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3. Lebensrisiken von Frauen und Männern

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Forschungstrends

Ein komplexes Bündel biosozialer Faktoren lag den Risiken zugrunde, die den Lebenslauf von Frauen und Männern begleiteten. An die Stelle älterer Tendenzen, die Fragilität der menschlichen Existenz in einem mittelalterlichen Universum von Krankheit, Gewalt und existentiellen Härten schlechthin zu behaupten, sind längst Analysen der biologisch und sozio-kulturell geformten Lebensumstände getreten, in denen nach Gruppenzugehörigkeit, sozial-ständischem Kontext, Alter und Geschlecht differenziert wird. Erkenntnisgewinne verdanken sich insbesondere der Hinwendung zur materiellen Kultur sowie der Einbeziehung paläopathologischer Forschungen und körpergeschichtlicher Fragestellungen.

Zurzeit stehen vergleichende Untersuchungen noch weitgehend aus. Zwar belegen regional zugeschnittene Studien zu einzelnen Bevölkerungsgruppen die Zusammenhänge von Milieu, Gesundheit, Krankheit und Geschlecht, doch es fehlt an systematischen, verschiedene Zeiten und Räume erfassenden Vergleichen zwischen Stadt und Land, Oberschichten und Basisbevölkerung, Laien und Religiosen.

Die folgenden Kapitel erörtern, mit welchen geschlechts- und schichtenspezifischen Belastungen und Gefährdungen Frauen und Männer in verschiedenen Gesellschaftsschichten konfrontiert waren. Es handelt sich dabei um eine Auswahl von Phänomenen mit einer gewissen Repräsentativität für einen Großteil der Bevölkerung. Der Schwerpunkt liegt auf alltäglichen Verhaltensweisen und Erfahrungen – vom ehelichen Umgang über Krankheitsreaktionen und Arbeitsbedingungen bis zur Gewalttätigkeit. Außerordentliche Geschehnisse wie zum Beispiel Morde bleiben unberücksichtigt, und Normen und Ideale gesellschaftlicher, rechtlicher, religiöser oder medizinischer Art kommen nur unter dem Aspekt ihrer praktischen Umsetzung zur Sprache. Bedingt durch die Überlieferungs- und Forschungslage steht das Spätmittelalter hier im Zentrum.

Frauen und Männer in der Gesellschaft des Mittelalters

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