Читать книгу Teppiche - Clemens von Alexandria - Страница 56
ОглавлениеXIII. Kapitel
89.
1. Und diese Fragen enthalten den Stoff zu ausführlichen Erörterungen, die wir uns aber für später aufsparen müssen; seiner Zeit jedoch wollen wir sie gründlich behandeln.
2. Valentinus aber schreibt in einer Predigt wörtlich: "Von Anfang an seid ihr unsterblich und seid Kinder eines ewigen Lebens, und ihr wolltet den Tod unter euch aufteilen, damit ihr ihn verbrauchtet und vernichtetet und damit der Tod unter euch und durch euch sterbe.
3. Denn wenn ihr die Welt auflöst, ihr selbst aber nicht aufgelöst werdet, so seid ihr Herren über die Schöpfung und über alles vergängliche Wesen."
4. Auch er nimmt nämlich, ähnlich wie Basileides, ein von Natur zur Seligkeit bestimmtes Geschlecht an und glaubt, daß eben dieses auserlesene Geschlecht von oben herab zu uns gekommen sei, um den Tod zu vernichten, und daß die Entstehung des Todes das Werk dessen sei, der die Welt erschuf.
5. Deshalb faßt er auch jenes Schriftwort “Niemand wird das Angesicht Gottes sehen und am Leben bleiben”2509 in dem Sinn auf, daß damit Gott als Urheber des Todes bezeichnet sei.
6. Von diesem Gott spricht er im folgenden andeutungsweise, wenn er wörtlich so schreibt: "In dem gleichen Maße, wie das Bild hinter dem lebenden Angesicht zurücksteht, in dem gleichen Maße ist auch die Welt geringer als der lebendige Aion (d.h. die vergängliche Welt als das ewige Zeitalter).
90.
1. Wem verdankt nun das Bild seine Entstehung? Der Hochherzigkeit des Angesichts, das dem Maler das Vorbild lieferte, damit das Abbild durch den Namen des Dargestellten geehrt werde; denn nicht völlig der Wirklichkeit entsprechend wurde die Gestalt erfunden, aber der Name ergänzte das, was bei der Nachbildung mangelhaft war. Es wirkt aber auch die Unsichtbarkeit Gottes2510 an der Beglaubigung des (nach seinem Bilde) Geschaffenen mit."
2. Denn Valentinus bezeichnete den Weltschöpfer (den Demiurgos), insofern er Gott und Vater genannt wurde, als das Abbild des wahren Gottes und als seinen Verkünder, als Maler aber die Weisheit (die Sophia), deren Werk das Abbild ist zur Verherrlichung des Unsichtbaren,2511 da alles, was aus der Verbindung eines Paares (aus einer Syzygie) hervorgehe, Vollkommenheiten (Pleromata) seien, was aber von einem einzelnen komme, nur Abbilder.2512
3. Da aber das, was von ihm sichtbar ist, nicht die aus der Mitte stammende Seele ist, so kommt das Auserlesene, und dies ist die Einhauchung des auserlesenen Geistes, die der Seele, dem Abbild des Geistes, eingehaucht wird,2513 und überhaupt sagen sie, daß all das, was mit dem “nach dem Bilde”2514 gewordenen Weltschöpfer geschehen sei,2515 in der Genesis in der Form eines sinnlich wahrnehmbaren Bildes bei der Erzählung von der Erschaffung der Menschen verkündet worden sei.
4. Und tatsächlich beziehen sie die “Ähnlichkeit”2516 auch auf sich selbst, indem sie lehren, daß die Einfügung des auserlesenen Geistes ohne Wissen des Weltschöpfers geschehen sei.
91.
1. Wenn wir einmal davon handeln werden, daß der durch das Gesetz und die Propheten und durch das Evangelium verkündigte Gott ein und derselbe ist, werden wir auch gegen jene Anschauung sprechen (denn hier handelt es sich um eine Frage der Grundtatsachen); aber wir müssen uns (schon jetzt) gegen das Wichtigste wenden.
2. Wenn es das auserlesene Geschlecht ist, das dazu kommt, den Tod aufzulösen, so ist es nicht Christus, der den Tod zunichte gemacht hat;2517 es müßte denn sein, daß auch er selbst als ihnen (den Gliedern des auserlesenen Geschlechtes) wesensgleich bezeichnet würde. Wenn er aber den Tod zu dem Zweck zunichte gemacht hat, daß er dem auserlesenen Geschlecht nichts anhaben kann, so sind nicht sie es, die den Tod zunichte machen, sie, die Nachahmer des Weltschöpfers, die nach den Grundgedanken ihrer Lehre der aus der Mitte stammenden Seele, ihrem eigenen „Bilde“, das Leben von oben einhauchen, mögen sie auch behaupten, daß dies durch die Mutter geschehe.
3. Aber auch wenn sie sagen, daß sie zusammen mit Christus den Tod niederkämpfen, so sollen sie wenigstens die darin verborgene Lehre offen zugeben, daß sie es nämlich wagen, die göttliche Macht des Weltschöpfers anzugreifen, indem sie seine Schöpfung verbessern wollen, gerade als ob sie ihm überlegen wären, und das Bild der Seele zu retten versuchen, das er selbst aus dem Verderben zu erlösen nicht imstande gewesen war.
4. Dann würde aber auch der Herr dem Schöpfergott überlegen sein; das ist aber nicht denkbar; denn der Sohn würde doch wohl nie mit dem Vater um den Vorrang streiten, und noch dazu, wo jeder von beiden Gott ist.
92.
1. Daß aber dieser der Vater des Sohns, der Schöpfer aller Dinge, der allmächtige Herr ist, darüber zu sprechen haben wir auf jene Untersuchung verschoben, in der wir uns unserem Versprechen gemäß mit unserer Rede gegen die Irrlehrer wenden wollen, wobei wir nachweisen werden, daß dieser allein es ist, der von ihm (dem Sohn) verkündigt wurde.
2. Aber zu uns sagt der Apostel an der Stelle, wo er über die Geduld in den Bedrängnissen schreibt: „… und dies kommt von Gott. Denn euch wurde in Gnaden geschenkt, daß ihr für Christus -, nicht nur daß ihr an ihn glauben, sondern auch für ihn leiden dürft, indem ihr denselben Kampf zu bestehen habt, den ihr früher bei mir saht und von dem ihr jetzt bei mir hört.
3. Wenn daher noch eine Gemeinschaft des Geistes etwas gilt, wenn noch Mitleid und Barmherzigkeit etwas gelten, so macht meine Freude dadurch vollkommen, daß ihr eines Sinnes seid, indem ihr die gleiche Liebe hegt, einer Seele und gleicher Gesinnung seid.“2518
4. Und wenn er sein Blut vergießt „über dem Opfer und dem priesterlichen Dienst ihres Glaubens“ und sich dabei freut und sich mit ihnen freut,2519 und wenn der Apostel die, an die sich sein Wort richtet, die Einwohner von Philippi, „Mitteilhaber der Gnade“2520 nennt, wie kann er sie dann „einer Seele“2521 und damit Seelenmenschen (Psychiker) nennen?
5. Und das gleiche Wort verwendet er, wenn er von Timotheus und von sich selbst schreibt: „Denn ich habe niemand, der so mit mir einer Seele wäre2522 und so zuverlässig für euch sorgen würde; denn alle denken ja nur an sich selbst, nicht an die Sache Jesu Christi.“2523
93.
1. Daher sollen uns die Vorgenannten nicht Psychiker nennen, um uns damit zu beschimpfen; aber auch die Phryger2524 sollen es nicht tun; denn jetzt nennen auch diese alle, die nicht Anhänger der neuen Weissagung sind, Psychiker. Gegen sie werden wir in dem Abschnitt über die Weissagung2525 sprechen.
2. Der Vollkommene soll also Liebe üben und von da aus zu der Freundschaft mit Gott emporstreben, indem er aus Liebe die Gebote erfüllt.
3. Das Gebot, daß man seine Feinde lieben soll,2526 bedeutet aber nicht, daß man das Böse lieben soll oder Gottlosigkeit oder Ehebruch oder Diebstahl, sondern den Dieb und den Gottlosen und den Ehebrecher, nicht insofern er sündigt und durch ein irgendwie beschaffenes Tun den Namen Mensch entwürdigt, sondern insofern er ein Mensch und ein Geschöpf Gottes ist. Das Sündigen besteht ja im Tun, nicht im Sein; darum ist es auch kein Werk Gottes.2527
94.
1. Die Sünder heißen aber Feinde Gottes,2528 da sie Feinde seiner Gebote, denen sie nicht gehorcht haben, geworden sind, so wie Freunde die heißen, die den Geboten gehorcht haben, wobei die einen ihren Namen deswegen erhalten haben, weil sie durch ihr vorsätzliches Tun Gott nahe gekommen sind, die anderen, weil sie sich ebenso ihm entfremdet haben.
2. Denn die Feindschaft und die Sünde ist nichts ohne den Feind und den Sünder. Und das Gebot, daß man nichts begehren soll,2529 lehrt nicht deswegen kein Verlangen zu haben, weil die begehrten Dinge etwas uns Fremdes wären, wie diejenigen angenommen haben, die die Lehre aufstellten, daß der Schöpfer ein anderer sei als der erste Gott, und auch nicht, weil die Schöpfung verabscheuenswert und schlecht wäre; denn solche Anschauungen sind gottlos.
3. „Fremd“ nennen aber wir die Dinge dieser Welt, nicht weil sie keine Stätte in dieser Welt hätten, und auch nicht, weil sie nicht Gottes, des Herrn aller Dinge, wären, sondern weil wir in ihnen nicht alle Zeit bleiben, da sie dem dauernden Besitz nach fremd sind und zu dem gehören, was aus der Hand des einen in die des anderen übergeht, und jedem einzelnen von uns nur zu vorübergehendem Gebrauch zu eigen sind, wie sie auch für uns geschaffen worden sind, freilich nur für so lange, als wir notwendig mit ihnen beisammen sein müssen.
4. Entsprechend unserem natürlichen Bedürfnis müssen wir also die Dinge in richtiger Weise verwenden, die uns nicht verwehrt sind; dagegen müssen wir jedes Übermaß und alles leidenschaftliche Daranhängen vermeiden.2530