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1. Freiheit – von Anfang an

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Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.

2. Korinther 3,17

Ich sitze am Steuer meines Autos. Meine Augen tränen, meine Nase läuft, ich bekomme schwer Luft. Draußen explodiert die Natur in frühlingshaften Farben, der Duft von Blüten liegt in der Luft, jemand hat den Rasen gemäht – ich liebe diesen Geruch.

Aber ich ertrage ihn nicht. Von Jugend an leide ich an Heuschnupfen. Jedes Jahr dieselbe Tortur: Kaum erwacht die Natur nach einem langen Winter, schlucke ich Tabletten, gehe selten aus dem Haus, und wenn, dann nur mit etlichen Päckchen Taschentüchern bewaffnet.

Ich habe mich daran gewöhnt – das ist eben so. In meiner Verwandtschaft scheint das normal zu sein, ich habe es wohl geerbt. Und immer öfter bekomme ich zu hören: »Eines Tages wird aus diesem Heuschnupfen Asthma. Das wird bei dir nicht anders sein. Das ist der normale Weg.«

Doch heute ist etwas anders. Ich rieche den Frühling, meine tränenden Augen können sich nicht sattsehen an den unglaublichen Farben von Sträuchern und Bäumen. In mir erwacht eine Sehnsucht nach dem Paradies.

Gottes Schöpfung – ein Fest für alle Sinne – war doch nicht dazu gedacht, dass ich mich mit verweinten Augen und triefender Nase ins sichere Haus zurückziehe. Je mehr ich über Gott nachdenke, über seine Größe und Kreativität, umso wütender werde ich. Wer ist verantwortlich dafür, dass ich Gottes Schöpfung nicht genießen kann? Wem kann ich die Schuld dafür geben?

Na klar, dem Teufel natürlich. Ich lebe in einer gefallenen Welt, in einer Welt voller Schuld und Leid. In einer Welt, die dem Tod preisgegeben ist, die eines Tages zu Ende sein wird. Also ist er schuld an meinem Elend.

Noch während ich diese Gedanken weiterverfolge, schiebt sich eine neue Erkenntnis in meinen Geist und mein Gehirn: Die Bibel sagt, ich bin frei – frei von Schuld, frei von Krankheit, befreit zum Leben. Durch die Wunden von Jesus bin ich geheilt (siehe 1. Petrus 2,24)! Mir gehört ein Leben in Fülle – nicht ein Leben im sicheren Versteck vor Blüten und Pollen.

Wenn das stimmt, dann hat das Auswirkungen auf meine triefende Nase und meine brennenden Augen.

Ich sitze immer noch am Steuer meines Autos. Doch meine Sehnsucht bricht sich Bahn. Ich will leben, und ich habe es satt, dass einer versucht, mich an diesem Leben zu hindern!

Deshalb rufe ich laut: »Lass mich in Ruhe, Teufel, du hast keine Macht über mich. Gott hat mir ein Leben im Überfluss versprochen. Und ich habe es so satt, dass du mich daran hinderst, meinen Schöpfer und seine Schöpfung zu genießen. Schluss jetzt! Verschwinde und komm nie wieder! Ab jetzt werde ich die Natur genießen, ich werde durchatmen, riechen, schmecken und sehen, wie toll mein Gott ist.«

Inzwischen laufen mir Tränen über die Wangen. Ich fühle mich erschöpft, leer und gleichzeitig befreit und voller Hoffnung. Dass andere Autofahrer irritiert zu mir herschauen, nehme ich nur am Rande wahr.

Als ich zu Hause aus dem Auto steige, habe ich den Eindruck, in ein neues Leben zu treten. Tastend und vorsichtig stehe ich von nun an jeden Morgen auf. Ich höre auf, mich auf meine Tabletten und Augentropfen zu verlassen. Stattdessen bete ich meinen Schöpfer an. Ich lebe, als ob ich frei wäre. Und langsam, aber stetig begreife ich: Ich bin frei.

Sieben Jahre ist das nun her. Heute lebe ich ohne Tabletten und ohne Heuschnupfen. Ich begrüße den Frühling nach jedem Winter stürmisch. Wie ein kleines Kind rieche ich am Flieder, an Kirschblüten, an allen möglichen Sträuchern und Blumen. Als ich letztes Jahr am Comer See war, habe ich eine Nacht mitten im berauschenden Duft des Jasmins verbracht. Ich hole nach, was mir all die Jahre geraubt wurde. Und ich liebe meinen Schöpfer und himmlischen Vater noch viel mehr – seit ich seine Freiheit buchstäblich übergestreift habe.

Du sollst frei sein

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