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Freiheit in der Beziehung von Mann und Frau
ОглавлениеIm Paradies gibt es Freiheit, göttliche Freiheit, die keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern kennt. Mann und Frau bekommen denselben Auftrag und können ihn nur gemeinsam ausführen.
Ich erinnere mich an den Beginn meiner Ehe. Mein Mann und ich waren beide ausgebildete Pastoren, wir predigten beide – und wir sahen uns gegenseitig als Konkurrenten: Wer predigte besser? Wer bekam mehr Anerkennung, mehr Gelegenheiten? Wer hatte die ausgefeiltere Exegese vorzuweisen, wer das bessere Konzept?
Das führte unweigerlich zu Spannungen. Konflikte waren vorprogrammiert.
Irgendwann war ich an einem Punkt, an dem ich mich fragte: Ist das, was wir hier leben, das biblische Konzept einer Ehe?
Die Antwort war mir schnell klar: Nein, das kann Gott sich nicht so gedacht haben. Ehe ist doch nicht Krieg, Gegeneinander, Konkurrenz!
Ich brachte meine Sicht von Ehe, meine Verletzungen und meine Verwirrung zu Gott. Und ich bat ihn, mir zu zeigen, wie er sich die Ehe vorgestellt hatte.
Da stieß ich auf einen interessanten Aspekt.
In 1. Mose 2,18 sagt Gott, dass es nicht gut sei, dass der Mensch (Adam) alleine ist. Und er nimmt sich vor, ihm eine Partnerin zur Seite zu stellen, die ihm eine Hilfe sei. In älteren Lutherbibeln findet sich an diesem Punkt das Wort Gehilfin, und genau das ist irreführend.
Später betont Paulus ja im Neuen Testament, dass die Frauen sich ihren Männern unterordnen sollen.
Da ich von einer frommen Erziehung geprägt war, riefen das Wort Gehilfin und Paulus’ Mahnung bei mir folgendes Bild hervor: Eine unterwürfige, äußerlich fromm erscheinende, viele Kinder gebärende Frau entlässt ihren Mann morgens betend zur Arbeit und empfängt ihn abends mit einem guten Essen. Sie fragt ihn nach seinem Tag, lässt ihn ausruhen, hält die Wohnung sauber – und begräbt dabei demütig ihre eigenen Träume.
Hat Eva so gelebt?
Während ich mich intensiver mit der Geschichte von der Erschaffung der Menschen beschäftige, wird mir klar: Nein, so war es nicht.
Ich wandere mit Adam und Eva durch den Garten Eden und stelle fest: Beide sind gleichwertig. Vor Gott gibt es keinen Unterschied. Gott überträgt nicht Adam den Herrschaftsauftrag, und Eva soll die Wäsche bügeln. Nein, Mann und Frau bekommen gemeinsam den Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren.
Sogar Paulus erklärt im Neuen Testament: »Hier ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid allesamt einer in Christus« (Galater 3,28; LUT 1984).
Das hebräische Wort ezer, das Luther irrigerweise mit Gehilfin übersetzt hat, bedeutet Hilfe. Und es wird an vielen anderen Stellen für die Hilfe Gottes gebraucht:
»Unsre Seele harrt auf den Herrn; er ist uns Hilfe [ezer] und Schild« (Psalm 33,20; LUT).
»Ich aber bin elend und arm; Gott, eile zu mir! Du bist mein Helfer [ezer] und Erretter; Herr, säume nicht!« (Psalm 70,6; LUT).
»Vernichtet hat dich, Israel, dass du gegen mich bist, gegen dein Heil [ezer]« (Hosea 13,9; LUT).
Offensichtlich versteht Gott also unter der weiblichen Berufung »eine Hilfe sein« etwas völlig anderes, als Tradition und (Kirchen-)Geschichte daraus gemacht haben.
Deshalb betonen mein Mann und ich heute nicht mehr die Unterschiedlichkeiten von Mann und Frau, sondern die Gemeinsamkeiten. Wir beten gemeinsam, treten gemeinsam vor den Thron Gottes, feiern gemeinsam Abendmahl, salben uns gegenseitig für den göttlichen Auftrag, unterstützen einander und ermahnen uns gegenseitig, wenn wir im Begriff sind, zum Baum der Erkenntnis vorzudringen, statt am Baum des Lebens zu bleiben.
Vor diesem Hintergrund ist die größte Wiederherstellung, auf die wir warten, die Versöhnung der Geschlechter. Wenn Mann und Frau Seite an Seite diesen göttlichen Hirten- und Herrscher-Auftrag annehmen und ausüben, wird aus dem Herrschen kein Zerstören, sondern Heilung und Versöhnung. Wenn Mann und Frau gemeinsam aufstehen und Gott anbeten, wird der Raum für Versuchung immer kleiner. Wenn Mann und Frau gemeinsam ihren Auftrag erfüllen, gibt es keinen Platz für die Schlange.