Gast, weil sie dann nicht überfüllt ist. Man sollte seine Reisstäbchen nicht senkrecht in eine Schale stecken. Mit dem taiwanischen Fahrer kommt der Besuch eines Friedhofes und einer fremden Beerdigung nicht in Frage – dies würde wohl gerade das Unglück herausfordern. Der Rest betrifft den ausländischen Gast sowieso nicht, ein wenig Respekt vor/in Tempeln schadet allerdings in keinem Land.


Alkohol: Gern, oft und viel! Aber nie im Straßenverkehr! Sehr hohe Strafen, ab 0,4 Promille droht Zwangsübernachtung im eher billigen Staatshotel plus unfreiwilliges Tragen der Stahl-Acht! Pech, wenn Medien in der Nähe sind, die Live übertragen! Berglodges im Hochgebirge verkaufen oft kein Alkohol wegen der Höhengewöhnung, wegen des oft schnellen Aufstiegs auch sinnvoll.

Arztbesuche: Die Qualität der Behandlung entspricht westlichem Standard, Ärzte sprechen oft etwas Englisch. Die Kosten für einen Besuch sind gering, einfacher Besuch bei Durchfall, Erkältung etc. unter 5 Euro, X-Ray oder Zahnbohren unter 20 Euro. Es ist also Unsinn, einen Arztbesuch aufzuschieben bis sich alles verschlimmert. Englischsprachige Erklärungen können für die Reiseversicherung erhalten werden.


Behördenwarnungen: Behördenwarnungen sollten ernst genommen werden. Behörden tendieren dazu, die Wege auf irgendeine Art und Weise provisorisch offen zu halten. Solche Provisorien lassen Wanderer dann oft „schlucken“, weil sie eher nicht TÜV-tauglich sind. Sind Wege gesperrt, dann sind sie wirklich gefährlich.

Insbesondere Taifunwarnungen:

Achtung, ein Taifun ist mehr als nur viel Regen mit viel Wind. Taifun bedeutet nämlich: Große Bäume werden entwurzelt, schwere Äste brechen ab, Menschen werden buchstäblich weggeweht, Straßen rutschen über mehrere hundert Meter ab. Wird ein Taifun angekündigt, darf nicht in die Berge und ans Meer gefahren werden. Wird wegen eines schweren Taifuns angekündigt, dass Geschäfte und Arbeit geschlossen werden, fahren keine Busse/Bahnen mehr. Das Haus sollte nicht mehr verlassen werden.


Bekleidung: Taiwans Wetter ist unberechenbar, Kleidung muss sich an die jeweilige Höhenlage anpassen. Tagsüber ist es selbst im Hochgebirge recht warm, sinkt die Sonne und kommt Wind auf, fallen auch die Temperaturen empfindlich um bis 15 Grad. Ersatzkleidung ist empfehlenswert, um nach schweißtreibenden Besichtigungen nicht mit nassem T-Shirt in Klimaanlagen (Bus, Restaurant, eigentlich überall) zu sitzen. Kurze Hosen sind nicht empfehlenswert, weil einiges Gras und Pflanzen sehr scharf sind und die Haut verletzen, geringer Schutz vor Schlangenbissen durch lange Hosen. Ärmellose T-Shirt mit tiefem Ausschnitt eher nicht wegen Sonnenschutz und Ästhetik, besonders beim Männerbusen.


Englischlehrer: Auch wenn es in Reiseführern anders steht: Es ist illegal und vor allem sehr schädlich. Tausende von nicht ausgebildeten Ausländern haben hier ihren Unterhalt durch illegale Lehrtätigkeit verdient und zur schlechten Qualität der englischen Sprache in Taiwan beigetragen. Nicht umsonst muss man nämlich ein Studium absolvieren, um Kinder zu lehren. Außerdem ist unser Englisch nicht so toll wie wir denken. Behörden werden zunehmend strenger.


Erdbeben: Kurz, man kann eh nichts machen. Neue Gebäude sind erdbebensicher, egal wie stark sich das Gebäude bewegt. Wer es das erste Mal erlebt, denkt, dass ihm schwindelig ist. Nicht in Fahrstühle und ins Treppenhaus rennen. Gefühlt dauert es lange, praktisch nur wenige Sekunden. Also: Hinhocken, Hände, Taschen oder Kissen über den Kopf halten. Sonst: Viel Glück.

Fahrverhalten: Fahrprüfungen werden auf einen Parkplatz abgelegt. Bewohner fahren auf abgelegenen Straßen extrem schnell, aber professionell, die LKW sind sehr rücksichtslos. Insbesondere in den Bergen: Das Fahrverhalten der Stadtbewohner ist hochgradig unlogisch, viele Fahrer sind unerfahren, aber ausufernd selbstbewusst. Man kann sich durchaus bereits in einer Engstelle befinden, der Gegenüber wird dennoch nachträglich reinfahren und schimpfen, warum man keinen Platz macht. Unübersichtliche Kurven werden geschnitten, bei Gegenverkehr nicht zwingend auf die eigene Spur ausgewichen. Auf der Autobahn und allen Straßen (selbst einspurigen) wird von links und rechts überholt. Ob das ein Verkehrsverstoß ist, weiß ich nach 19 Jahren immer noch nicht. Ebenso unklar ist mir immer noch, ob Rechts-vor-links-gilt. (Taiwanern auch nicht) Mopedfahrer überholen von allen Seiten, kennen nicht das Problem des toten Winkels – im Falle eines Unfalls haftet dennoch oft der PKW.


Flüsse: Siehe unten, WICHTIG!


Geld: Bar auf dem Flughafen wechseln. Überall gibt es Bankautomaten (bei Convenience Stores, ATM). Master ist manchmal ein Problem, einfach an verschiedenen Automaten probieren, manchmal geht erst der dritte. Barabhebung sind unmöglich, wenn man die letzten großen Orte vor den Cross-Highways verläßt. Umtausch in Banken ist umständlich.


Gefahren: Bei Regen oder starker Sonne werden rücksichtslos Regenschirme aufgespannt und getragen. Das Verhalten der Regenschirmträger ähnelt dem eines Hundes, der mit einem langen Stock durch eine enge Tür will. Nur wird eben hier das Gesicht eines Dritten getroffen: In Fußgängerzonen Hand vor das Gesicht halten.


Gehzeiten: Diese werden sehr unterschiedlich angegeben. In den großen Park kalkulieren sie die eher unportlichen Angestellten, oft zu hoch. Auf den Naturtrails werden sie von Mitarbeitern der Parkverwaltung, Lokalen oder Ureinwohnern benannt. Dann sind sehr schnelle Gehzeiten! Angaben der lokalen Ureinwohner sollten verdoppelt werden. Dumm halt, wenn dieser auch schon einen Ausländerzuschlag gemacht hat.


Insektenschutz: In einigen Wanderungen im Urwald mit hoher Feuchtigkeit können Mücken zur Qual werden, entsprechender Schutz sollte immer dabei sein. Manche Europäer reagieren viel stärker auf die Stiche als in Europa. Die Stiche von einigen Würmern und Insekten können zu sehr schmerzhaften Schwellungen führen. Generell entzündet sich alles schneller in dem heißen Klima. Bienen und Wespen sind generell aggressiver. Blutegel sind leichter zu entfernen.


Kriminalität: Im Vergleich zu westlichen Ländern ist Taiwan sehr sicher, Gewaltkriminalität seltener. Größtes Risiko bleibt der schwachsinnige Straßenverkehr, insbesondere außerhalb von Taipei. Taschendiebstahl in der MRT und nahe Sehenswürdigkeiten.


Öffnungszeiten: Sehr unterschiedlich gehandhabt und wenig berechenbar. Es gibt keine festen Regelung.

Banken: Nicht am Wochenende, im Regelfall 9:00 bis 15:30

Convience Store: 24h/7 Tage, oft großes Angebot

Post: Nicht am Wochenende, 8:30 bis 17:00, auch die Bank

Behörden: Nicht am Wochenende, im Regelfall 9:00 bis 17:00

Geschäfte: Keine geregelten Zeiten, am Wochenende, große Geschäfte täglich 10:00 bis 22:00

Tankstellen: An großen Straßen und in Städten 24h, in kleineren Orten und in den Bergen nur 7:00 bis 20:00

Montag ist für kleinere Geschäfte und Museen oft Ruhetag.


Orientierung: Gerade in Bambuswäldern verirrt man sich sehr schnell, weil die Wege sehr unklar sind und die durcheinander wachsenden Bambusstämme alles erschweren. Die Taiwanesen hängen daher an den Wegen oft weiße Bänder von 10 cm Länge aus Plastik (früher) oder Stoff auf. Die meisten Wege führen eh an einem Creek lang. Sonst: Buschmesser mitnehmen, auch um Wegmarkierungen zu schneiden. Auch Bahnen wie die Taiwaner anbringen. Wenn man sich verirrt, letztlich führen alle Flüsse und Felswände nach unten. Nie allein auf GPS und Mobil verlassen!


Polizei: Entspricht deutschem Standard, ist sehr hilfsbereit, oft im Zweifel auf der Seite des westlichen Ausländers. Im Falle von Verkehrsverstößen NIE Bestechung versuchen oder rumdiskutieren, die Situation verschlimmert sich dadurch nur noch mehr. Außerhalb der Großstädte sind sie noch netter, sprechen aber kein Englisch.


Permits: Auch wenn es in Reiseführern nicht immer erwähnt oder sogar ein Rechtsbruch nahegelegt wird. Nie ohne Permit gehen, die Wege werden in Naturparks kontrolliert. Folgen sind Geldstrafen und Sperre für spätere Permits. Die laxe Einstellung gerade junger, selbstbewusster Amerikaner führt nämlich zu verzweifelten Rettungsaktionen. Dazu wird die Einstellung der Behörden gegenüber Westlern langsam kritischer. Die meisten Permits haben nämlich einen Grund, Sicherheit oder Naturschutz. Wie überall werden manche Rechtsbrüche gedulded, solange nichts passiert. Nur lebe ich hier viel länger und habe oft zu den lokalen Behörden Kontakt. Wenn 2 das selbe machen, ist das Ergebnis nicht immer gleich.


Reisezeit: Beste Zeit ist von März bis Anfang Juni, Mitte September bis Ende Dezember. Im Sommer ist es für Wanderungen unterhalb 1.500 Höhenmeter zu heiß und zu schwül. Außerdem drohen Taifune und Nachmittagsgewitter. Ende Januar und Februar kann es gerade im Norden ständigem Regen, im Hochgebirge zu Schneefällen kommen. Um den Mai ist die Zeit des Pflaumenregens mit längeren Regenperioden. Diese Zeit ist aber mit dem Klimawandel recht unberechenbar geworden.


Sicherheit: siehe Kriminalität, Wildtiere, Fahrverhalten sowie Anmerkungen zum Wandern.


Sprache: In Großstädten findet sich immer jemand, der Englisch spricht. Außerhalb, gerade in der Natur kaum noch. Daher sollten alle Wege vorab mit Unterstützung von Bekannten eine doppelsprachige Sprachliste angefertigt werden. Wer kein Chinesisch gelernt hat, soll die Aussprache gar nicht erst anhand von Sprachführern versuchen, das hört sich etwa an wie GSChRBNSCHHTFFT.


Trinkgeld: Taiwan ist kein Trinkgeldland. Manchmal wird auf Rechnungen nochmals eine Servicegebühr aufgeschlagen, was üblich und zulässig ist – selbst wenn es vorher nur schwer erkennbar war. Man kann im Hotel dem Zimmermädchen 100 NTD geben – wird sie freuen. Fahrer und Reiseleiter kann man geben, vielleicht auch so 150 NTD pro Tag, aber nur wenn sie nicht in Geschäfte abgeschleppt haben.


Verhalten: Außerhalb des Straßenverkehrs wird man nur die nette Version des Taiwanesen im Servicebereich finden. Vergessen Sie den Blödsinn in Reiseführern, wie der Chines so im Allgemeinen tickt. Auch wenn es überall steht: Kein Taiwanese wird Sie aus Gründen der Gesichtswahrung lieber in die falsche Richtung schicken als Unwissenheit zuzugestehen. Er weiß nämlich, dass Sie damit in erhebliche Schwierigkeiten kommen können. Es kann passieren, dass Sie von älteren Taiwanesen ignoriert werden. Dies hat mehr mit Unsicherheit zu tun. In der Regel beruhen unpassende Reaktionen der Taiwanesen auf Unsicherheit, sehr selten auf wirklichem Unwillen.

Vergessen Sie auch den Reiseführer-Unsinn, dass sich der Konfuzius-Chines als solcher nie auf der Straße streiten würde, um sein Gesicht zu wahren. Taiwaner sind auch nur Menschen. Hier wird sich gern und ausgiebig und unsachlich gestritten, gerne laut. Ich habe unzählige Taiwaner zum Thema des konfuziuswahrenden Nichtstreitens gefragt, sie finden alle die Bemerkung, dass der Chines an sich sich nie streitet, sehr lustig.

Gespräche über die taiwanische Geschichte und China sind immer etwas gefährlich. Lassen Sie es einfach: Sie würden auch keinen CSUler unbedingt über die Vorzüge der Linken ansprechen wollen, und umgekehrt. Taiwaner sparen solche Gespräche mit Fremden eher aus. Wenn Sie gefragt werden, ist es ein besonders Engagierter oder ein Festlandchinese. Dann viel Spass! Achtung! Es gibt selten sehr aggressive Autofahrer, die drängeln und auf der Autobahn scharf ausbremsen, weil man ihnen vorher nicht schnell genug Platz gemacht hat. Es gibt unzählige Videos in Youtube. Nicht auf einen Disput einlassen, sie sind jung, und entweder zu zweit oder bewaffnet oder alles.


Verkehrsregeln: Gibt es theoretisch. Folgendes beachten: Durchgesetzt werden nur Geschwindigkeits- und Parkregeln, beide recht streng in Großstädten. Der Rest hat mehr so fakultativ-stimmungsbedingten pragmatisch unlogischen Charakter. Rechts-vor-links, Rechtsfahrgebot etc. werden nur kaum beachtet. Im Regelfall schaut jeder nach vor, dass aber sehr aufmerksam, schnelle Spurwechsel, Einscheren bevor der Überholvorgang beendet ist, sind sehr häufig.


Wanderstock: Geeigneter ist ein Holzstock als moderner Hightech-Kram, weil man ihn oft bei Kletteretappen ablegen muss. Besser zur Bedrohung von wilden Hunden geeignet. Wenn man den modernen Stock benutzt, nicht die Schlaufen um die Hände wickeln. Besser ist es, den Stock zu verlieren als sich beim Abrutschen die Hände zu verdrehen.


Wildtiere: Verhaltensregeln für Kontakt mit wilden Bären erübrigen sich, da diese sehr zurückgezogen leben. Vergessen Sie den Reiseführer-Unsinn, dass es Bären in der Tarokoschlucht zu sehen gibt. Makaken in der Tarokoschlucht und am Jadeberg sind Menschen gewöhnt. Trifft man auf Makaken, die nicht fliehen, sollten alle Lebensmittel und Plastiktaschen schnell eingepackt werden. Gerade Einzelgänger können sehr aggressiv werden. Nicht füttern, auch nicht fürs Foto. Straßenhunde sind Angstbeißer, können sie nicht ausweichen, dann beißen sie zur Selbstverteidigung. Hofhunde auf dem Land und den Bergen können aggressiv werden, mit Stock oder Steinen bedrohen. Soweit wie möglich vom Hofeingang entfernen, Tasche zwischen sich und dem Hund bringen sowie dessen Kläffen ignorieren. Vorsicht vor teils sehr aggressiven Wespen und Bienen – keine stark farbige Kleidung und Parfüm. Umschwirrt eine Wespe dauerhaft und aufgeregt, sofort entfernen, notfalls viel Wasser über den eigenen Kopf schütten, um eventuellen Geruch zu überdecken. Es gab (selten) tödliche Angriffe. Wege können wegen eventueller Nester gesperrt werden, dies ist dann ernst zu nehmen. Relativ große, reale Gefahr durch giftige Schlangen, wer in die freie Natur geht und Wege verlässt, braucht Stiefel und feste Hosen. Im Regelfall flüchten sie, wenn sie Erschütterungen spüren. In der letzten Zeit aber Schlangen getroffen, die nicht weichen oder sogar in Richtung Menschen gehen.

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